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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Apotropaion (Nr. 322). Mime (Nr. 323).

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die heraushängende Zunge, dafür zuletzt auch eine Parallele, wo über den aufwärts
gerichteten Sohlen des gelenkigen Alten ein nacktes Weib bauchabwärts kauert mit
hoch in die Luft gerecktem Gesäß2); da beide durchaus der griechischen Kunst-
sphäre entstammen, so könnte im alexandrinischen Gebiet eine Übertragung der
alten Stücke vorliegen. (S. 76ff.)


Abb. 104.

322. Apotropaion. (Tafel 30.)
Berlin 9128. Apotropaion. Mann, der die Beine über dem Kopf zusammenschlägt. Er
umklammert sie mit den Armen und reißt mit den Zeigefingern die Mundwinkel auseinander.
Die Daumen liegen an den Ohren. Kahle Stirn, wulstige Augenbrauen. Starke Bauchmusku-
latur, hoch aufgetriebener Leib. Phallos zum Einsetzen. Der Hodensack der Länge nach durch-
bohrt. Oben zwischen den Knöcheln eine Öse zum Aufhängen.
Rückseite: Leicht durchmodelliert.
Maß: 9 cm. — Herkunft: Angeblich aus dem Faijum. — Material: Lederbrauner Ton;
Reste rötlicher Farbe. — Erhaltung: Mehrfach bestoßen. — Erwähnt: 75, 186; 160, 22; 190f.

4. Mime (Tafel 30).
Als wollte der Alte (323) — kaum Schauspieler, eher Mime — hinter dem Ohr sich kratzend,
einen Ausweg suchen aus seiner Not, hält er inne im Marsch. Die Gesichtslarve, der Kittel,
das Mäntelchen, das er — wie man's heute noch oft drunten sieht — am Zipfel festhält, der
Riesenphallos, von dem nur ein Rest erhalten ist, zeigen gewiß keinen feinen Mann — eine
Karikatur, deren konkreten Sinn wir kaum erraten können1).
323. Stehender Alter. (Tafel 30.)
Berlin 9242. — Auf über Eck gestellter, schwach profilierter Basis schreitet ein Alter
etwas nach r. Er legt den Kopf im Nacken zurück und blickt nach oben. Gesicht mit zurück-
fliehender Stirn, starken gerunzelten Brauen, vorstehenden (schlecht modellierten) Augen, klobiger
Nase, breit geöffnetem Mund und Haarbüscheln über den großen, abstehenden Ohren. Die
r. Hand hat er an das Ohr gelegt, mit der L. — der Arm ist wagerecht an den Körper ge-
beugt — faßt er den Zipfel seines Mäntelchens, das über die linke Schulter nach hinten und
seitlich herabfällt. Darunter trägt er ein faltiges, hemdartiges Gewand, das an der r. Schulter
etwas herabgeglitten, bis zu den Knien den Körper bedeckt. Ein Phallos (der eingesetzt war
und wohl eine kleine Lampe trug) zwischen den gespreizten und etwas gebeugten Beinen.
Rückseite: Kein Brennloch. — Öse zum Aufhängen in Halshöhe.
Maß: H. 18 cm. — Herkunft: In Kairo gekauft. — Material: Rotbrauner Ton, Reste von
Weiß. — Erhaltung: Oben auf dem Kopf, Phallos bis auf ein kleines Stück ausgebrochen. Teil-
weise schon vor dem Brand verletzt. Arbeit: Matte Form, nicht mehr nachgearbeitet. — Er-
wähnt: 109,1; 191,1; 192.
2) Slg. von Bissing, hier Abb. 104.

1) Ein Phallos zum Einsetzen ist in Karlsruhe H. 752. Da dies Stück eine Basis hat, also standfest ist (vgl. Taf. 30,

323, 324, wo diese fehlt), so ist wahrscheinlicher, daß er erigiert war und die glans zu einem Lämpchen gestaltet war, wie
gewisse unpublizierte Silensfiguren des Berl. Antiquariums zeigen, deren Kenntnis ich R. Zahn verdanke, Berlin, Anti-
quarium, Terr. Inv. 3435, 3436. — Der Knabe, Perdrizet, Coll. Fouquet XIX unten, hält den Mantel ebenso.
 
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