Bes (Nr. 269—270). Weib (Apotropaion) (Nr. 271).
165
Maß: H. 6,6 cm. — Herkunft: Ehnasje. — Material: Lederbrauner Ton; Kern schwarz. —
Erhaltung: Vielfach bestoßen. Von den Hüften an abgebrochen. — Erwähnt: 160, 21.
270. Kleiner Dämon mit Beutel. Lämpchen. (Tafel 26.)
Berlin 15 371. Ovale Lampe, deren hinteres Ende als Einguß halbrund, vorderes als
Schnauze spitz ist; flacher Boden. Auf ihr sitzt ein Knabe mit Kapuze über dem an wenigen
Stellen sichtbaren Haar, die ganze r. Hand an den Mund legend und in der L. zwischen den
an den Leib gezogenen Beinchen einen großen Beutel haltend. Reifen an Arm- und Fuß-
gelenken. Oberkörper mit Hemdchen bedeckt, das im Rücken zusammengerafft ist.
Rückseite ausgearbeitet.
Maß: H. 5, L. 4,5 cm. — Herkunft: Unbekannt. — Material: Lederbrauner, poröser Ton;
außen stark ziegelrot. — Erhaltung: Leicht bestoßen. — Arbeit: Aus 3 Teilen; nachgeritzt. Behälter
nur an der Oberseite gefärbt. — Erwähnt: 56; 225, 5.
18. Weib (Apotropaion) (Tafel 26).
Zwei unter sich nur wenig verschiedene Gruppen von Frauen1) in obszöner Haltung sind
hier vereinigt, 271—278. Fettleibig (oder schwanger?)2), nackt, mit allen möglichen Frisuren,
Kränzen, auch Knospen, 275, die Beine entweder seitlich hoch ausstreckend oder stark gespreizt
sie anziehend. Man hat sie für die Baubo aus dem Kreis der Demeter, für Omphale ge-
halten; nach langer Debatte ist der Gedanke von Diels widerlegt, von Amelung, nach ihm von
Perdrizet, ein neuer Vorschlag gemacht worden3): der weitverbreitete Typus hat apotropäischen
Charakter4) und ist vielfach als Amulett getragen worden; aber ,,il s'agit moins d'un type figure que
d'un concept religieux, d'un etre divin“5). Ein Name ist, so weit ich sehe, nicht zu erbringen6);
einige Züge wenigstens ergeben, daß sie in Ägypten, wo sie außerordentlich häufig begegnet7),
einheimischen Göttinnen sich in einzelnem angepaßt hat8).
271. Weib (Apotropaion). (Tafel 26.)
Berlin 6736. Nackte, fette Frau (Hängebrüste, dicker Leib) mit Kranz im gescheitelten
Haar, hockt frontal mit weit gespreizten, erhobenen Beinen, hat d. L. unter den Schenkel,
d. R. an den Unterleib gelegt.
!) I. Schenkel seitlich in der Körperachse erhoben 271, 272, 273. II. Beine in der Körperachse angezogen 274, 275,
276, 278. Die Hand greift bald hinter den Beinen, bald von vornher an die Scham.
2) Das scheint sicher bei dem Anm. 7 erwähnten Karlsruhe H. 779; vgl. auch das Weib Nr. 279.
3) Lit. bei Amelung, Vatikan II, 60 zu Taf. 5. Perdrizet, Coll. Fouquet 41 ff.
4) Am sichersten wird dies Ergebnis, darin die von Perdrizet a. a. 0. p. 43 beigebrachte Terrakotte stützend, durch eine
römische Lampe bei Bachofen, Röm. Grablampen Taf. 36, 4, wo ein Mann mit Speer (?) und Schild 1., in der R. ein kurzes
Schwert zückend auf ein die 1. Hand zur „fica“ ballendes Weib losstürmt, das in der gespreizten Stellung ihre Scham zeigt.
Damit ist Taf. 14, Nr. 131 zu vergleichen, wo das malocchio genannt ist; für jene gewinnen wir das Recht, den Schreitenden
in Angriffsstellung mit einem Schwert zu ergänzen.
