Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/mitt_aegslg1914_text/0210

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
196

Kauernder (Nr. 330). Tänzer (Nr. 331). Zirkustypen.
330. Kauernder. (Tafel 31.)
Berlin 9127. Hockender, nackter Mann, der den feisten Oberkörper zwischen die hoch-
aufgestellten, angezogenen Knie zwängt (der Bauch tritt stark hervor) und den Kahlkopf mit
dem blöden Gesicht herabhängt, so daß ein abnorm gekrümmter Rücken mit übertriebenem
Rückgrat sichtbar wird. Die Hände sind mit dem Phallos beschäftigt.
Rückseite: Aus der Form. Kein Brennloch. Im Rückgrat Loch zum Aufhängen.
Maß: H. 8,5 cm. — Herkunft: Angeblich aus dem Faijum. — Material: Lederbrauner Ton;
Oberfläche matt. Erhaltung: Phallospartie ausgebrochen, leicht bestoßen. Sprung. — Literatur:
Ausführl. Verzeichnis2, S. 372. — Erwähnt: 195.
11. Tänzer (Tafel 31).
Der Typus des kleinen Grotesken, der hier mit dem Schurz um die Lenden und baumeln-
dem Phallos tanzt, während er in den Händen Klapperhölzer schlägt, ist eine zur Genüge be-
kannte Erscheinung der ganzen hellenistisch-römischen Kleinkunst1). Steht er ursprünglich dem
Pygmäen nahe, oder ist er der selber, so kann man freilich nicht alle Grotesken so bezeichnen,
denn die alexandrinische Kunst hatte Gelegenheit genug, Krüppel und Zwerge des Volkslebens
in ihrem drastischen Eifer zu studieren, und ihr Realismus ist bekanntlich vor nichts zurück-
geschreckt.
331. Tanzender. (Tafel 31.)
Berlin 9960. Tanzender Mann. Er neigt den Kopf zur r. Schulter, hält in beiden ungleich
erhobenen Händen je zwei lange Klappern. Das r. Bein ist im Tanzschritt hoch erhoben. Unter
den Hinterbacken baumelt der lange Phallos rückwärts. Um die Lenden ein Tuch geschlungen.
Rückseite: Kein Brennloch.
Maß: H. 9,8 cm. — Herkunft: Aus dem Faijum. — Material: Lederbrauner Ton mit blau-
schwarzem Kern. — Erhaltung: Von den Füßen abwärts gebrochen. — Literatur: Ausführl. Ver-
zeichnis2, S. 372. — Erwähnt: 196.
12. Zirkustypen (Tafel 31).
1. Der glotzende Alte, 332, der, sein Stoppelkinn stützend, neben der Säule steht, ist
— des Topfes auf der Säule wegen — als Markthändler bezeichnet worden. Von den Typen der
Straße unterscheidet ihn seine Tracht: Der faltige Knierock, von einem breiten Gürtel ge-
halten, eine schmale, gefältelte, befranste Schärpe, die von den Schultern herabfällt; und
hübsch, wie die L. zugleich den schweren r. Arm stützt und mit der Keett (Spielkette?,
Gürtelband?), spielt.
!) Z. B. Daremberg-Saglio IV, 2, 1043, Fig. 6068, ebd. Fig. 5258; Winter, Typ.-Kat. II, 447, 6. Ein unserem ent-
sprechendes als Kleinfigur, kaum identisch mit dem hier zuerst Genannten, aber wohl aus Rom stammend, finde ich in
Le grand Cabinet ou Recueil d'antiq. Rom. p. 123, n. IV, ,,apud Joh. Petr. Bellorum". Ein Stück in Ton, rundplastisch,
in Hildesheim 781, im Aussehen ähnlich den Patäken oben Tafel 14, 141 ff. Zur Tracht — es ist das ra^^a, das Tuch
der Sklaven, Arbeiter, kleinen Leute, Kobolde, Silene, Eroten — vgl. Daremberg-Saglio IV, 2, 1550; Pap. Louvre S. 178
n. 10, Z. llf; Ber. Sachs. Ges. d. Wiss. 1861, pl. XII, 1; Winter, Typ.-Kat. II, 448, 12; 344, 4; 396, 6; 395, 14; 397, 5;
Daremberg-Saglio IV, 2, Fig. 6055; Perdrizet, Coll Fouquet, pl. XXXI, und die eingangs Genannten usw. Tanzende,
springende Grotesken, Rubensohn, Arch. Anz. 1905, 70; Froehner, Mus. de France, pl. 17, 18; Stern, Zapiski der Kais. Odes-
saer Gesellschaft für Geschichte und Altertümer XXVII, Vignette S. 1 und Tafel ll. Prachtvolle, unpublizierte Stücke im
Berliner Antiquarium (Hinweis von Zahn).
 
Annotationen