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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Traglampen (Nr. 483—485).

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die unorganischen Teile in der Tonnachbildung zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzubringen,
hat seine viel zu sklavische Imitation nichts Klares geschaffen. Jedoch, wenn er auch keinen Sinn
mehr hereingebracht hat, hat er, wenigstens in den guten Stücken, stilgetreu die Einzelteile auch
in der Umgestaltung kopiert — das kleine Verdienst wollen wir ihm lassen, sind wir doch dadurch
imstande, zuversichtlich zu behaupten, daß nicht erst kurz vor dem Ende, an das wir die ersten
Stücke setzen mußten, sondern schon in der Zeit, wo noch warmes Interesse für die schönlebendigen
Schöpfungen griechischer Kunst vorhanden war, im Hellenismus, die Vorbilder entstanden 1e).
In jedem Fall ein schönes Beispiel für die zähe Lebenskraft einmal geformter Gebilde. —
483. Lampe. (Tafel 42.)
Berlin 9200. Lampe wie oben Nr. 154. Sehr flüchtige Einzelformen: die Metallimitation kaum
mehr kenntlich. Die Säule ruht auf hoher würfelförmiger, profilierter Basis, neben der in Seiten-
ansicht ein Tier (Vogel?) sitzt. Säule mit Blattkapitell späten Typs (4./5. Jahrh.). Vogelkopf sehr
unklar, wenn auch noch durchbohrt. Beide Seiten gleich ausgearbeitet.
Maß: H. 20,8 cm. — Herkunft: Angeblich aus dem Faijum. — Material: Rotbrauner Ton.
Reste von Rosa und Gelb am Schaft. — Erhaltung: Fast unversehrt. — Erwähnt: 12; 17; 197;
262; 263; 264, 15.
484. Lampe. (Tafel 42.)
Berlin 7696. Wie vorige Nr.; ohne Tier neben der Säule. Alles viel roher und schematischer. Die
Form des Beckens fast verloren. Stark abgesetzter Einguß. Beide Seiten fast gleichmäßig. Säulen-
schaft, mißverstandene Querringe, die den Säulenteilen entsprechen sollen. Vogelkopf fast ver-
kümmert, der Pferdekopf mit Mähne (eingeritzt).
Maß: H. 16,2 cm. — Herkunft: Geschenk des Herrn Travers. — Material: Lederbrauner Ton. —
Erhaltung: Fast intakt. — Erwähnt: 12; 17; 262, 2; 263; 264f.
485. Lampe. (Tafel 42.)
Berlin 9201. Wie 484, Schnauze schief aufwärts. Die Vertikalriefelung der Löwenfüße ver-
schwunden. Die eingeritzten Doppellinien schematisiert. Unklar, ob der Kopf zu Tier oder Vogel
gehörig. Beide Seiten fast gleichmäßig.
Maß: H. 16,6 cm. — Herkunft: Angeblich Faijum. — Material: Lederbrauner Ton; Reste von
Weiß, Rot? — Erhaltung: Im wesentlichen intakt. — Erwähnt: 12; 17; 262, 2; 263; 264f.
16) Man beachte die Säulen mit ihren reichen Details, nicht nur griechische, sondern auch ägyptisierende Typen. Auch
daß bei 154 die Cannellüren fast nur bis zur Hälfte des Schafts herabgeführt sind, ist soweit ich eben das Material über-
sehe, eher ein Merkmal hellenistischer als kaiserzeitl. Gewohnheit. — Hier sei noch anhangsweise auf das Novemberbild des
Philocaluskalenders hingewiesen (Strzygowski, Kal. des Philocalus, Taf. XXX); der November ist der Monat der großen
alexandrinischen Feste, das Bild, ein ägyptischer Priester, der aus der Priesterin oben Abb. 18 mißverstanden sein muß oder
ihr parallel geht, mit Sistrum r. und der Schale mit der Schlange 1. Er steht neben einem Pilaster, auf dem ein Anubiskopf
aus einem Untersatz aufragt. Das Schema ist das gleiche wie bei dem zuletzt angeführten (Anm. 14), aber auch wie z. B. bei
Bubastis oben 173f., Taf. 18. Nun ist eine Person neben einem Pilaster ja nichts Ungewöhnliches in der griechischen Kunst.
Trotzdem, da z. B. auch Terrakotten neben Harpokrates, der sich an ein Pfeilerchen lehnt, eine hochragende Säule zeigen, auf
der ein (fehlender) Gegenstand war (Terr. im Musee Guimet), daß z. B. der Kalathos auf der Säule stand, göttliche Personen
daneben (Dattari, Taf. XI), daß auch Athena m. Nike neben einer Säule stand (Dattari, Taf. X, 820), scheint es mir erwägens-
wert, ob die Novemberszene nicht ein in alexandrinisch-kultischen Kreisen besonders beliebtes Schema als letzte wiederholt;
auch dies könnte den Handwerker angezogen haben, Säulengriff und Dekorationsfigur nebeneinander zu bringen.

Weber, Terrakotten.

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