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Isis. Schlangengöttin.
das heilige Wassergefäß stützend56), an einen Pilaster sich lehnt, der als Stütze nur in
griechischer Kunst bekannt ist. So sehr diese Darstellung dem Gedanken an die grie-
chische Isis förderlich ist, so sehr das Durcheinander formaler Motive die ausgleichende
griechische Zeit voraussetzt, so wenig ist die Stellung jung, die hinter ägyptischen Vorbildern
herzieht; auch der Gedanke selbst ist ägyptisches Gemeingut, nicht einmal Isis ursprünglich
eigen57). Denn die Schlange ist „Buto", die am Scheitel des Re glänzt, die Gegner des Gottes
durch Feuerspeien bekämpfend; sie gehört der Hathor-Tefnut, die sie aus der Fremde heim-
geholt hat58). Eine Statuette unseres Typs bestätigt uns dies; denn die ist sicher Hathor59).
Sie trotzdem Isis zu benennen, ist angesichts des außerägyptischen Materials geboten, da Hathor,
kaum außerhalb Ägyptens bekannt, für alle Nichtägypter in Isis aufgegangen war. Für das Land
selbst ist ein Urteil schwieriger; zeigen doch einzelne Bilder, daß sie auch neben Isis stand60)
Andere Beispiele führen zu einer weiteren Gruppe hinüber.
3a. Schlangengöttin (Tafel 3).
Die Grundform dieser Gruppe (30—35) zeigt eine griechische Frau1) mit der Hathorkrone und
einem Herzamulett zwischen den Brüsten, unter denen ein Schlangenleib ansetzt; der Schlangen-
schwanz ist in weitem Bogen hinter ihr herumgeschlagen2); seine Windungen werden nach
den Seiten verteilt, wenn sie auf dem schmalen, niedrigen Thronsitz3), 33, 34, sich erhebt. Während
hier einziges Attribut eine in den Schwanzwindungen steckende Fackel ist4), zeigt 30, den
menschlichen Teil stärker betonend, die Arme, die wie bei 27 Schlange5) und Situla halten,
den Übergang von Mensch und Tier etwas tiefer und durch den Isismantel verdeckt, dazu
einen ägyptisierenden Kopf.
Das sind klare Differenzen, die uns zunächst zwingen, verschiedene Gottheiten in ihnen
zu erkennen. So könnte man 32—34 als Hekate ansehen6); dann freilich lassen wir die
56) s. oben S. 23, Anm. 29. Auf Münzen erscheint diese Schnabelkanne, die Apuleius XI, 11 genau beschreibt, z. B.
Dattari Taf. XVI, 918 (Hermanubis), XVII, 2643 (Isis), XXVIII, 10, 1126, 1941, 1977, XXXIV, 6309 („Harpokrates"
vorn Nomos Menelaites).
57) Ein falkenköpfiger Gott trägt die Schlange ebenso, Daressy, Stat. de Divinites (Cat. Gen. du Caire 38 634) pl. XXXV
(vgl. p. 403); ferner der Horus römischer Zeit, Berlin 17 549 = Erman, Religion2, Fig. 147; Bes, der in der L. sie
trägt, Daressy, a. a. 0., 38 719, 38 721: „uraeus dont la queue s'enroule deux fois autour de Tavant-bras", vgl. den aus-
gestreckten Arm mit dem Lebenskreuz, z. B. das Fragment, Petrie, Memphis III, Taf. XL, 10 (Datierung falsch).
58) Erman, Religion2 13; Sethe, Untersuchungen V, 3, S. 10, 31.
59) Statuette in Athen, Slg. Dimitriu. Rubensohn wird sie demnächst veröffentlichen.
60) Vgl. z. B. den Fingerring aus Alexandria („very rude") bei Marshall, Fingerrings, S. 22, Nr. 117, M
Fig. 28, wo sie r. steht, 1. ein Sistrum schwingend (Mitte wohl Sarapis?), ebenda S. 23, Nr. 118, die gleiche Figur, ^I&3
an Pilaster gelehnt, vor ihr auf Sockel „Kanope". Dattari, Taf. XI, 830 (oben Abb. 3) zwei „Kanopen",
1. Harpokrates, r. unsere Göttin, wohl auch Taf. XVII 921, „Iside con Harpocrates", in der erhobenen
R. Uräus? Die Münze aus dem Busirites ist mir zu unsicher, Dattari, 6221, Taf. XXXV. Abb. 18.
i) Karlsruhe H. 849 ist ägyptisiert. Vgl. auch die Schlange mit dem Kind ebenda, unten S. 43, Anm. 9.
