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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Weib (Apotropaion) (Nr. 277—279). Makedon oder Anubis.

167

277. Weib (Apotropaion). (Tafel 26.)
Berlin 9245. Die nackte Frau sitzt frontal mit gespreizten Knieen und legt die Hände auf
die Oberschenkel. Um den Hals ein Band mit Medaillon. Melonenfrisur. Haarknoten auf dem
Hinterkopf. Große Ohrringe.
Rückseite sehr roh angedeutet. Kein Brennloch.
Maß: H. 8,3 cm. — Herkunft: In Kairo gekauft. — Material: Lederbrauner Ton. — Erhaltung:
Beine vom Knie ab gebrochen. Arbeit: Massiv. — Erwähnt: 165, 8.
278. Weib (Apotropaion). (Tafel 26.)
Berlin 9954. Ein nacktes Weib (plumpe, aufgetriebene Formen) sitzt frontal mit stark
seitlich gespreizten Knien. Armhaltung wie 275. Haar in der Mitte gescheitelt und eng am
Kopf anliegend.
Rückseite: Aus der Form. Wenig ausgearbeitet. Kein Brennloch, überall geschlossen, keine Basis.
Maß: H. 11,3 cm. — Herkunft: Angeblich aus dem Faijum. — Material: Lederbrauner Ton. —
Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 369. — Erwähnt: 165, 1.
279. Weib (Apotropaion). (Tafel 26.)
Berlin 14853. Stehende Vettel mit hängenden Brüsten, aufgetriebenem (schwangeren) Leib,
an den sie von den Seiten her die Hände legt. Hohe, gescheitelte, diademartige Frisur.
Rückseite: Flüchtig skizziert. Kein Brennloch.
Maß: H. 12,5 cm. — Herkunft: Ehnäs. — Material: Lederbrauner Ton; Reste von Weiß. —
Erhaltung: Füße abgebrochen; bestoßen. — Arbeit: Massiv (?). — Erwähnt: 165, 2.

19. Makedon oder Anubis als Schlangengott (Tafel 26).

Die Verbindung Mensch und Schlange, die früher besprochen wurde (S. 42 ff.), erscheint
hier männlich und durch die Feldherrntracht bereichert. So zeigen sich manchmal in römi-
scher Zeit orientalische Götter, die in des Weltherrschers Alexander oder des großen
Zeus Haltung die Sprache der Okzidentalen zu reden versuchen1). Der ägyptische
Gott behält in solchen Fällen den Kopf des Tieres, in dem er nach altem Glauben 1
sich offenbart, Horos den Falken, Anubis den Schakal. Diese zweite Zutat zum
Schlangengottypus, die bei unserer Terrakotte verloren, aber fast sicher zu ergänzen Q
ist2), verdeutlicht den Abstand von jenen Herrscherbildern.
F. v. Bissing hat zwei Götter dieses Typus nachgewiesen: Anubis und als seinen
Partner Wepwawet, den Wolfsköpfigen, der dem Makedon, des Anubis Bruder, glich3);
wie der Mythos hellenistischer Zeit erzählt, sind die beiden die Generale im Gefolge des Abb. 97.

1) Lit. bei Paribeni, Bull. Soc. Arch. Alex. 13,1 ff., s. auch unseren Horos oben Nr. 82, Ares Nr. 168. Anubis, Berlin 14418.
Schaefer, Ägypt. Kunst in Bildern, 28, Nr. 8 und andere.

2) Vgl. etwa den Anubis mit Schakalkopf, Menschenrumpf und Schlangenende in der von Bissing, Kom esch-Schukafa,
(Sieglin-Exped. I) S. 143 besprochenen Bronze des Vatikan (Abb. 97) und den 1. Wächter des Grabs von Schukafa; ähnliches
Stück in Kairo, das bei Edgar, Greek bronzes, zu fehlen scheint.

3) Diodor I 20. Bissing, Kom esch-Schukafa, (Sieglin-Expedit.), S.158; derselbe, Text zu Bissing-Bruckmann, Lief. XII.
Makedon, der Heros von Makedonien: και Μακεδόνα τον υιόν άπολιπεϊν βασιλέα τής άπ εκείνον προσαγορενθείσης Μακεδονίας . . .
Der Weltherrschaftsmythos des Osiris scheint schon altägyptisch zu sein, Brugsch, Ägypt. Zeitschr. 1886 S. 6; aber mit
solch zwingender Deutlichkeit kann er erst in der Zeit der Weltmacht der Frühptolemäer ausgebildet sein. — Tragen die
Götter römische Panzer, so sind sie modernisiert wie die Isis oben S. 37 und Bubastis Nr. 173/4.
 
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