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Last- und Reittiere (Nr. 434—435).
12. Last- und Reittiere (Tafel 39, 40).
Auf das Kleinleben der Arbeit, auf die Freuden des Sports lenken den Blick die Figürchen
der Pferde, Esel, Kamele, die bald als Reittiere gesattelt und geschmückt sind, bald in Körben
oder Amphoren Flüssiges und Festes transportieren. Kamele sind als Lasttiere in der ptolemäischen
Zeit nur ganz selten erwähnt, in der Kaiserzeit wie heute intensiver Ausnutzung ausgesetzt, als
Reittiere von den Dromedarii benutzt1). Die Esel, hier zunächst als Reittiere, sind selbstverständ-
lich auch als Tragtiere verwendet2), formlos und lieblos im Stil der späten Zeit in den Terrakotten
442 und 449 wiedergegeben. Auch die Pferde werden nicht geschont (435), wenn auch Sport und
Zirkus überwiegen3). Aus ganz später Zeit fallen die Stücke auf, in denen die Tiere außerordentlich
reich aufgezäumt erscheinen mit Metallschmuck, mit einem Netzwerk von Riemen, Schnüren und
Anhängern.
Überraschend wirkt der Schmuck von Kränzen, den die Pferde öfter, wie auch einzelne
Vögel, tragen (z. B. 439, 443, 456). Es liegt da wohl nahe, an die Sitte der Alexandriner zu er-
innern, beim Stadtgründungsfest die Lasttiere zu bekränzen, wenn auch für das Land kein Zeugnis
dies Fest zu beweisen scheint4). Freilich genügte auch der Hinweis auf die Blumenliebe des Volkes.
434. Stehendes Kamel mit gefüllten Körben. (Tafel 39.)
Berlin 11670. Das Kamel steht mit steil erhobenem Hals und wagrechtem Kopf. Sattel-
riemen um den Bug und die Hinterbacken, unter dem Schwanz durch. Der Sattel selbst ist ver-
deckt durch zwei geflochtene und gefüllte (rosa) Körbe (die beiderseits auf dem Rücken hängen).
Haarbüschel unter den Backen. An dem Bugriemen jederseits ein runder Anhänger. Am Hals
seitlich je eine Bommel (Glocke?). Neben dem Bugriemen aufgemalt zwei braunrote und ein
schwarzer Streifen, rote Flecken am Kopf.
Maß: H. 10,5 cm. — Herkunft: Aus dem Faijum. — Material: Erdbrauner Ton; Reste von Weiß,
Schwarz, Braunrot, Grün, Rosa. — Arbeit: Raum zwischen Vorder- und Hinterbeinen fast recht-
eckig ausgeschnitten. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 372. — Erwähnt: 12; 231f.; 242.
435. Stehendes Kamel mit Amphoren. (Tafel 39.)
Berlin 6738. Das Kamel steht wie 434. Um den dicken Hals hat es einen Strick mit (runden?)
Bommeln (vorn Glocke?) Auf dem Höcker einen Sattel mit gesäumtem Rand, der mit zwei
1) P. M. Meyer, Pap. Hamb. I, Nr. 9, S. 31. Wilcken, Grundzüge 376, Anm. 4, 378. Kornemann, P. Giss. I, 3, 58,12;
P. Fior. II, 126, 139; vgl. das Lasttier Wallis, Eg. Cer. Art S. 52, Fig. 112. Dromedarii, Pauly-Wissowa V, 2, 1712. In der
πομπή·. Athenaeus V, 200f. επήσαν δε και συνωρίδες καμήλων (εξ) εξ έκατέρον μέρους τρεις .... Kamelreiter, Reinach, Pierres grav.
68, 84, 2. Leipzig, Univ.-Slg. 1090: Mann, sitzend mit verschränkten Beinen. Auch zwei in Karlsruhe aus koptischer Zeit.
Hilton Price Coll. 3284 mit 2 Amphoren, mit 4, Karlsruhe H. 864.
2) P. Μ. Meyer a. a. 0. „Esel und Kamele sind in der Kaiserzeit die Lasttiere für den Land-Transporthandel.“ Darum
ist die Staatssteuer auf Esel höher als auf Pferde. Meyer a. a. 0. Das δισάκκιον = bisaccium, der Quersack des Esels, er-
wähnt, P. Straßb. I, 37 (Wilckens Anm.). — Zum alex. Esel vgl. Lumbroso, bull. soc. Alex. Nr. 3, S. 17/18.
3) Über den Zirkus s. oben S. 196ff. P. Μ. Meyer a. a. 0. Mehrere Beispiele für die Ex. 439, 440, z. B. Hildesheim 830,
Karlsruhe H. 859, Coll. Fouquet pl. 36, Graesk-Aeg. Terr. LXII, Nr. 185 u. 186.
4) Pseudocallisthenes, Alexanderrom. I, 33. Jahn, Abh. Sächs. Ges. Wiss. 1870, 314, der diese Sitte des Tierbekränzens
für Pompei und Italien überhaupt erweist und mit dem Fest der Vestalia verbindet. Das Fest der Stadtgründung wird auch
in Naukratis durch Opfer an Εστία gefeiert (Athenaeus, p. 149 D. Nilsson, Griech. Feste 429, 3). Gedachte man dabei der
Tiere? — Vgl. aber zur Ente 456 Wallis, Eg. Cer. Art., Fig. 175 und Forrer, Frühchristl. Funde aus Achenim, Taf. VII, Fig. 1.
