C. Tiere.
(Tafel 37-40.)
Seitdem Ägypten Interessengebiet der Griechen und Römer geworden war, weilte die Neu-
gierde der Fremden gerne bei dem rätselvollen, in der letzten Epoche mit zäher Leidenschaft ge-
steigerten Glauben der Ägypter an ihre heiligen Tiere, in denen hohe Götter sich kundtaten:
Atyvnuoi uev ouv oeßovreG re xal ez^eouvteg 7^ tywv diacpo^a fflana bcphoxavovci na^d ye tog noilofc...?)
Für ihre fanatische Gutgläubigkeit hatte auch das erstarkende Christentum nichts als Hohn und
tiefe Verachtung.
Wie die Ägypter selbst in vorgriechischer Zeit, so haben auch griechische Handwerker im
Land für die Eingeborenen, dann auch für die Zugewanderten immer wieder Darstellungen dieser
heiligen Tiere nachgebildet. Sind doch auch mit dem Kult der ägyptischen Götter die Ibisse,
Krokodile, Falken, Paviane, Sphingen und Apisfiguren strengen Stils als Schmuck der erstehenden
Filialtempel in alle Welt hinausgesandt worden; und ihre Reste begegnen oft unter den Zeugnissen
des Kults2).
Diese Bilder geben alle offenkundig die alten Schemata der heiligen Tempelstatuen und
Prozessionsfiguren wieder3); darum war so wie der Bildhauer in den großen Statuen von draußen,
der griechische Töpfer auch in unseren Terrakotten, den Heiligenbildchen fürs Haus, an die hiera-
tischen Formen gebunden; darum ließ er, wie in alter Zeit, den Stier im Paßgang schreiten und
die heilige Kuh ruhen; ließ er alle katzenartigen Tiere den Schweif um die Hinterbacke schlagen4);
gab er dem Pavian seine hockende Stellung; schmückte er alle mit den Ehrenzeichen ihrer
Göttlichkeit. —
Aus saitisch-persischer Zeit sind in stattlicher Zahl Figürchen von Tieren, meist Bronzen,
erhalten. In der griechisch-römischen Periode hält das Interesse des ägyptischen Publikums für
sie wohl stark an5); gerne erklärt man diesen Zug mit der auch über die religiöse Anhänglichkeit
!) Aelian, de an. 12, 5. Zum Tierkult s. Wiedemann, Museon VIII, 211 ff., 309ff.; Umschau VIII, 1023ff. Daressy,
Rec. trav. XXVI, 134ff., Spiegelberg, ebd. 1904, 44 ff. Sphinx VII, 215 ff.
2) Ich erinnere z. B. an die Apisfiguren in allen Größen und die Paviane aus Rom, Benevent usw., die Ibisse auf den
Bildern, in Neapel, Rom, ebenso die Krokodile und Falken und Sphingen; erinnere auch daran, daß viele Stücke alt, viele
imitiert, viele auch in freiem Stil geschaffen sind; z. B. die beiden Falken in Rom, z. B. Vatikan, Marucchi, Egizio Vaticano
Nr. 42, und Leiden, Reinach, Repert. III, 224. Ferner an den Pavian, den Ammonios und Phidias im Jahre 159 n. Chr. f
das Röm. Iseum in campo gegeben haben; C. I. L. VI 857.
3) Daß solche Tierfiguren in der Prozession getragen wurden, beschreibt Herodot II, 132 (Sais) und zeigt die Treppe von
Dendera, von vielen sonstigen Zeugnissen abgesehen.
4) Diese Regel ist streng beobachtet worden; wie groß war der Respekt vor dem Typus!
5) Das zeigen die Bronzen der Museen, von denen griechische Beispiele bei Edgar, Greek Bronzes, Perdrizet, Coll.
Fouquet pl. XXXVff. zu sehen sind. Die ägyptischen Beispiele der griech.-römischen Zeit sind viel schwerer aus der Gesamt-
masse der spätägyptischen Kleinbronzen zu erkennen; aber, da gerade die ebengenannten griechischen Anhaltspunkte genug
für die Technik und das Aussehen des Metalls geben, will es mir aus dem Befund scheinen, als seien die rein ägyptischen
schon bald nach Beginn unserer Zeitrechnung ganz verschwunden.
