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Heidelberger Schlossverein [Hrsg.]
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — 6.1912

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Lohmeyer, Karl: Geplante Umbauten und Verlegungen des Heidelberger Schlosses in der Barockzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.3346#0014
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sann, der Lseidelberg ersetzen sollte. — Abentenerlich und überschwenglich,
aber doch in einer solch mächtigen Rlarcheit u>id wohldurchdachten Über-
sichtlichkeit trotz all dem xchantastischen Umfang hätte er diesen IVunderbau,
dieses in endlosen Perspektiven schwelgende Konglomerat von palästen ge-
staltetz daß wir nur mit Staunen dem genialen Schaffensdrang dieses Barock-
meisters gegenüber stehen können. — Ihm muß der Nuhm bleiben, daß
weder vor ihm noch nach ihm ein Zlrchitekt einen so ungeheuren und doch
so einheitlichen Bau geplant hat.

Italienisch in allen Details, französisch oder präziser ausgedrückt ver-
saillisch in der Grundrißlösung, und so im Prinzip dasselbe anstrebend,
was zehn sZahre früher bereits ein anderer sZtaliener in deutschen Diensten,
Domenico Lgidio Nossi in der Nastätter Residenz i» verkleinertem
Maße wirklich zum großen Teil durchgeführt hatte, so baut sich dieser
Düsseldorfer palast vor uns aus, dessen besonderes Innenschmuckstück ein
übermächtiges Treppenhaus bilden sollte, das erste in diesen gewaltigen
Diinensionen, das in rheinfränkischen Landen errichtet worden wäre, die ja
später diese Treppenanlagen ganz besonders zu umfangreicher und male-
rischer Ausbildung in ihren Palastbauten kommen ließen. — Begeistert
spricht uns Rapparini von dem j)lane, er teilt uns mit, daß dazu uoch
ein besonderer Tntwurf von Antonio Bernardi gemacht worden sei,
der zu der Ausschmückung der Trepps allein f58 Btatuen vorgesehen habe,
wieder ein Beweis dasür, wie zügellos sich unter Iohann Wilhclm am
Düsseldorfer Lsofe der Schaffenstrieb der Rünstler entfalten durfte?) Auch
der zeitgenössische Thronist sindet keinen andern Vergleich für den Bau und
die Treppenanlage als nüt den „snciennes merveilles cle 1'^.sie, L pre-
sent clütruites et ensevelies" und von der Form der letzteren Anlage er-
zählt er uns: „Let escalier est compose et buti ck'une maniere, cxuc
clu c>uel enclroit, c^u'on re§arcle, on voit 6ix branckes 6u clit escalier.
Te tout ensemble prenü la korme octunAuIuire."

Dieser großartige Nesidenzbau sollte nicht über die papierne Txistenz
hinaus kommen, denn die zahlreichen, zum Teil phantastischen pläne des
Rurfürsten, die ungeheuren Ausgaben für Maler und Bildhauer, für eine
italienische Mper u. s. w. hatten die Btände so erbittert, daß sie rundweg

z) Beziehungen des Grafen Alberti zu Fraukreich sind bczeugt. Seine Gemahlin
selbst war eine Französin und staiuinte aus der Touraiue. bittet er deu Uur-

fürsten uin Urlaub nach Paris zur Betreibung xcrsöulicher Augelegenheiton. Dauials
war er auch in Uersailles. (Levin, S. t28f.)

2) vergl. lsierzu Levin: S. IHS.
 
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