5) Aber schon das Ausf. Verz.2 369 nennt sie regelmäßig, auf den Namen „Baubo“ verzichtend, „unbekannte Göttin“.
6) Mit einem Namen wie Έλεγηΐς (Crusius, Pauly-Wiss. V, 2258) ist nichts gewonnen. Etwas anders zu beurteilen ist
Tac. hist. II, 13.
7) Ich zähle noch einzelne Nummern auf: Berlin, Äg. Mus. 9737 (H. 2,1cm, Glas); 9261 (2,1 cm, Glas); 9739 (2 cm,
Glas); 9738 (id.); 6660 (id.); 7649 (Formstein; sie hält 1. Ähren, r. den Topf der Bubastis; vgl. dazu auch ein Stück, das
früher in der Slg. Pugioli war. Berlin, Photo 496, dieselbe Gestalt, r. Sistrum, 1. den Topf haltend); 9606 (id.); sitzt
auf Untersatz m. Girlanden); Heidelberg, Arch. Inst. (H. 5, 5 cm, Naukratis); Leipzig, Univ.-Slg. (Becher auf d. 1. Knie,
r. Sistrum). 2. Ex. ohne Attribute; Petrie, Roman Ehnäs L, 108, 109 (Attribut r. ?). Karlsruhe H. 807 auf Basis mit
Girlande (ebenso Slg. Edde, Alexandrien, Aukt. Kat. 116, S. 9; Karlsruhe H. 779, wo sie die Keule wie Omphale (Perdrizet)
S. 43), aber auch die Leier trägt wie die reitende Totengöttin oben S. 154 Anm. 4; auch sonst noch.
8) Vgl. die vor. Anm. Topf der Bubastis (S. 60), hier der Totengöttin (in Karlsruhe), Kränze und Lockenfrisur, Arm-
und Fußreifen aus dem griechisch-ägyptischen Frauenkreis, das Amulett bei 277, den Gestus, wie er im Bubastis-Kult be-
kannt gewesen zu sein scheint, Herodot II, 60, oben S. 119, Anm. 5. —- Ein anderes Apotropaion s. S. 190 f.
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Maß: H. 6,6 cm. — Herkunft: Ehnasje. — Material: Lederbrauner Ton; Kern schwarz. —
Erhaltung: Vielfach bestoßen. Von den Hüften an abgebrochen. — Erwähnt: 160, 21.
270. Kleiner Dämon mit Beutel. Lämpchen. (Tafel 26.)
Berlin 15 371. Ovale Lampe, deren hinteres Ende als Einguß halbrund, vorderes als
Schnauze spitz ist; flacher Boden. Auf ihr sitzt ein Knabe mit Kapuze über dem an wenigen
Stellen sichtbaren Haar, die ganze r. Hand an den Mund legend und in der L. zwischen den
an den Leib gezogenen Beinchen einen großen Beutel haltend. Reifen an Arm- und Fuß-
gelenken. Oberkörper mit Hemdchen bedeckt, das im Rücken zusammengerafft ist.
Rückseite ausgearbeitet.
Maß: H. 5, L. 4,5 cm. — Herkunft: Unbekannt. — Material: Lederbrauner, poröser Ton;
außen stark ziegelrot. — Erhaltung: Leicht bestoßen. — Arbeit: Aus 3 Teilen; nachgeritzt. Behälter
nur an der Oberseite gefärbt. — Erwähnt: 56; 225, 5.
18. Weib (Apotropaion) (Tafel 26).
Zwei unter sich nur wenig verschiedene Gruppen von Frauen1) in obszöner Haltung sind
hier vereinigt, 271—278. Fettleibig (oder schwanger?)2), nackt, mit allen möglichen Frisuren,
Kränzen, auch Knospen, 275, die Beine entweder seitlich hoch ausstreckend oder stark gespreizt
sie anziehend. Man hat sie für die Baubo aus dem Kreis der Demeter, für Omphale ge-
halten; nach langer Debatte ist der Gedanke von Diels widerlegt, von Amelung, nach ihm von
Perdrizet, ein neuer Vorschlag gemacht worden3): der weitverbreitete Typus hat apotropäischen
Charakter4) und ist vielfach als Amulett getragen worden; aber ,,il s'agit moins d'un type figure que
d'un concept religieux, d'un etre divin“5). Ein Name ist, so weit ich sehe, nicht zu erbringen6);
einige Züge wenigstens ergeben, daß sie in Ägypten, wo sie außerordentlich häufig begegnet7),
einheimischen Göttinnen sich in einzelnem angepaßt hat8).
