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Zwei Lampengriffe (Nr. 401—402). Jagdszene.
Maß: H. 14 cm. - Herkunft: Geschenk des Herrn Generalkonsul Travers. — Material: Blass
rötlich-gelber Ton mit massivem ziegelrotem Firnisüberzug. - Erhaltung: Am Stil gebrochen. —
Arbeit: Dünne, seitliche Naht. Nur das Relief aus der Form gepreßt. — Erwähnt: 7, 3; 17; 227.
402. Pygmäen mit Kranich kämpfend, Relief auf dreieckigem Lampengriff. (Tafel 36.)
Berlin 19355. Reliefdarstellung. In der Mitte nach r. ein Kranich, mächtig die Flügel
schlagend, zwischen zwei Pygmäen, die bewaffnet von vorn und hinten auf ihn einstürmen.
Der r., mit Panzer, bebuschtem Helm, hält in Ausfallstellung vordrängend den Rundschild im 1.
Arm, in dem r. — weit ausholend — die kurze Stoßlanze. Er ist von hinten zu sehen; hält
den Kopf scharf im Profil. Vor ihm auf dem Boden ein Panzer. Der zweite Pygmäe, nackt und
unbehelmt, in offener Vordersicht halblinks ausfallend, den Kopf im 3/4-Profil, streckt mit der
L. den Ovalschild vor und will den Dolch von hinten her dem Tier in den Leib stoßen. Oben im
Dreieckswinkel eine Heuschrecke (?). Form des Griffs fast wie 401.
Maß: H. 9,3 cm; Br. 9,8 cm. - Herkunft: Aus Darb Gerse 1908/9. - Material: Hellbrauner Ton
mit rotbraunem Überzug, zum Teil schwarz gebrannt. - Erhaltung: Am oberen Ansatz des Stiels
abgebrochen. Auf der Rückseite noch Spuren des ringförmigen Bügels erhalten. — Erwähnt:
7, 3; 17; 227.
25. Jagdszene (Tafel 36).
Ein unnatürlicher Kontrast ergibt sich aus dieser wilden Jagd hinter dem flüchtigen Tier,
das fast seine schützende Höhle erreicht hat; wie ungleich ist das Figurenverhältnis: der Hase,
der reißende Hund, der mächtige Hengst in voller Karriere, und wie scharf die Spannung: der
Gejagte entkommt und umsonst war die Mühe; dann wieder: noch einmal alle Kraft, und er ist
gerettet. Weshalb schleudert der wilde Jäger nicht die Lanze, um die Jagd zu beenden? Der
leere Raum ist mit Andeutungen der Landschaft gefüllt: Felsen und Gräsern, einem Baum.
Die Szene ist mit Pathos überladen; das hohe Relief gibt unverblümt und lebendig die
Muskeln der Tiere, den kraftstrotzenden Mann, die schäumende Hetze des Ganzen wieder. Die
Stilisierung des Baumes führt in alexandrinische Kunstkreise1). Die Güte der Durcharbeitung
verlockt, diese Form in die hellenistische Epoche zu setzen. In römischer Zeit ist die Jagd
ein geläufiges Schema2); aber da ist nicht Abfolge, sondern, viel einfacher, der Zusammenstoß
der Gegner (Jäger zu Pferd und wildes Tier) dargestellt, der hier die Szene so zerfallen und zu-
gleich als Motiv viel komplizierter erscheinen läßt.
Wozu gehörte das Stück? Kann man es sich als Matrize zu einem Tonrelief denken, das am
Rand kugeliger, bauchiger Prunkgefäße größten Umfangs aufgeklebt wurde?3) Sollte es selb-
ständig bestehen?4) Oder ist es nicht eher die Form für Bronzereliefschmuck, etwa von der
Seite eines Prunkhelms, auf die das Reliefblättchen aufgelötet sein könnte?5)
9 Drexel, Bonner Jahrb. 1909, 216, oben S. 222, Anm. 2.
2) An Beispiele brauche ich für Rom, Thrakien usw. kaum zu erinnern; das Schema lebt noch in der transkauka-
sischen Schale sassanidischer Zeit, wo der König gegen Löwe, Eber, Bär reitet. (Sind das typische Tiere der Königsjagd,
vgl. Konstantinsbogen, Hadrian?)
3) Daran dachte R. Zahn im Hinblick auf die bekannten apulischen Reliefaufsätze auf Gefäßen
4) Das ist mir wegen des ausladenden Randes und der Wölbung der Fläche nicht sehr wahrscheinlich.
5) Die Form setzt etwas ovales voraus; der vorspringende Rand erinnert doch am ehesten an den eines Helmes, zu
dem auch die Wölbung passen würde. Reliefszenen an den Seiten von Helmen sind häufig. Schöne Stücke, auch aus
dem hellenistischen Ägypten im Antiquarium in Berlin (Slg. Lipperheide). S. auch Amelung, Vatikan II, 331. — Man
könnte sich Guß in verlorenem Wachs denken.
