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Heidelberger Schlossverein [Hrsg.]
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — 6.1912

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Rott, Hans: Zu den Kunstbestrebungen des Pfalszgrafen Ott Henirchs
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https://doi.org/10.11588/diglit.3346#0205
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diese Bilder mit andern vorzüglichen Gemälden samt indischen Trutbennen,
Ziegen und schließlich guten Antiquitäten mir übersenden. Zu dem allem
möge mir L. D. verhelfen." Daraufhin lief aus Schloß Marmirolo
von Federigo, der über eine sehr schöne Nüstung des Neuburgers entzückt
war, die für Gtt bseinrich hocherfreuliche Antwort ein: „Zch werde
sowohl mein Bild wie das meiner Gemahlin von der Band des hoch-
berühmten Rünstlers Tizian malen lassen, der sich im Augenblick zu
venedig aufhält. Auf diese lVeise werden <L. D. die getreuesten porträts
von uns bekommen"^).

Doch die Tizianischen Gemälde wurden nicht so rasch gelieferl wie
Gtt Lseinrich dachte und wünschte. Denn im April des nächsten Zahres
erinnerte der jDfalzgraf den Nlantuanischen Lerzog wieder an die Tonter-
fette u»d ersuchte ihn, sie seinem Gesandten Nehlinger einhändigen zu
wollen. Federigo verträstete ihn mit der Sendung auf Sextember. Aber
er starb in noch jungem Alter, bereits am 28. Zuni (5^0, genau einen
Monat nach seinem letzten Brief an den pfalzgrafen. Zn dem herzlich ge-
haltenen Beileidsschreiben Gtt lheinrichs an die Statthalter in Mantua
vergaß dieser nicht, an das wichtige Dersxrechen des verstorbenen Gonzaga
zu erinnern. Aus einem spätern Briefwechsel mit der Lserzogswitwe Mar-
gherita paleologa und dem Rardinal Trcole"), dem Bruder Federigos und
provisorischen Negenten, erfahren wir dann, wie sehr man die Freundschaft
des Neuburgischen wittelsbachers am Lsof der Gonzaga einschätzte. Der
Rardinal, ein Freund der Gelehrten und Rünstler und selbst schriftstellerisch
tätig, empfahl die wünsche des pfalzgrafen angelegentlich der lvitwe
Nlargherita, und diese willigte ein, daß der Bote Gtt Geinrichs dieses kost-
bare Bild als Andenken an den toten Freund mit fortnehmen könnte. Da
anscheinend noch ein Lsindernis die Absendung der Gemälde verzögerte, so
bat der j)falzgraf am s2. November s5<sO von Neuburg aus, ihm wenn
nicht mehrere erwünschte Bilder, so doch wenigstens das porträt des ver-
storbenen allein zu überlassen. Nochmals dankte Trcole für das letzte
xersönlich warme Trostschreiben anläßlich des Todes seines Bruders. Zwar
kann er, wie er dem jüfalzgrafen schrieb, die andern begehrten Gemälde

1) Der Lxzerpist jener Regesten im Münchener Reichsarchiv hat bezeichnender-
weise bei der Inhaltsangabe dieses Briefes die Tizian betresfende Stelle übergangen.

2) Lrcole Gonzaga, geb. lsos, gest. ^sss, zuerst Bischof von Mantua, xs27
Lardinal, fübrte nach des Bruders Tod für dessen noch umnündigen Sobn Francesco III.
(gest. xsso) xs Iahre lang, bis qsss die Regentschaft, zusammen mit Margherita
paleologa.
 
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