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Osiris.
machen, da der Priester in der Prozession das Götterbild ohne sie vor der Brust hält4). Der
Gesichtstypus, in den Terrakotten nur leise stilisiert, Kopftuch und Krone5) sind ägyptisch,
nicht minder der Schmuck. Die zwei Reliefstreifen, die bald höher, 1,2, bald tiefer, 3,4 den
Hals umschließen, werden ihre Erklärung später finden, die drei Kugeln auf der Brust sind
wohl, wie die anderen Exemplare zeigen, als Anhänger eines aufgemalten Schulterkragens
zu denken6).
Der Körper ohne Einzelformen sieht aus wie eine mit ihren Amuletten behängte Mumie
oder gar wie ein Mumienkasten, ohne Andeutung von Armen, Händen oder Füßen. Ein dichter
Blumenkranz, bei allen Stücken wiederkehrend, also funktionell zum Ganzen gehörend7), liegt
um den Fuß8), so Schmuck und Verbreiterung der Standfläche zugleich; über ihm die Sonnen-
scheibe zwischen zwei Schlangen, darüber eine Brusttafel, in ihr eine Sonnenscheibe; darüber
noch zwei Kugeln: Glieder einer Kette, vielleicht aber nur mißverstanden, oder Reliefunter-
lagen von zwei aufgemalten Falken, wie sie gewöhnlich an dieser Stelle sitzen9). Die Terra-
kotten allein zeigen zwei stabartige Längsstreifen: wir können hier kaum etwas anderes er-
warten als Streifen, auf denen in hieroglyphischer Schrift der Name des Gottes oder Gebete
an ihn stehen sollten10). Das Auffallendste bleibt die Form des Körpers. Im Verhältnis
zu Kopf und Schultern ist die Mumie ungewöhnlich kurz11). Fehlen dem Körper die Beine?
Ist es nur ein mumisierter Rumpf? Auch der Vergleich mit späten, verhältnismäßig plumpen
Sargtypen überzeugt nicht12): So stark verschoben in der Form sind die Särge nie. Dazu
kommt, daß keins dieser Bilder den Toten in natürlicher Größe wiedergibt13), daß alle
Kopien, auch die größten Stücke, die Höhe von 50 cm nicht erreichen, wozu stimmt, daß der
Priester in der Prozession es bequem vor der Brust tragen kann, und, was das Wichtigste
ist, daß alle mir sonst bekannten Stücke gleich stark verkürzt, noch viel mehr gewölbt und
nach unten eingezogen, auch auf dem Rücken nicht flach sind.
Nur eine Darstellung, die außerhalb des Kreises liegt, scheint eine Lösung in der bis
4) S. Untersuchungen S. 42 ff., Tafel.
5) Daß unter den Hörnern Blumen (Rosen?) dargestellt seien (4), ist nicht von der Hand zu weisen, denn gleiche Blumen,
je ein Paar vorn und hinten, sind an den Schultern aufgelegt bei dem Stück des Berliner Antiquariums, Untersuchungen S. 35,
Anm. 38, und tragen auch andere Götter.
6) Die Kugeln bei allen Stücken, der Halskragen aus drei Lagen beim Exemplar der Villa Albani, Untersuchungen
S. 36 mit Tafel, und recht deutlich sogar bei der etwas freieren Terrakotte 406 des Ottomanischen Museums in Konstan-
tinopel.
7) Der Kranz fehlt bei keinem vollständigen Exemplar, auch bei den in der Prozession getragenen nicht. Er gehört
also zur Ausstattung des Gottes. Vgl. den Kranz um den Fuß der Kanne, Dattari, Taf. XXVIII, 287, 1126, unsere Terr. 16.
Davon zu trennen 201; vgl. auch Dattari, Taf. XI.
8) Für einen Fußkasten scheint er viel zu niedrig, vgl. auch Anm. 3.
