Akrobaten (Nr. 338). Makedone.
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Das zweite Exemplar erlaubt uns die Ergänzung unseres etwas beschädigten Stücks
(Abb. 105). Der stämmige Jüngling ist bekleidet mit Helm und lustig flatterndem Mantel, mit
der Trikothose4) der Gaukler, Ringer und Tänzer, die der andere als einziges Be-
kleidungsstück trägt. Man darf wohl noch auf die weit ins Gesicht hereingekämmten
Haare der beiden Adonisse hinweisen, die zur Standestracht gehören werden.
Abb. 105.
338. Akrobaten. (Tafel 31.)
Berlin 8833. Ein athletischer Mann, nackt, strähniges, kurzgeschnittenes Haar, um
den Hals an einer Schnur 3 Scheibchen (Preismünzen?) und um die Lenden eine kurze
Hose mit gemustertem Rand tragend. Er hockt frontal mit angezogenen Knien und trägt an 2 Griffen
über dem Kopf (stark angespannte Halsmuskeln) mit steil erhobenen Armen ein offenes rahmen-
artiges Gestell, auf dem, auch frontal und in Grätsche, ein kräftiger jüngerer Mann sitzt, eben-
falls mit dem badehoseähnlichen Lendenschurz mit Phallostasche bekleidet. Von der r. Schulter
zur 1. Hüfte läuft ein Band, an dem mitten auf der Brust ein Mäntelchen befestigt ist, das
(jetzt abgebrochen) über die 1. Schulter zurückflatterte (vgl. Abb. 105). Die Unterarme fehlen, aber
sind nicht abgebrochen.
Rückseite: Aus der Form, kein Brennloch.
Maß: H. 17,2 cm. - Herkunft: In Alexandrien gekauft. — Material: Fahlgrüner bis dunkel-
brauner Ton mit schwarzen Flecken. — Erhaltung: Kopf, Mäntelchen des oberen, 1. Oberarm,
Ohren, die Nase und Füße des unteren abgestoßen. — Arbeit: Die Innenfüllung des Rahmens
ist nachträglich ausgeschmiert. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 372. — Erwähnt: 200f.
14. Makedone (Tafel 32).
Solch wohlgenährte Männer (339—341), die stehend oder schreitend in ihrem tiefgegürteten Rock,
Mantel und einer flachen Mütze öfter begegnen1), müssen zu einer Volksgruppe gehören, in
der man Wert auf Würde legte und die um ihrer Breitspurigkeit, stolzen Behäbigkeit willen
der Spötter Lust zu leiser Persiflage weckte. Wer ist diese Gesellschaft?
Von der Erklärung der Mütze allein dürfen wir positive Antwort erwarten, wenn auch
die Kleidung selbst Soldaten vermuten läßt2). Diese tellerartige Kappe mit überstehendem
Rand tragen auch Figuren nichtägyptischer Herkunft und aus wesentlich älterer Zeit wie unsere
Terrakotten, sie trägt vor allem der Miles gloriosus. Liegt es da nicht nahe, an den ehren-
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o^^o^a^t;, <pÄouor')a d£aT@o^avovvTaG, ipeaGiv
al^oßaiag, n^zTotöt nEzavguHfeag ev sgyoig
aiß^i xal ya^ ^ueT^^ra fyya telovviaQ.
Anderes bei Reich, Mimus 511 ff., 516, 2 = Athenaeus 19 d, f von einem Alexandriner; 522. — Sprechender als viele lit. Belege
wirkt der treffliche Held Perdrizet, Coll. Fouquet pl. XXVI, dessen männliche Sportvollkommenheit unsere größten Kari-
katuristen kaum knapper wiedergeben könnten. — 2 Ringer aus Ägypten bei Ridder, Bronzes de la coll. Le Clerq, pl. XLI,
Nr. 254.
4) Vgl. auch z. B. Daremberg-Saglio, Fig. 6677 (Vase, 4. Jahrh., Gauklerin) Berlin, Antiquarium 7092 (gl. Zeit, Terr.
aus Megara, Tänzerin), den nubischen Buben unten Nr. 396, Gauklerin, vielleicht auch an dem etrusk. Spiegel, Vente Coll.
Cheval. M. 2., 3. Juni 1896, Nr. 150 pl. III; vgl. andere Hinweise bei Reich, Mimus 527.
9 Parallelen in Marseille Nr. 1129, Heidelberg, Arch. Inst, und sonst.
2) Vgl. Breccia, Iscriz. 481 (Cat. gen. Mus. Alexandrie) Taf. Lill 127 (= CILIII 6596): Röm. Soldat. 480 = Taf. LII
126 (CILIII 6592): 'natione Macedo'.
Weber, Terrakotten.