Last- und Reittiere (Nr. 434—435).
12. Last- und Reittiere (Tafel 39, 40).
Auf das Kleinleben der Arbeit, auf die Freuden des Sports lenken den Blick die Figürchen
der Pferde, Esel, Kamele, die bald als Reittiere gesattelt und geschmückt sind, bald in Körben
oder Amphoren Flüssiges und Festes transportieren. Kamele sind als Lasttiere in der ptolemäischen
Zeit nur ganz selten erwähnt, in der Kaiserzeit wie heute intensiver Ausnutzung ausgesetzt, als
Reittiere von den Dromedarii benutzt1). Die Esel, hier zunächst als Reittiere, sind selbstverständ-
lich auch als Tragtiere verwendet2), formlos und lieblos im Stil der späten Zeit in den Terrakotten
442 und 449 wiedergegeben. Auch die Pferde werden nicht geschont (435), wenn auch Sport und
Zirkus überwiegen3). Aus ganz später Zeit fallen die Stücke auf, in denen die Tiere außerordentlich
reich aufgezäumt erscheinen mit Metallschmuck, mit einem Netzwerk von Riemen, Schnüren und
Anhängern.
Überraschend wirkt der Schmuck von Kränzen, den die Pferde öfter, wie auch einzelne
Vögel, tragen (z. B. 439, 443, 456). Es liegt da wohl nahe, an die Sitte der Alexandriner zu er-
innern, beim Stadtgründungsfest die Lasttiere zu bekränzen, wenn auch für das Land kein Zeugnis
dies Fest zu beweisen scheint4). Freilich genügte auch der Hinweis auf die Blumenliebe des Volkes.
434. Stehendes Kamel mit gefüllten Körben. (Tafel 39.)
Berlin 11670. Das Kamel steht mit steil erhobenem Hals und wagrechtem Kopf. Sattel-
riemen um den Bug und die Hinterbacken, unter dem Schwanz durch. Der Sattel selbst ist ver-
deckt durch zwei geflochtene und gefüllte (rosa) Körbe (die beiderseits auf dem Rücken hängen).
Haarbüschel unter den Backen. An dem Bugriemen jederseits ein runder Anhänger. Am Hals
seitlich je eine Bommel (Glocke?). Neben dem Bugriemen aufgemalt zwei braunrote und ein
schwarzer Streifen, rote Flecken am Kopf.
Maß: H. 10,5 cm. — Herkunft: Aus dem Faijum. — Material: Erdbrauner Ton; Reste von Weiß,
Schwarz, Braunrot, Grün, Rosa. — Arbeit: Raum zwischen Vorder- und Hinterbeinen fast recht-
eckig ausgeschnitten. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 372. — Erwähnt: 12; 231f.; 242.
435. Stehendes Kamel mit Amphoren. (Tafel 39.)
Berlin 6738. Das Kamel steht wie 434. Um den dicken Hals hat es einen Strick mit (runden?)
Bommeln (vorn Glocke?) Auf dem Höcker einen Sattel mit gesäumtem Rand, der mit zwei
1) P. M. Meyer, Pap. Hamb. I, Nr. 9, S. 31. Wilcken, Grundzüge 376, Anm. 4, 378. Kornemann, P. Giss. I, 3, 58,12;
P. Fior. II, 126, 139; vgl. das Lasttier Wallis, Eg. Cer. Art S. 52, Fig. 112. Dromedarii, Pauly-Wissowa V, 2, 1712. In der
πομπή·. Athenaeus V, 200f. επήσαν δε και συνωρίδες καμήλων (εξ) εξ έκατέρον μέρους τρεις .... Kamelreiter, Reinach, Pierres grav.
68, 84, 2. Leipzig, Univ.-Slg. 1090: Mann, sitzend mit verschränkten Beinen. Auch zwei in Karlsruhe aus koptischer Zeit.
Hilton Price Coll. 3284 mit 2 Amphoren, mit 4, Karlsruhe H. 864.
2) P. Μ. Meyer a. a. 0. „Esel und Kamele sind in der Kaiserzeit die Lasttiere für den Land-Transporthandel.“ Darum
ist die Staatssteuer auf Esel höher als auf Pferde. Meyer a. a. 0. Das δισάκκιον = bisaccium, der Quersack des Esels, er-
wähnt, P. Straßb. I, 37 (Wilckens Anm.). — Zum alex. Esel vgl. Lumbroso, bull. soc. Alex. Nr. 3, S. 17/18.
3) Über den Zirkus s. oben S. 196ff. P. Μ. Meyer a. a. 0. Mehrere Beispiele für die Ex. 439, 440, z. B. Hildesheim 830,
Karlsruhe H. 859, Coll. Fouquet pl. 36, Graesk-Aeg. Terr. LXII, Nr. 185 u. 186.
4) Pseudocallisthenes, Alexanderrom. I, 33. Jahn, Abh. Sächs. Ges. Wiss. 1870, 314, der diese Sitte des Tierbekränzens
für Pompei und Italien überhaupt erweist und mit dem Fest der Vestalia verbindet. Das Fest der Stadtgründung wird auch
in Naukratis durch Opfer an Εστία gefeiert (Athenaeus, p. 149 D. Nilsson, Griech. Feste 429, 3). Gedachte man dabei der
Tiere? — Vgl. aber zur Ente 456 Wallis, Eg. Cer. Art., Fig. 175 und Forrer, Frühchristl. Funde aus Achenim, Taf. VII, Fig. 1.