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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Zeus (Nr. 281). Helios (Nr. 282).

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und Oberkörper fast frontal. Beine nach r. leicht übereinander geschlagen). Der Mantel, über
den Kopf gezogen, läßt den Oberkörper frei, hängt mit einem Zipfel vorn über der 1. Schulter,
das andere Ende ist von hinten her über die Beine gelegt. Im 1. Arm lehnt sein Szepter
und (r.) hält er den Blitz?
Maß: H. 14,5 cm. — Herkunft: Angeblich aus dem Faijum. — Material: Lederbrauner
Ton. — Erhaltung: Mehrfach bestoßen. — Arbeit: Adler schematisch, flaue Form. — Erwähnt: 168.
21. Helios (Tafel 27).
Die Sonne, das Lebenselement und gestaltende Prinzip, ist der Ägypter eindruckvollste
Gottheit gewesen. Jeder aufstrebende Gott hat nach Re's Macht sich gereckt. Die Überliefe-
rung ist voll von Äußerungen über das Verhältnis des Volkes zu ihr. Auch auf die Griechen
wirkte dieser uralte Kult. Auch sie glichen ihren neuen Gott Sarapis allmählich an Helios
an1); bewahrten und hellenisierten einzelne Sonnenmythen2) und erlebten in einer langen Ent-
wicklung wie überall das Absterben der alten Formen, den Sieg des Helios3).
Ihre Eigenliebe hat den fremden Inhalt formal gemeistert. Für Alexandrien und das ab-
hängige Ägypten ist Helios der jugendlich herrliche Gott im wallenden Haar und Strahlen-
kranz4), der seine Züge an alte und junge, auch an umgestaltete ägyptische Götter leiht5);
der Erfolg bleibt nicht aus: immer mehr tritt die einheimische Hauptform zurück6) — neben
ägyptischen Mythen von der Sonnengeburt (S. 62) erhält das Bild des aufsteigenden Helios die
griechische Form7).
282. Heliosbüste auf Lampengriff. (Tafel 27.)
Berlin 19384. Lampenhalter, bestehend aus schmalem, halbkreisförmigen Rand mit
scheibenartiger Füllung. Auf der Füllung in Relief Heliosbüste nach vorn mit Strahlenkranz und
Nimbus. Auf den Schultern gerafftes Gewand.

9 Vgl. meine drei Untersuchungen, S. Iff., oben S. 28. 2) S. oben S. 52 (Horos).

3) M. E. unterschätzt man die ägyptische Zutat in dem großen Prozeß der Umgestaltung sehr stark; s. auch S. 142 Anm. 23.

4) Der Typus, den unser Lampengriff Nr. 282 wiederholt (besser erhalten bei Petrie, Roman Ehnäs LIV, D. 1) ist gemein-
hellenistisch, s. oben S. 138. Wichtig ist aber, daß die Münzen ihn für Alexandrien urkundlich bezeugen, die auf die Schutz-
götter der von Antoninus Pius gebauten Helios- und Selenetore zu beziehen sind (Dattari, Taf. XIII, meine Unters. S. 7). Öfter
geschnittene Steine aus Ägypten, z. B. Berlin 11928, 12475.

5) Vgl. oben S. 137. Harpokrates, der jugendliche Horos, Hermanubis nehmen ihn auch von ihm an.

6) Soviel ich weiß, ist kein ägyptischer Sonnengott in seiner alten Form von den Griechen dargestellt worden außer
Harpokrates und Horos. Auf den Gaumünzen von Theben (Dattari 6239, Taf. XXXV), darum auch auf einer alex. Münze
(Dattari 910, Taf. XIII) erscheint Helios wie Horos zu Pferd, (als fyi^os sieht man ihn auch unter den Göttern bei Edgar,
Greek sculpt. N. 27573, das aus Theben stammt, und merkwürdigerweise in gleichem Kreis in der Inschrift bei Fränkel,
Inschr. v. Pergamon, 337 = Rusch, de Iside et Serapide in Graecia cultis 70): ^d^a^r Elvir "Avovßtv A%ox(>dT/iv"OvEioiv Univ "HUov
E<, foep xai ixfr^v ^a^d r@ foep "A^ Acooxoqovg. .. Auch Helios-Dusares zu Pferd in Petra, Dalman, Petra 74, wie sonst,
Dussaud, Notes de Myth. Syr. 52ff.). Eine Heliosbüste zwischen einer Isis und einem Harpokrates, Berlin 11 933. (Was
Perdrizet, Coll. Fouquet S. 33 über pl. XVI Nr. 48 sagt, ist m. E. nicht zu halten. Wenn ich die Figur recht fasse, ist es ein
sehr oft wiederkehrender Dioskur).
7) Vgl. mit Nr. 283 etwa Daremberg-Saglio IV, 2, 930, Fig. 5983. Cumont, Textes et mon. Mithra II, 232. Saxl, Bei-
träge z. einer Gesch. der Planetendarstell. in „Der Islam" III, 1912, Taf. 4. Der gepanzerte Sonnengott, vgl. Dussaud, Notes
de Myth. Syr. 104f., Paribeni, oben S. 167, Anm. 1. Die plumpe Terrakotte hat doch ein gewisses Interesse: wie der Sockel nicht
Stütze, sondern Rampe wird, die steigenden Rosse im inneren Halbprofil seitlich vom Wagenkasten und nur halb sichtbar sind,
der Kasten selbst an dem Sockel aufstößt, erklärt sich teils aus dem Unvermögen des Handwerkers, teils aber auch aus seinem
Bemühen, in Frontalität ins Relief zu bringen, was vollplastisch oder malerisch allein möglich ist. Seine Vorlage ist
darum eher ein geschnittener Stein oder ein Musterbuch gewesen als eine Rundgruppe. Vgl. z. B. den Stein, den ich bei Furt-
wängler nicht finde, M. Ange de la Chausse, Le grand cab. Romain, Rec. d'Antiq. Rom. ä Rome. Amsterdam 1706 p. 22.
Auf Steinen sonst gewöhnlich in einer Seitenansicht, z. B. der Karneol, Furtwängler, Gemmen XLII, 27; auch Steine aus
Ägypten, z. B. Berlin 9833, 10093.

Weber, Terrakotten.

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