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Das zweite Exemplar erlaubt uns die Ergänzung unseres etwas beschädigten Stücks
(Abb. 105). Der stämmige Jüngling ist bekleidet mit Helm und lustig flatterndem Mantel, mit
der Trikothose4) der Gaukler, Ringer und Tänzer, die der andere als einziges Be-
kleidungsstück trägt. Man darf wohl noch auf die weit ins Gesicht hereingekämmten
Haare der beiden Adonisse hinweisen, die zur Standestracht gehören werden.
Abb. 105.
338. Akrobaten. (Tafel 31.)
Berlin 8833. Ein athletischer Mann, nackt, strähniges, kurzgeschnittenes Haar, um
den Hals an einer Schnur 3 Scheibchen (Preismünzen?) und um die Lenden eine kurze
Hose mit gemustertem Rand tragend. Er hockt frontal mit angezogenen Knien und trägt an 2 Griffen
über dem Kopf (stark angespannte Halsmuskeln) mit steil erhobenen Armen ein offenes rahmen-
artiges Gestell, auf dem, auch frontal und in Grätsche, ein kräftiger jüngerer Mann sitzt, eben-
falls mit dem badehoseähnlichen Lendenschurz mit Phallostasche bekleidet. Von der r. Schulter
zur 1. Hüfte läuft ein Band, an dem mitten auf der Brust ein Mäntelchen befestigt ist, das
(jetzt abgebrochen) über die 1. Schulter zurückflatterte (vgl. Abb. 105). Die Unterarme fehlen, aber
sind nicht abgebrochen.
Rückseite: Aus der Form, kein Brennloch.
Maß: H. 17,2 cm. - Herkunft: In Alexandrien gekauft. — Material: Fahlgrüner bis dunkel-
brauner Ton mit schwarzen Flecken. — Erhaltung: Kopf, Mäntelchen des oberen, 1. Oberarm,
Ohren, die Nase und Füße des unteren abgestoßen. — Arbeit: Die Innenfüllung des Rahmens
ist nachträglich ausgeschmiert. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 372. — Erwähnt: 200f.
14. Makedone (Tafel 32).
Solch wohlgenährte Männer (339—341), die stehend oder schreitend in ihrem tiefgegürteten Rock,
Mantel und einer flachen Mütze öfter begegnen1), müssen zu einer Volksgruppe gehören, in
der man Wert auf Würde legte und die um ihrer Breitspurigkeit, stolzen Behäbigkeit willen
der Spötter Lust zu leiser Persiflage weckte. Wer ist diese Gesellschaft?
Von der Erklärung der Mütze allein dürfen wir positive Antwort erwarten, wenn auch
die Kleidung selbst Soldaten vermuten läßt2). Diese tellerartige Kappe mit überstehendem
Rand tragen auch Figuren nichtägyptischer Herkunft und aus wesentlich älterer Zeit wie unsere
Terrakotten, sie trägt vor allem der Miles gloriosus. Liegt es da nicht nahe, an den ehren-
%vec°v egyeor xev%eL novonaixroQas ävboas
o^^o^a^t;, <pÄouor')a d£aT@o^avovvTaG, ipeaGiv
al^oßaiag, n^zTotöt nEzavguHfeag ev sgyoig
aiß^i xal ya^ ^ueT^^ra fyya telovviaQ.
Anderes bei Reich, Mimus 511 ff., 516, 2 = Athenaeus 19 d, f von einem Alexandriner; 522. — Sprechender als viele lit. Belege
wirkt der treffliche Held Perdrizet, Coll. Fouquet pl. XXVI, dessen männliche Sportvollkommenheit unsere größten Kari-
katuristen kaum knapper wiedergeben könnten. — 2 Ringer aus Ägypten bei Ridder, Bronzes de la coll. Le Clerq, pl. XLI,
Nr. 254.
4) Vgl. auch z. B. Daremberg-Saglio, Fig. 6677 (Vase, 4. Jahrh., Gauklerin) Berlin, Antiquarium 7092 (gl. Zeit, Terr.
aus Megara, Tänzerin), den nubischen Buben unten Nr. 396, Gauklerin, vielleicht auch an dem etrusk. Spiegel, Vente Coll.
Cheval. M. 2., 3. Juni 1896, Nr. 150 pl. III; vgl. andere Hinweise bei Reich, Mimus 527.
9 Parallelen in Marseille Nr. 1129, Heidelberg, Arch. Inst, und sonst.
2) Vgl. Breccia, Iscriz. 481 (Cat. gen. Mus. Alexandrie) Taf. Lill 127 (= CILIII 6596): Röm. Soldat. 480 = Taf. LII
126 (CILIII 6592): 'natione Macedo'.
Weber, Terrakotten.
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