2) Vgl. die ägypt. Abb. 20, 21. — Hier sind die Reliefgründe ineinander geschoben.
3) Der Thron: Die obere Leiste ist hier kein Uräenfries. Auch Kairo 26 926 deutlich vertikale Stäbchen. Die Rück-
wand wohl geschlossen. Sitz von frontalen, geflügelten Sphingen (aeg., auch ägyptisierend [Furtwängler, Gemmen III,
Taf. 45] wären es Löwen) getragen, die in dieser Zeit oft vorkommen: z. B. am Thron, vgl. Kairo 26 926, Ex. in Karlsruhe
frei: Abb. 25, S. 46, Anm. 34. Perdrizet, Coll. Fouquet, Taf. XIV; auch in Terrakotten; v. Bissing, Kom esch-Schukafa
(Schreiber, Sieglin-Exp.) S. 151. Collignon, Statues funer. 81 ff., Litt. 81,2, Abb. 3. Als Stützen eines griech. Thrones,
Winter, Typ. Kat. I 90, 4. (Cypern u. angebl. Alexandrien). Zur Draperie des Thrones vgl. oben Abb. 3.
4) In altägypt. Zeichnung wird das Szepter schief hinter der Schlange, die auf dem Korb sich erhebt, vorbeigeführt;
praktisch unmöglich. Vgl. z. B. die Abb. bei Erman, Religion2 26, Fig. 35.
5) Gesichert durch zwei Kairiner Ex., 26930, 26925.
6) Lucian, Philopseudes 24: ^ 0€ 'Exani nara^aaa rep deaxovreicp nodi Tovdacpog enoi^ae yaa^a Tra^pteyeOeg, filixov zaQia^stov
rö fo^og;; vgl. Heckenbach, Rel. Gesch. V. V. 9, 3, 94. Vgl. auch Wünsch, Aus griech. Zauberpapyri, S. 11, s. aber auch
unten Anm. 18. Die Fackel tragen sonst Hekate, Athena, Selene, Demeter, Eros.
Isis. Schlangengöttin.
das heilige Wassergefäß stützend56), an einen Pilaster sich lehnt, der als Stütze nur in
griechischer Kunst bekannt ist. So sehr diese Darstellung dem Gedanken an die grie-
chische Isis förderlich ist, so sehr das Durcheinander formaler Motive die ausgleichende
griechische Zeit voraussetzt, so wenig ist die Stellung jung, die hinter ägyptischen Vorbildern
herzieht; auch der Gedanke selbst ist ägyptisches Gemeingut, nicht einmal Isis ursprünglich
eigen57). Denn die Schlange ist „Buto", die am Scheitel des Re glänzt, die Gegner des Gottes
durch Feuerspeien bekämpfend; sie gehört der Hathor-Tefnut, die sie aus der Fremde heim-
geholt hat58). Eine Statuette unseres Typs bestätigt uns dies; denn die ist sicher Hathor59).
Sie trotzdem Isis zu benennen, ist angesichts des außerägyptischen Materials geboten, da Hathor,
kaum außerhalb Ägyptens bekannt, für alle Nichtägypter in Isis aufgegangen war. Für das Land
selbst ist ein Urteil schwieriger; zeigen doch einzelne Bilder, daß sie auch neben Isis stand60)
Andere Beispiele führen zu einer weiteren Gruppe hinüber.
3a. Schlangengöttin (Tafel 3).
Die Grundform dieser Gruppe (30—35) zeigt eine griechische Frau1) mit der Hathorkrone und
einem Herzamulett zwischen den Brüsten, unter denen ein Schlangenleib ansetzt; der Schlangen-
schwanz ist in weitem Bogen hinter ihr herumgeschlagen2); seine Windungen werden nach
den Seiten verteilt, wenn sie auf dem schmalen, niedrigen Thronsitz3), 33, 34, sich erhebt. Während
hier einziges Attribut eine in den Schwanzwindungen steckende Fackel ist4), zeigt 30, den
menschlichen Teil stärker betonend, die Arme, die wie bei 27 Schlange5) und Situla halten,
den Übergang von Mensch und Tier etwas tiefer und durch den Isismantel verdeckt, dazu
einen ägyptisierenden Kopf.
