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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Ägypter (Nr. 328). Nackter Mann (Nr. 329). Kauernder.

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328. Stehender, kahlköpfiger Alter. (Tafel 31.)
Berlin 19 576. Auf hagerem, langen Hals der nach vorn gestreckte und etwas zur r.
Schulter geneigte Kopf des Alten mit blödem Gesicht. Kahler, platter Schädel über der Stirn
zugespitzt, nach hinten gewaltig ausladend. Scharfe Falte quer über der Stirn, Augen tief
hinter flachen Bogen. Stumpfnase an der Wurzel tief eingesenkt. Vorspringender Unterkiefer,
blöde geöffnete Wulstlippen. Abstehende Ohren. Schlaffe, eingefallene Brust mit unter der
Haut sichtbarem Brustbein. Der Rücken ist stark gekrümmt, vortretende Schulterblätter und
Wirbelsäule. Die Arme standen wohl vom Körper ab. Die Hüften, der vortretende Leib und die
Beine sind eng umschlossen von einem Mantel, dessen innerer Zipfel vom Rücken bis über die
linke Schulter genommen unter der 1. Brust verknotet ist, so daß der vordere mit Franzen
gesäumte Gewandrand senkrecht herabfällt, zu beiden Seiten aber sich durch die Raffung
Schrägfalten bilden.
Rückseite aus der Form. Kein Brennloch.
Maß: H. 11,6 cm. — Herkunft: Durch Dr. Zucker erworben. — Material: Rotbrauner, schön
durchgebrannter Ton. — Erhaltung: R. Arm fast ganz, 1. Unterarm abgebrochen. Beine und Ge-
wandsaum abwärts fehlen. — Arbeit: Innen teilweise durch Tonstücke verstärkt. Arme, Beine
angesetzt, massiv. — Erwähnt: 10, 12; 16; 71, 160.
9. Nackter Mann (Tafel 31).
Zu dem massiven, elenden Stück, das der Haartracht und aufgerissenen Augen wegen wohl
dem 4. Jahrh. n. Chr. angehört, ist vielleicht als — zum mindesten stilistischer — Vergleich eine
Halbfigur gleicher Zeit heranzuziehen, die einen Lorbeerkranz mit Rosette über dem Scheitel
trägt. Für die Deutung wird auch durch sie nichts gewonnen1).
329. Nackter Mann. (Tafel 31.)
Berlin 9332. Nackter Mann in Vordersicht. Auf plumpem Hals ein quadratischer Kopf
mit breitem Gesicht, niedrige Stirn eckig, von kurzem wolligen Haar umrahmt. Runde Glotz-
augen (Sterne), Adlernase. Etwas herabgezogene Mundwinkel, stumpfes Kinn. Der 1. Arm war
nach vorn gesenkt (?), der r. seitlich erhoben (?).
Rückseite abgeschnitten.
Maß: H. 9,8 cm. — Herkunft: Angeblich aus Theben. — Material: Fahler, grünlich gelber
Ton; rosa Kern. — Erhaltung: Beide Arme und von den Hüften abwärts gebrochen. — Arbeit:
massiv. — Erwähnt: 5, 8; 195.
10. Kauernder (Tafel 31).
Der stark bucklige, stumpfsinnige Kahlkopf ist auf ein ernstes Werk konzentriert. Der
Phallos, an dem die Hände sich beschäftigten, war nach vorn erigiert. Parallelen2) zeigen seine
Eichel als Lämpchen; das kommt hier vielleicht deswegen nicht in Betracht, weil ein Öl-
behälterchen fehlt.
9 Der Ton ist der hartgebrannte, der in koptischen Resten wiederkehrt. Bezeichnend, wie die Haareinritzung und
die riesigen kreisrunden Augen der Gewohnheit der Zeit entsprechen. — Die Parallele: Strzygowski, Koptische Kunst (Cat.
gen. Caire) 7275, Text S. 19.
, Perdrizet, Fouilles de Delphes V, 116 Fig. 420; Berlin, Antiquarium, Inv. 8759; Mayer, Arch. Anz. 1890, 97; falsch
Hartmann, Arch. Anz. 1912, 14.

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