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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Turmhaus (Nr. 467). Schiffswagen.

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vielleicht am stärksten eine vereinzelte Stelle, wo ein alexandrinischer Turm in einem Traum ein
Rolle Spielt: τ?] ιδ' ωμήν με εν Άλε^ανδρήα μεν είναι επάνω πύργον μεγάλου .24) und wer sieht, mit
welch verlegenem Staunen der naive Offizier aus Cäsars Lager, der das bellum Alexandrinum ge-
schrieben hat, das eminente technische Können der Alexandriner rühmen muß, das sie befähigt,
in kürzester Zeit Cäsars Genie mit ihrer Technik zu bedrohen, indem sie einen Stadtteil mit einem
zehnstöckigen Belagerungsturm angreifen25), wird auch eher diesen kühnsten, großstädtischen
Ingenieuren die Ausführung solcher Bauten zutrauen als den Wilden von Abessynien die Erfin-
dung eines so trotzigen Motivs.
467. Turmhaus. Lampe. (Tafel 41.)
Berlin 14458. Hohes, nach oben sich stark verjüngendes Haus mit flachem Giebel. Über
eine von niedrigen, geschrägten Wangen eingefaßte Treppe von mehreren Stufen steigt man empor
zu der hohen Tür ägyptischen Stils, deren glatte Rahmen von Rundstäben eingefaßt sind, die den
Außenkanten parallel laufen; über ihnen eine Hohlkehle. Das Gebäude ist aus gleichmässigen
Schichten errichtet. Sind in Vorder- und Seitenansicht die Horizontalfugen eingeritzt, so fehlen
zumeist die Vertikalen. In der dritten Schicht über der Tür vorn und seitlich je eine Lichtöffnung.
Etwas über der Hälfte durchgezogenes Gebälk, dessen Köpfe bloßliegen. Dann zwei Fenster mit
Holzeinfassung und hohem Kreuz. Ebenso r. Fenster mit niedrigem Kämpfer. Über dem Pfeiler
vorn runde Dalle. Die Seitenwände sind nach außen vorgesetzt, Gewicht, so auch Standfähigkeit
erhöhend. In der Front breites Fenster, vor den Risaliten wohl schmale Nebenfenster. Starker
Abschlußstab und flacher Dachbogen (sehr leichte, flache Tonne) schließen das schwarze Giebelfeld,
ein, dessen Mitte eine Sonnenscheibe schmückt. Rückseite und 1. Nehenseite frei, r. zumeist will-
kürliche Striche eingeritzt. Rückseitig, nicht sehr hoch über dem Boden, dreieckiger Schlitz.
Giebelfeld ganz durchbohrt (zum Aufhängen). R. und 1. neben den Treppen Lampenschnauzen.
Maß: H. 20, Br. an der Basis 7, unter den Fenstern 5 cm. — Herkunft: Unbekannt, durch
Dr. Reinhardt erworben. — Material: Poröser, lederbrauner Ton, Spuren von Weiß. — Erhaltung:
Fast ganz intakt, Oberfläche hie und da abgeblättert. — Arbeit: Fuge übereck, Vorder- und r.
Nebenseite aus einer Form. — Erwähnt: 250, 6; 252ff.; 258.
4. Schiffswagen (Tafel 41).
Die Terrakotte 12 (mit ihren dort aufgeführten Parallelen) lehrte, daß Alexandriner, die unter
dem Schutz der Trias vom Pharos ihre Reise über See gemacht hatten, ihr zu Dank Schiffchen
mit ihren Bildern stifteten. 468, eine langgestreckte, einfachere Barke ohne solch figürlichen
Reliefschmuck auf Deck1), bringt uns tiefer in die Gebräuche des Kults hinein. An den Schiffs-
planken sitzen vier Räder: wir erkennen den Schiffswagen wieder, den in fast gleicher Gestalt
eine alexandrinische Münze mit seinem ganzen Schmuck bewahrt hat2); das heilige Götterschiff,

24) Pap. Louvre 51, S. 324, Z. 29.

25) (Caesar) bell. Alex. Cap.2. Krenker hätte sich auch des Riesenturmes des Demetrios Poliorketes (Plutarch, Demetr. 21)
erinnern sollen, der mit seinen 66 Ellen die „Riesenstele" übertraf, in der gleichen Weise verjüngt war, wie die Türme der Bilder
(βυννεύονσα ταΐς άνω πλενραΐς στενωτέραν τής βάσεως) ... Damals war das unerhört. Wie rasch hatten sich die Menschen daran
gewöhnt.
1) Ich kenne ein fast identisches Stück im Musee Guimet. Auch hier der dreieckige Ausschnitt auf Deck ; vor allem Reste
von Stuck, die zeigen, daß hier Figuren aufgesetzt waren. Bei einem anderen kleinen Schiff (ohne Räder) ebd. bin ich zweifel-
haft, ob Heck und Bug, als Kalbs- und Hahnenkopf ergänzt, antik sind.
2) Dattari, Numi 3557, Taf. XXVII = Abb. 127. Vgl. ebenda Nr. 1158, Taf. XXX, wo die Barke im Tempel steht.
 
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