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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Hermes (Nr. 293—295).

2. und 3. Jahrh. gekannt waren, so denkt man zunächst gern an heidnischen Ursprung unserer
Terrakotten; christlichen Töpfern Ägyptens die Übernahme des Motiv in den christlichen
Skulpturenschatz des Hausrats zuzuschreiben, dürfte man nicht ohne weiteres geneigt sein,
wenn man sich erinnert, wie minimal die monumentalen und literarischen Zeugnisse für die
Ausbreitung des Christentums über das Land sind, und wie energisch Clemens, der Alexandriner,
seine Anhänger vor heidnischen Bildtypen warnt. Die Möglichkeit steht offen, falls sie mit
Christlichem zusammenhängen müssen, sie als heidnisches Gut im Besitz von Christen zu denken,
die das Herrenwort vom Hirten in ihnen verwirklicht sahen; sonst würden — was manches für
sich hat — für die künstlerische Übernahme des Motivs Alexandrien, der Osten vor Rom den
Vorzug erhalten. Näher aber als alle diese komplizierten Deutungen, durch die unsere Stückchen
zu den ältesten Dokumenten des Christentums im Land gereiht werden müßten, liegt die ein-
fache Deutung auf Hermes, der sein heiliges Tier trägt, der auch als der Hirt der Menschen-
herden gedacht werden konnte und in Ägypten wenigstens gedacht worden ist.
293. Herme. (Tafel 28.)
Berlin 19589 Schmales Gesicht mit langem, ovalem, lockigem Bart. Die hohe Stirn
umrahmt von zwei Reihen streng stilisierter Ringellöckchen; darüber ein turbanartiger Reif
mit kleinem, hochstehendem Ansatz, in der Mitte nach Art einer Helmkappe, und Bändern,
die auf die Schultern fallen. Unter dem Querbalken r. Stengel und „Scheibe" mit zwei sich
kreuzenden Linien, wohl eine Blume.
Rückseite: Nur der Reif angedeutet.
Maß: H. 8,3 cm. — Herkunft: Unbekannt. — Material: Erdbrauner, glimmeriger Ton. —
Erhaltung: Der Schaft vorne und unten gebrochen. — Arbeit: Zierliche Arbeit. — Erwähnt: 174,1.
294. Widderträger. (Tafel 28.)
Berlin 14852. Auf profilierter Basis steht frontal ein jugendlicher Hirte und trägt über
seinen Schultern einen Widder, dessen Beine er mit beiden Händen hält. Kopf des Tiers über
seiner r. Schulter. Dichtes, spiralig gedrehtes Lockenhaar (nubische Tracht?), dicke Nase, wul-
stige Lippen. Kurzärmeliger Rock bis zu den Knien, um die Hüften gegürtet.
Rückseite kein Brennloch, nur der Kopf des Hirten ausgearbeitet, das übrige skizziert.
Maß: H. 18,6 cm. — Herkunft: Aus der Papyrusgrabung von Ehnäs 1898/99. — Material:
Lederbrauner Ton, schwarzer Kern; Reste von Weiß und Rosa. — Erhaltung: Kopf des Tiers
abgeschlagen. — Erwähnt: 14; 175f.
295. Widderträger. (Tafel 28.)
Berlin 14866. Wie 294. Faßt die Beine des Tiers etwas höher. Individuelle Züge. Kürzer
geschorenes Haar.
Rückseite: Flüchtig skizziert, kein Brennloch.
Maß: H. 6,6 cm. — Herkunft: Aus der Papyrusgrabung von Ehnäs 1898/99. — Material:
Rotbrauner Ton, gleichmäßig durchgebrannt. — Erhaltung: Unter der Brust abgebrochen, Ge-
sicht von Mann und Tier bestoßen. — Erwähnt: 14; 175f.
 
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