(Tafel 37-40.)
Seitdem Ägypten Interessengebiet der Griechen und Römer geworden war, weilte die Neu-
gierde der Fremden gerne bei dem rätselvollen, in der letzten Epoche mit zäher Leidenschaft ge-
steigerten Glauben der Ägypter an ihre heiligen Tiere, in denen hohe Götter sich kundtaten:
Atyvnuoi uev ouv oeßovreG re xal ez^eouvteg 7^ tywv diacpo^a fflana bcphoxavovci na^d ye tog noilofc...?)
Für ihre fanatische Gutgläubigkeit hatte auch das erstarkende Christentum nichts als Hohn und
tiefe Verachtung.
Wie die Ägypter selbst in vorgriechischer Zeit, so haben auch griechische Handwerker im
Land für die Eingeborenen, dann auch für die Zugewanderten immer wieder Darstellungen dieser
heiligen Tiere nachgebildet. Sind doch auch mit dem Kult der ägyptischen Götter die Ibisse,
Krokodile, Falken, Paviane, Sphingen und Apisfiguren strengen Stils als Schmuck der erstehenden
Filialtempel in alle Welt hinausgesandt worden; und ihre Reste begegnen oft unter den Zeugnissen
des Kults2).
Diese Bilder geben alle offenkundig die alten Schemata der heiligen Tempelstatuen und
Prozessionsfiguren wieder3); darum war so wie der Bildhauer in den großen Statuen von draußen,
der griechische Töpfer auch in unseren Terrakotten, den Heiligenbildchen fürs Haus, an die hiera-
tischen Formen gebunden; darum ließ er, wie in alter Zeit, den Stier im Paßgang schreiten und
die heilige Kuh ruhen; ließ er alle katzenartigen Tiere den Schweif um die Hinterbacke schlagen4);
gab er dem Pavian seine hockende Stellung; schmückte er alle mit den Ehrenzeichen ihrer
Göttlichkeit. —
Aus saitisch-persischer Zeit sind in stattlicher Zahl Figürchen von Tieren, meist Bronzen,
erhalten. In der griechisch-römischen Periode hält das Interesse des ägyptischen Publikums für
sie wohl stark an5); gerne erklärt man diesen Zug mit der auch über die religiöse Anhänglichkeit
!) Aelian, de an. 12, 5. Zum Tierkult s. Wiedemann, Museon VIII, 211 ff., 309ff.; Umschau VIII, 1023ff. Daressy,
Rec. trav. XXVI, 134ff., Spiegelberg, ebd. 1904, 44 ff. Sphinx VII, 215 ff.
2) Ich erinnere z. B. an die Apisfiguren in allen Größen und die Paviane aus Rom, Benevent usw., die Ibisse auf den
Bildern, in Neapel, Rom, ebenso die Krokodile und Falken und Sphingen; erinnere auch daran, daß viele Stücke alt, viele
imitiert, viele auch in freiem Stil geschaffen sind; z. B. die beiden Falken in Rom, z. B. Vatikan, Marucchi, Egizio Vaticano
Nr. 42, und Leiden, Reinach, Repert. III, 224. Ferner an den Pavian, den Ammonios und Phidias im Jahre 159 n. Chr. f
das Röm. Iseum in campo gegeben haben; C. I. L. VI 857.
3) Daß solche Tierfiguren in der Prozession getragen wurden, beschreibt Herodot II, 132 (Sais) und zeigt die Treppe von
Dendera, von vielen sonstigen Zeugnissen abgesehen.
4) Diese Regel ist streng beobachtet worden; wie groß war der Respekt vor dem Typus!
5) Das zeigen die Bronzen der Museen, von denen griechische Beispiele bei Edgar, Greek Bronzes, Perdrizet, Coll.
Fouquet pl. XXXVff. zu sehen sind. Die ägyptischen Beispiele der griech.-römischen Zeit sind viel schwerer aus der Gesamt-
masse der spätägyptischen Kleinbronzen zu erkennen; aber, da gerade die ebengenannten griechischen Anhaltspunkte genug
für die Technik und das Aussehen des Metalls geben, will es mir aus dem Befund scheinen, als seien die rein ägyptischen
schon bald nach Beginn unserer Zeitrechnung ganz verschwunden.