Zwei Lampengriffe (Nr. 401—402). Jagdszene.
Maß: H. 14 cm. - Herkunft: Geschenk des Herrn Generalkonsul Travers. — Material: Blass
rötlich-gelber Ton mit massivem ziegelrotem Firnisüberzug. - Erhaltung: Am Stil gebrochen. —
Arbeit: Dünne, seitliche Naht. Nur das Relief aus der Form gepreßt. — Erwähnt: 7, 3; 17; 227.
402. Pygmäen mit Kranich kämpfend, Relief auf dreieckigem Lampengriff. (Tafel 36.)
Berlin 19355. Reliefdarstellung. In der Mitte nach r. ein Kranich, mächtig die Flügel
schlagend, zwischen zwei Pygmäen, die bewaffnet von vorn und hinten auf ihn einstürmen.
Der r., mit Panzer, bebuschtem Helm, hält in Ausfallstellung vordrängend den Rundschild im 1.
Arm, in dem r. — weit ausholend — die kurze Stoßlanze. Er ist von hinten zu sehen; hält
den Kopf scharf im Profil. Vor ihm auf dem Boden ein Panzer. Der zweite Pygmäe, nackt und
unbehelmt, in offener Vordersicht halblinks ausfallend, den Kopf im 3/4-Profil, streckt mit der
L. den Ovalschild vor und will den Dolch von hinten her dem Tier in den Leib stoßen. Oben im
Dreieckswinkel eine Heuschrecke (?). Form des Griffs fast wie 401.
Maß: H. 9,3 cm; Br. 9,8 cm. - Herkunft: Aus Darb Gerse 1908/9. - Material: Hellbrauner Ton
mit rotbraunem Überzug, zum Teil schwarz gebrannt. - Erhaltung: Am oberen Ansatz des Stiels
abgebrochen. Auf der Rückseite noch Spuren des ringförmigen Bügels erhalten. — Erwähnt:
7, 3; 17; 227.
25. Jagdszene (Tafel 36).
Ein unnatürlicher Kontrast ergibt sich aus dieser wilden Jagd hinter dem flüchtigen Tier,
das fast seine schützende Höhle erreicht hat; wie ungleich ist das Figurenverhältnis: der Hase,
der reißende Hund, der mächtige Hengst in voller Karriere, und wie scharf die Spannung: der
Gejagte entkommt und umsonst war die Mühe; dann wieder: noch einmal alle Kraft, und er ist
gerettet. Weshalb schleudert der wilde Jäger nicht die Lanze, um die Jagd zu beenden? Der
leere Raum ist mit Andeutungen der Landschaft gefüllt: Felsen und Gräsern, einem Baum.
Die Szene ist mit Pathos überladen; das hohe Relief gibt unverblümt und lebendig die
Muskeln der Tiere, den kraftstrotzenden Mann, die schäumende Hetze des Ganzen wieder. Die
Stilisierung des Baumes führt in alexandrinische Kunstkreise1). Die Güte der Durcharbeitung
verlockt, diese Form in die hellenistische Epoche zu setzen. In römischer Zeit ist die Jagd
ein geläufiges Schema2); aber da ist nicht Abfolge, sondern, viel einfacher, der Zusammenstoß
der Gegner (Jäger zu Pferd und wildes Tier) dargestellt, der hier die Szene so zerfallen und zu-
gleich als Motiv viel komplizierter erscheinen läßt.
Wozu gehörte das Stück? Kann man es sich als Matrize zu einem Tonrelief denken, das am
Rand kugeliger, bauchiger Prunkgefäße größten Umfangs aufgeklebt wurde?3) Sollte es selb-
ständig bestehen?4) Oder ist es nicht eher die Form für Bronzereliefschmuck, etwa von der
Seite eines Prunkhelms, auf die das Reliefblättchen aufgelötet sein könnte?5)
9 Drexel, Bonner Jahrb. 1909, 216, oben S. 222, Anm. 2.
2) An Beispiele brauche ich für Rom, Thrakien usw. kaum zu erinnern; das Schema lebt noch in der transkauka-
sischen Schale sassanidischer Zeit, wo der König gegen Löwe, Eber, Bär reitet. (Sind das typische Tiere der Königsjagd,
vgl. Konstantinsbogen, Hadrian?)
3) Daran dachte R. Zahn im Hinblick auf die bekannten apulischen Reliefaufsätze auf Gefäßen
4) Das ist mir wegen des ausladenden Randes und der Wölbung der Fläche nicht sehr wahrscheinlich.
5) Die Form setzt etwas ovales voraus; der vorspringende Rand erinnert doch am ehesten an den eines Helmes, zu
dem auch die Wölbung passen würde. Reliefszenen an den Seiten von Helmen sind häufig. Schöne Stücke, auch aus
dem hellenistischen Ägypten im Antiquarium in Berlin (Slg. Lipperheide). S. auch Amelung, Vatikan II, 331. — Man
könnte sich Guß in verlorenem Wachs denken.