Das sind klare Differenzen, die uns zunächst zwingen, verschiedene Gottheiten in ihnen
zu erkennen. So könnte man 32—34 als Hekate ansehen6); dann freilich lassen wir die
56) s. oben S. 23, Anm. 29. Auf Münzen erscheint diese Schnabelkanne, die Apuleius XI, 11 genau beschreibt, z. B.
Dattari Taf. XVI, 918 (Hermanubis), XVII, 2643 (Isis), XXVIII, 10, 1126, 1941, 1977, XXXIV, 6309 („Harpokrates"
vorn Nomos Menelaites).
57) Ein falkenköpfiger Gott trägt die Schlange ebenso, Daressy, Stat. de Divinites (Cat. Gen. du Caire 38 634) pl. XXXV
(vgl. p. 403); ferner der Horus römischer Zeit, Berlin 17 549 = Erman, Religion2, Fig. 147; Bes, der in der L. sie
trägt, Daressy, a. a. 0., 38 719, 38 721: „uraeus dont la queue s'enroule deux fois autour de Tavant-bras", vgl. den aus-
gestreckten Arm mit dem Lebenskreuz, z. B. das Fragment, Petrie, Memphis III, Taf. XL, 10 (Datierung falsch).
58) Erman, Religion2 13; Sethe, Untersuchungen V, 3, S. 10, 31.
59) Statuette in Athen, Slg. Dimitriu. Rubensohn wird sie demnächst veröffentlichen.
60) Vgl. z. B. den Fingerring aus Alexandria („very rude") bei Marshall, Fingerrings, S. 22, Nr. 117, M
Fig. 28, wo sie r. steht, 1. ein Sistrum schwingend (Mitte wohl Sarapis?), ebenda S. 23, Nr. 118, die gleiche Figur, ^I&3
an Pilaster gelehnt, vor ihr auf Sockel „Kanope". Dattari, Taf. XI, 830 (oben Abb. 3) zwei „Kanopen",
1. Harpokrates, r. unsere Göttin, wohl auch Taf. XVII 921, „Iside con Harpocrates", in der erhobenen
R. Uräus? Die Münze aus dem Busirites ist mir zu unsicher, Dattari, 6221, Taf. XXXV. Abb. 18.
i) Karlsruhe H. 849 ist ägyptisiert. Vgl. auch die Schlange mit dem Kind ebenda, unten S. 43, Anm. 9.
2) Vgl. die ägypt. Abb. 20, 21. — Hier sind die Reliefgründe ineinander geschoben.
3) Der Thron: Die obere Leiste ist hier kein Uräenfries. Auch Kairo 26 926 deutlich vertikale Stäbchen. Die Rück-
wand wohl geschlossen. Sitz von frontalen, geflügelten Sphingen (aeg., auch ägyptisierend [Furtwängler, Gemmen III,
Taf. 45] wären es Löwen) getragen, die in dieser Zeit oft vorkommen: z. B. am Thron, vgl. Kairo 26 926, Ex. in Karlsruhe
frei: Abb. 25, S. 46, Anm. 34. Perdrizet, Coll. Fouquet, Taf. XIV; auch in Terrakotten; v. Bissing, Kom esch-Schukafa
(Schreiber, Sieglin-Exp.) S. 151. Collignon, Statues funer. 81 ff., Litt. 81,2, Abb. 3. Als Stützen eines griech. Thrones,
Winter, Typ. Kat. I 90, 4. (Cypern u. angebl. Alexandrien). Zur Draperie des Thrones vgl. oben Abb. 3.
4) In altägypt. Zeichnung wird das Szepter schief hinter der Schlange, die auf dem Korb sich erhebt, vorbeigeführt;
praktisch unmöglich. Vgl. z. B. die Abb. bei Erman, Religion2 26, Fig. 35.
5) Gesichert durch zwei Kairiner Ex., 26930, 26925.
6) Lucian, Philopseudes 24: ^ 0€ 'Exani nara^aaa rep deaxovreicp nodi Tovdacpog enoi^ae yaa^a Tra^pteyeOeg, filixov zaQia^stov
rö fo^og;; vgl. Heckenbach, Rel. Gesch. V. V. 9, 3, 94. Vgl. auch Wünsch, Aus griech. Zauberpapyri, S. 11, s. aber auch
unten Anm. 18. Die Fackel tragen sonst Hekate, Athena, Selene, Demeter, Eros.