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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Agathodaimon.

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6. Agathodaimon (?) (Tafel 15).



Das Fragment 152 kann durch Parallelen ganz sicher ergänzt werden.1) Ein thronender
Gott, mit der ägyptischen Atefkrone, der als Attribute Keule, Kerykeion und Füllhorn trägt,
legt die Hand auf den Kopf eines nackten, Harpokrates ähnlichen Knaben, der neben seinem
r. Knie auf ein Säulchen gestützt steht2) (Abb. 68). Die Gestalt, Haltung, Tracht des Sitzenden
betonen seinen Charakter als Zeus3). Ist es Zeus selbst?4) Oder ein Zeus-Amon?5) Einer der
Gaugötter?6) Ist der Knabe eine Personifikation, etwa ein Plutos?7) Oder, was verständlicher
wäre, des Sitzenden Sohn, ein göttliches Kind, dargestellt in der Haltung des
Harpokrates? 8)
Die Deutung wird durch die Häufung der Attribute noch
beträchtlich erschwert. Ist es Zufall, Willkür, sinnvolle Ab-
wechslung, wenn an Stelle des Knaben ein Löwe tritt
(Anm. 1)?9) Es muß ein Segenspender sein, ein in.ovTodOTYiG1{)),
darauf deutet das Füllhorn; die Keule11) kenne ich nur bei
Herakles, Herakles-Harpokrates (S. 59 f) und der Agathodaimon-
schlange (S. 45), dann auch bei einem Zeus geglichenen Gott
und ähnlichen Typen12); das Kerykeion tragen Eirene, Hermes und Hermanubis, und wieder,
zusammen mit der Keule, der Schlangengott. Kein einziges Zeugnis, soweit ich sehe, bietet
eine Erklärung; kein Name scheint das zu umschreiben, was diese Attribute ihm zuerkennen.

9 Milloue, Cat. du Musäe Guimet, 1905, Abb. S. 321 (ungenau, hier neue Abb. 68) und Karlsruhe H. 785 stimmen genau
unter sich und mit ihm überein. Ein Ex. der Leipziger Univ.-Slg., wo statt des Knaben ein Löwe sitzt. — Ein zweites Stück
im Musee Guimet zeigt in seiner oberen Hälfte einen Harpokrates mit Doppelkrone, Locke r., die Hand am Mund. Ich
übersah bei eiligem Photographieren, ob das Stück intakt sei, glaube jetzt aber auf der Photo einen Bruch zu erkennen und
auf dem Kopf des stehenden Knaben die Hand. Es bietet demnach nichts Neues.

2) Hält er einen Topf unter dem Arm?

3) Vgl. die Münzen Dattari, Taf. XXV, mit einzelnen Ausnahmen Typen aus dem von Amelung, Rev. Archeol. 1903, 23 ff.,
(oben S. 27) besprochenen Kreis. Die Haartracht erinnert an den Särapis. Nackt wie die Zeustypen, z. B. Dattari 2932,
Taf. XXV, aber auch 1736, Taf. XIV (angeblich „Harpokrates von Mendes"). Der Mantel wie Zeus Taf. XXV, auch der oben
erwähnte 1735, 1736, 2578 (Taf. XIV). Man beachte die Steilfalte vom Knie abwärts, die doch mechanisch kopiert sein
muß, da sie bei allen wiederkehrt, aber in dieser ungefälligen Härte für so kleine Stücke sinnlos ist. — Über den Thron s. S. 27.

4) Dafür spräche, daß Dattari XXV, 2932 (Anm. 3) als „Zeus mit Adler" ebenfalls eine Keule trägt (Abb. 69), und eine
unerkennbare Krone; daß der Zeuskopf 1889 (Taf. XXV, vgl. Abb. 71) die Krone des unsrigen hat (wie auch Amon 4651
Taf. XXV), also die Zeustypen für verschiedene Zeusgleiche, -ähnliche Götter oder Zeus in verschiedenen Auffassungen ver-
wendet wurden. Auch der sitzende 1736 trägt die Keule und Krone, setzt das 1. Bein vor; 1735 das r.

5) Freilich trägt er keine Hörner; fehlen die auch bei Datt. 2957 (Taf. XXV), wo der Widder daneben sitzt wie bei
1735/36, ist es eben doch zweifelhaft, ob es der gleiche Gott ist.

6) Der Anm. 3 erwähnte sog. „Harpokrates von Mendes". Bilden die Anm. 5 aufgezählten eine einheitliche Gruppe
mit unserer Terrakotte?

7) Das könnte sich aus der Darstellung Dattari 926 ergeben. Vgl. auch den „Ellen"knaben, der als einziger auf dem
Füllhorn sitzend den Nil bekränzt, Dattari 2292, 3362, Taf. XIX, andere auch ebd. 139, 441; den, der im Quellhaus des
Nil steht 2765, XIX; den Plutos, der die Eirene begrüßt, Taf. XII, 3624.

8) Er steht auch neben dem Gott wie Harpokrates neben der sitzenden Mutter, z. B. Dattari 926, Taf. XVII; vgl. auch
die Gruppe Dattari 843, Taf. XI; vgl. auch die des Berliner Stuckmodells, Erman, Äg. Zeitschr. 1895, Taf. III.

9) Man könnte an den Gott von Leontopolis denken. Aber die Nomenmünzen geben den anders. Der Löwe mit Sarapis
verbunden, siehe oben S. 28. Löwe auf den Münzen, Dattari, Taf. XXXII, 3130, 3595, 3936. Der Gott muß also ein
Sonnengott sein.

10) jilovTodo%, Kultbeiname des Amon: Annales du Service 6, 149ff. zu vergleichen mit der Beschreibung des Amon
im Alexanderroman. Weinreich, Trug des Nektanebos, S. 5, 3, s. oben S. 45 Anm. 28. Auch Isis: ^eyd^wv dya&wv ddre^a,
C. I. G. 3724. Außerhalb Ägyptens schon Hesiod, "Eoya 126; z. B. Men Eo/me xai ^ovrodfag, Bull. Corr. Hell. 1899, 389, pl. I.

n) Ein Doppelfüllhorn, woran man auch denken könnte, kann es nach dem Pariser Ex. nicht sein.

12) Anm. 3, 4, 6.

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