271. Weib (Apotropaion). (Tafel 26.)
Berlin 6736. Nackte, fette Frau (Hängebrüste, dicker Leib) mit Kranz im gescheitelten
Haar, hockt frontal mit weit gespreizten, erhobenen Beinen, hat d. L. unter den Schenkel,
d. R. an den Unterleib gelegt.
!) I. Schenkel seitlich in der Körperachse erhoben 271, 272, 273. II. Beine in der Körperachse angezogen 274, 275,
276, 278. Die Hand greift bald hinter den Beinen, bald von vornher an die Scham.
2) Das scheint sicher bei dem Anm. 7 erwähnten Karlsruhe H. 779; vgl. auch das Weib Nr. 279.
3) Lit. bei Amelung, Vatikan II, 60 zu Taf. 5. Perdrizet, Coll. Fouquet 41 ff.
4) Am sichersten wird dies Ergebnis, darin die von Perdrizet a. a. 0. p. 43 beigebrachte Terrakotte stützend, durch eine
römische Lampe bei Bachofen, Röm. Grablampen Taf. 36, 4, wo ein Mann mit Speer (?) und Schild 1., in der R. ein kurzes
Schwert zückend auf ein die 1. Hand zur „fica“ ballendes Weib losstürmt, das in der gespreizten Stellung ihre Scham zeigt.
Damit ist Taf. 14, Nr. 131 zu vergleichen, wo das malocchio genannt ist; für jene gewinnen wir das Recht, den Schreitenden
in Angriffsstellung mit einem Schwert zu ergänzen.
5) Aber schon das Ausf. Verz.2 369 nennt sie regelmäßig, auf den Namen „Baubo“ verzichtend, „unbekannte Göttin“.
6) Mit einem Namen wie Έλεγηΐς (Crusius, Pauly-Wiss. V, 2258) ist nichts gewonnen. Etwas anders zu beurteilen ist
Tac. hist. II, 13.
7) Ich zähle noch einzelne Nummern auf: Berlin, Äg. Mus. 9737 (H. 2,1cm, Glas); 9261 (2,1 cm, Glas); 9739 (2 cm,
Glas); 9738 (id.); 6660 (id.); 7649 (Formstein; sie hält 1. Ähren, r. den Topf der Bubastis; vgl. dazu auch ein Stück, das
früher in der Slg. Pugioli war. Berlin, Photo 496, dieselbe Gestalt, r. Sistrum, 1. den Topf haltend); 9606 (id.); sitzt
auf Untersatz m. Girlanden); Heidelberg, Arch. Inst. (H. 5, 5 cm, Naukratis); Leipzig, Univ.-Slg. (Becher auf d. 1. Knie,
r. Sistrum). 2. Ex. ohne Attribute; Petrie, Roman Ehnäs L, 108, 109 (Attribut r. ?). Karlsruhe H. 807 auf Basis mit
Girlande (ebenso Slg. Edde, Alexandrien, Aukt. Kat. 116, S. 9; Karlsruhe H. 779, wo sie die Keule wie Omphale (Perdrizet)
S. 43), aber auch die Leier trägt wie die reitende Totengöttin oben S. 154 Anm. 4; auch sonst noch.
8) Vgl. die vor. Anm. Topf der Bubastis (S. 60), hier der Totengöttin (in Karlsruhe), Kränze und Lockenfrisur, Arm-
und Fußreifen aus dem griechisch-ägyptischen Frauenkreis, das Amulett bei 277, den Gestus, wie er im Bubastis-Kult be-
kannt gewesen zu sein scheint, Herodot II, 60, oben S. 119, Anm. 5. —- Ein anderes Apotropaion s. S. 190 f.