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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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2

Einleitung.
hängende Resultate verspricht, ist das alles ganz unverständlich, wenn man bedenkt, wie in
anderen Provinzen des Imperiums die sichere und verfeinerte Grabungsmethode der Lokalforscher
oft erlaubt, aus armseligen Funden weittragende historische Schlüsse zu ziehen.
In der Veröffentlichung dieser Terrakottensammlung wird nun der Versuch gemacht, einen
wohlgeborgenen Schatz zugänglich zu machen, durch sachliche Erklärungen jedes Stück in seinem
Eigendasein, in seinen Beziehungen zurUmwelt, und alle zusammen als Zeugnisse örtlich bedingter
Menschenkultur zu begreifen. Auf den wählerischen Geschmack einzelner Liebhaber Rücksicht
zu nehmen war da nicht möglich; dieser Provinzialkunst gegenüber treten in den meisten Fällen
die ästhetischen Anforderungen zurück; wenn auch die Reflexe der Hochkultur auf den elendesten
Stückchen noch spielen, die Fülle des Inhalts, die vielen Rätsel der Darstellung drängen noch zu
sehr nach vorn und verlangen Lösung. Die Forderung scheint darum nicht maßlos, daß für eine
erschöpfende Behandlung aller Probleme die Tausende von Parallelen möglichst bald zugänglich
werden.
Geschichte der Sammlung.
Von den bis jetzt bekannten (rund 5000) Terrakotten, die sicher aus dem griechisch-römischen
Ägypten stammen und heute über viele Museen zerstreut sind, besitzt die Berliner Sammlung ein
gutes Zehntel; darunter sind auch ungefähr die ersten in Europa bekannt gewordenen, die nach und
nach, als Geschenke oder durch Kauf sehr früh ins Museum gekommen sind und zu seinem älteren
Bestand gehören (Inv. Nr. 511 ff. bis 8833). Die innerhalb der Nummern 8834—9685 in den Inven-
taren eingereihten Erwerbungen hat vor 28 Jahren Adolf Erman von einer ägyptischen Reise (1885)
mitgebracht (182 St.) Schon damals — es begann eben der neue Aufschwung der Ägyptologie, die
neue Wissenschaft der Papyrologie trat auf — hat er die Bedeutung der kleinen Figuren er-
kannt; gelegentlich hat er seitdem einzelne Erwerbungen besprochen oder bestimmter auf die
Masse hingewiesen. Durch Ankauf, Ausgrabungen, Schenkungen ist der Bestand systematisch
erweitert bis in die jüngsten Tage; wichtigere Stücke sind im Ausführlichen Verzeichnis (2.Aufl. 1899)
kurz beschrieben, öfter auch mit Namen bezeichnet; nun soll die ganze Serie zugänglich werden.
Herkunft.
Über die Herkunft der Terrakotten ist umfassende Gewißheit nur in vereinzelten Fällen zu
erlangen. Die Durchsicht der Erwerbungslisten im allgemeinen ergibt, daß die Hauptmasse aus
Ägypten stammt. Eine kleine, von ihr stilistisch nicht abweichende Gruppe ist außerhalb
dieses Landes, teils in Italien, teils in Deutschland gekauft. Mit einer Ausnahme (21), die gewiß
in Italien heimatberechtigt ist, sind diese im Handel dahin verschlagen worden, da ihr Inhalt
— außerhalb Ägyptens kaum verständlich — und ganz sichere Parallelen beweisen, daß auch sie
zu dieser Masse gehören1). Aber von den aus Ägypten mitgebrachten brauchen nicht alle im Land
wirklich hergestellt zu sein: 165, 284, 353, 354, 366; äußerlich sind diese schon leicht zu erkennen.
!) 156, 252, 327, 421 entstammen deutschen Privatsammlungen, die in Ägypten gebildet wurden. Die andern sind anders-
wo total deplaziert (vor allem 141, 149, 197, 247); ihr Inhalt weist nach Ägypten; einzig bei 144 könnten Zweifel entstehen;
aber auch dies ist kaum aus dem Ganzen zu lösen. — Versprengte Stücke sah ich öfter, z. B. bei Kleinhändlern in Neapel,
sogar in Madrid, besonders häufig in Paris. Ein Stück „in den Dardanellen", s. Winter, Typ.-Kat. II, 299, 6; unten S. 198,
Anm. 6. Die Stücke werden in neuerer Zeit versprengt sein; denn sie gehören kaum zu dem aus Ägypten ausgeführten
Tand (fo^^) Jahn, Abh. Sächs. Ges. Wiss. 1870, 265 ff. Unsere Nr. 21, Stück von einer Lampe, zeigt den Firnis wie man ihn
von Lampen des 2. Jahrh. kennt; spezifisch alexandrinisches oder lokalägyptisches kann ich daran nicht erkennen.
 
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