A. Götter.
(Tafel 1—29.)
Abb. 1.
1. Osiris (Tafel 1).
Unter den Denkmälern der hellenisierten ägyptischen Welt begegnet dem Forscher öfter
das Kultbild eines aus vorgriechischer Zeit in gleicher Form noch nicht bekannten Gottes.
Seit Athanasius Kirchers Zeiten, vielleicht schon seit denen des Altertums, mühte man sich
um sein Verständnis. Wen stellt das 1—6 beschriebene Bild dar? Wann entstand der
Typus? Was verhieß dieser Gott?1)
Aus den Terrakotten allein ist eine einfache Lösung nicht zu gewinnen, denn das ur-
sprüngliche Bild wird — das lehren andere Kopien — von ihnen nicht getreu wiederholt.
Um Arbeit zu sparen, vereinfacht der Töpfer die Ausstattung; stets liegt es bei ihm, durch
Bemalung zu ergänzen, was fehlte oder im Relief nur angedeutet war. Manch anderer hat
wohl, was er nicht verstand, auch nicht mehr kopieren wollen, 6. Aber über alle leichten
Differenzen hinaus offenbaren die allen Stücken gemeinsamen Züge ein Vorbild von kanonischer
Bedeutung: ein Bild, das allein und zusammen mit gleichartigen in einem großen Tempel
griechisch-ägyptischen Stils gestanden haben muß, das in einer Trias vorkommt, das auch
außerhalb Ägyptens in gleicher Form und nach gleichem Ritus verehrt wurde2).
Der Gott steht auf einer stark gegliederten, hohen Basis griechischer Profilierung3), die
jedoch nicht organisch mit dem Bild verbunden sein kann, wie die Terrakotten glauben
9 Ich habe in meinen „drei Untersuchungen" (s. zu 1) S. 29 ff. versucht, das bis dahin mir bekannte Material zu-
sammen zu benutzen. Es ist nur weniges dazugekommen. Ich greife hier nochmals, ausführlicher als billig erscheinen mag,
auf die Sache zurück, um Bedenken A. Ermans und G. Möllers gegenüber klar zu werden.
2) Auch außerhalb Ägyptens, vor allem in ägyptischen Kreisen Roms tritt er auf, a. a. 0. S. 35 ff.
3) Auch auf den Münzen erscheint sie, vereinfacht, Dattari, Numi Augg. Alexandrini, Taf. XI, 827, 1328; flüchtiger
1329. Eine einfache Platte: 1322 2500, 1654. Daß der Kranz um den Fuß auch zur Vergrößerung der Standfläche dient,
zeigen ganz sicher 827, 830, 1329, 1658, 3620. Das älteste Stück, 473, wie alle Exemplare der Großkunst haben keine
Standplatte, so noch das späteste unter den Münzen, 5233. Darum muß der Streifen zwischen dem oberen Rundstab und
dem Kranz, wie die Terrakotten flüchtig ihn zeigen, noch zum Profil der Basis gehören und kann unmöglich ein Mumien-
fußkasten sein. — Zwei ßa^a im ägypt. Tempel in Ostia gestiftet: I. G. XIV, 915. Die alex. Bilder von den ßa^a ge-
stürzt: Theodoret, eccl. hist. V 1059, Migne, P. Gr. 82, S. 1246.
3*
(Tafel 1—29.)
Abb. 1.
1. Osiris (Tafel 1).
Unter den Denkmälern der hellenisierten ägyptischen Welt begegnet dem Forscher öfter
das Kultbild eines aus vorgriechischer Zeit in gleicher Form noch nicht bekannten Gottes.
Seit Athanasius Kirchers Zeiten, vielleicht schon seit denen des Altertums, mühte man sich
um sein Verständnis. Wen stellt das 1—6 beschriebene Bild dar? Wann entstand der
Typus? Was verhieß dieser Gott?1)
Aus den Terrakotten allein ist eine einfache Lösung nicht zu gewinnen, denn das ur-
sprüngliche Bild wird — das lehren andere Kopien — von ihnen nicht getreu wiederholt.
Um Arbeit zu sparen, vereinfacht der Töpfer die Ausstattung; stets liegt es bei ihm, durch
Bemalung zu ergänzen, was fehlte oder im Relief nur angedeutet war. Manch anderer hat
wohl, was er nicht verstand, auch nicht mehr kopieren wollen, 6. Aber über alle leichten
Differenzen hinaus offenbaren die allen Stücken gemeinsamen Züge ein Vorbild von kanonischer
Bedeutung: ein Bild, das allein und zusammen mit gleichartigen in einem großen Tempel
griechisch-ägyptischen Stils gestanden haben muß, das in einer Trias vorkommt, das auch
außerhalb Ägyptens in gleicher Form und nach gleichem Ritus verehrt wurde2).
Der Gott steht auf einer stark gegliederten, hohen Basis griechischer Profilierung3), die
jedoch nicht organisch mit dem Bild verbunden sein kann, wie die Terrakotten glauben
9 Ich habe in meinen „drei Untersuchungen" (s. zu 1) S. 29 ff. versucht, das bis dahin mir bekannte Material zu-
sammen zu benutzen. Es ist nur weniges dazugekommen. Ich greife hier nochmals, ausführlicher als billig erscheinen mag,
auf die Sache zurück, um Bedenken A. Ermans und G. Möllers gegenüber klar zu werden.
2) Auch außerhalb Ägyptens, vor allem in ägyptischen Kreisen Roms tritt er auf, a. a. 0. S. 35 ff.
3) Auch auf den Münzen erscheint sie, vereinfacht, Dattari, Numi Augg. Alexandrini, Taf. XI, 827, 1328; flüchtiger
1329. Eine einfache Platte: 1322 2500, 1654. Daß der Kranz um den Fuß auch zur Vergrößerung der Standfläche dient,
zeigen ganz sicher 827, 830, 1329, 1658, 3620. Das älteste Stück, 473, wie alle Exemplare der Großkunst haben keine
Standplatte, so noch das späteste unter den Münzen, 5233. Darum muß der Streifen zwischen dem oberen Rundstab und
dem Kranz, wie die Terrakotten flüchtig ihn zeigen, noch zum Profil der Basis gehören und kann unmöglich ein Mumien-
fußkasten sein. — Zwei ßa^a im ägypt. Tempel in Ostia gestiftet: I. G. XIV, 915. Die alex. Bilder von den ßa^a ge-
stürzt: Theodoret, eccl. hist. V 1059, Migne, P. Gr. 82, S. 1246.
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