9) Z. B. Untersuchungen S. 36 (Albani), Berlin 9008, Erman, Religion2 S. 271, Fig. 161.
10) Vgl. z. B. die vier gleichen Streifen mit unleserlichen Hieroglyphen bei Edgar, Graeco-Eg. Coffins, (Cat. Gen. du
Musee du Caire), 33137, pl. XVII; ebenso bei dem Eingeweidekrug bei Wallis, Eg. ceramic. art. II pl. 8 (unten Abb. 2)
und sonst.
11) Man vgl. irgendeine Mumie, auch Kasten der Spätzeit; immer werden doch die Beine so lang sein wie Oberkörper
und Kopf zusammen. Wäre das Bild so verkürzt, so müßte man doch glauben, daß der Ägypter, der solche Bildchen mit
ins Grab gab, nach diesem Gott, dessen Form er annahm, seinen Sarg hätte machen lassen, aber bis in die späteste Zeit sind
die Osirisbilder (auch der Griechen, unten Abb. 25, 26) unverändert und, wie die Mysteriumszene zeigt (3 Untersuchungen
S. 13), in ihrer Bedeutung erfaßt ; der plumpe Sargtypus, auf den Möller mich hinweist, ist vereinzelt geblieben. Leiden, Museum
v. Oudheden, Mon. Ille Afd. L. pl. V. Schaefer verweist mich noch auf Brit. Mus. Guide to the Egypt. gall. (sculpt.) 1909,
pl. XXXI.
12) S. vorige Anmerkung.
13) Das wird erhärtet durch die Münze, Dattari 830. Die Kanopen stehen auf einem Stuhl zwischen Thermuthis
und Harpokrates und sind ohne Krone halb so groß wie die stehenden Götter. S. unten Abb. 3. Da der Münzschneider Einzel-
heiten auf dem Leib der rechten zeichnet, vergrößert er sie etwas; dies wird bestätigt durch 3623, wo die zwei gleich groß sind
wie Horus das Kind.
Osiris.
machen, da der Priester in der Prozession das Götterbild ohne sie vor der Brust hält4). Der
Gesichtstypus, in den Terrakotten nur leise stilisiert, Kopftuch und Krone5) sind ägyptisch,
nicht minder der Schmuck. Die zwei Reliefstreifen, die bald höher, 1,2, bald tiefer, 3,4 den
Hals umschließen, werden ihre Erklärung später finden, die drei Kugeln auf der Brust sind
wohl, wie die anderen Exemplare zeigen, als Anhänger eines aufgemalten Schulterkragens
zu denken6).
Der Körper ohne Einzelformen sieht aus wie eine mit ihren Amuletten behängte Mumie
oder gar wie ein Mumienkasten, ohne Andeutung von Armen, Händen oder Füßen. Ein dichter
Blumenkranz, bei allen Stücken wiederkehrend, also funktionell zum Ganzen gehörend7), liegt
um den Fuß8), so Schmuck und Verbreiterung der Standfläche zugleich; über ihm die Sonnen-
scheibe zwischen zwei Schlangen, darüber eine Brusttafel, in ihr eine Sonnenscheibe; darüber
noch zwei Kugeln: Glieder einer Kette, vielleicht aber nur mißverstanden, oder Reliefunter-
lagen von zwei aufgemalten Falken, wie sie gewöhnlich an dieser Stelle sitzen9). Die Terra-
kotten allein zeigen zwei stabartige Längsstreifen: wir können hier kaum etwas anderes er-
warten als Streifen, auf denen in hieroglyphischer Schrift der Name des Gottes oder Gebete
an ihn stehen sollten10). Das Auffallendste bleibt die Form des Körpers. Im Verhältnis
zu Kopf und Schultern ist die Mumie ungewöhnlich kurz11). Fehlen dem Körper die Beine?
Ist es nur ein mumisierter Rumpf? Auch der Vergleich mit späten, verhältnismäßig plumpen
Sargtypen überzeugt nicht12): So stark verschoben in der Form sind die Särge nie. Dazu
kommt, daß keins dieser Bilder den Toten in natürlicher Größe wiedergibt13), daß alle
Kopien, auch die größten Stücke, die Höhe von 50 cm nicht erreichen, wozu stimmt, daß der
Priester in der Prozession es bequem vor der Brust tragen kann, und, was das Wichtigste
ist, daß alle mir sonst bekannten Stücke gleich stark verkürzt, noch viel mehr gewölbt und
nach unten eingezogen, auch auf dem Rücken nicht flach sind.
Nur eine Darstellung, die außerhalb des Kreises liegt, scheint eine Lösung in der bis
4) S. Untersuchungen S. 42 ff., Tafel.
5) Daß unter den Hörnern Blumen (Rosen?) dargestellt seien (4), ist nicht von der Hand zu weisen, denn gleiche Blumen,
je ein Paar vorn und hinten, sind an den Schultern aufgelegt bei dem Stück des Berliner Antiquariums, Untersuchungen S. 35,
Anm. 38, und tragen auch andere Götter.
6) Die Kugeln bei allen Stücken, der Halskragen aus drei Lagen beim Exemplar der Villa Albani, Untersuchungen
S. 36 mit Tafel, und recht deutlich sogar bei der etwas freieren Terrakotte 406 des Ottomanischen Museums in Konstan-
tinopel.
7) Der Kranz fehlt bei keinem vollständigen Exemplar, auch bei den in der Prozession getragenen nicht. Er gehört
also zur Ausstattung des Gottes. Vgl. den Kranz um den Fuß der Kanne, Dattari, Taf. XXVIII, 287, 1126, unsere Terr. 16.
Davon zu trennen 201; vgl. auch Dattari, Taf. XI.
8) Für einen Fußkasten scheint er viel zu niedrig, vgl. auch Anm. 3.
9) Z. B. Untersuchungen S. 36 (Albani), Berlin 9008, Erman, Religion2 S. 271, Fig. 161.
10) Vgl. z. B. die vier gleichen Streifen mit unleserlichen Hieroglyphen bei Edgar, Graeco-Eg. Coffins, (Cat. Gen. du
Musee du Caire), 33137, pl. XVII; ebenso bei dem Eingeweidekrug bei Wallis, Eg. ceramic. art. II pl. 8 (unten Abb. 2)
und sonst.
11) Man vgl. irgendeine Mumie, auch Kasten der Spätzeit; immer werden doch die Beine so lang sein wie Oberkörper
und Kopf zusammen. Wäre das Bild so verkürzt, so müßte man doch glauben, daß der Ägypter, der solche Bildchen mit
ins Grab gab, nach diesem Gott, dessen Form er annahm, seinen Sarg hätte machen lassen, aber bis in die späteste Zeit sind
die Osirisbilder (auch der Griechen, unten Abb. 25, 26) unverändert und, wie die Mysteriumszene zeigt (3 Untersuchungen
S. 13), in ihrer Bedeutung erfaßt ; der plumpe Sargtypus, auf den Möller mich hinweist, ist vereinzelt geblieben. Leiden, Museum
v. Oudheden, Mon. Ille Afd. L. pl. V. Schaefer verweist mich noch auf Brit. Mus. Guide to the Egypt. gall. (sculpt.) 1909,
pl. XXXI.
12) S. vorige Anmerkung.
13) Das wird erhärtet durch die Münze, Dattari 830. Die Kanopen stehen auf einem Stuhl zwischen Thermuthis
und Harpokrates und sind ohne Krone halb so groß wie die stehenden Götter. S. unten Abb. 3. Da der Münzschneider Einzel-
heiten auf dem Leib der rechten zeichnet, vergrößert er sie etwas; dies wird bestätigt durch 3623, wo die zwei gleich groß sind
wie Horus das Kind.