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Heidelberger Schlossverein [Hrsg.]
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — 6.1912

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Rott, Hans: Zu den Kunstbestrebungen des Pfalszgrafen Ott Henirchs
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https://doi.org/10.11588/diglit.3346#0224
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dem Basler verleger Ioh. Herold seit (554; in 2luftrag gegeben, ist seinem
historischen Interesse und seiner kritischen veranlaguug zu danken. Lange
war dis Ausführung dieses „Arbor" des xsälzischen Lsauses in Verzug
geraten und über 4-00 Gulden den Malern und Formschneidern schon aus-
bezahlt worden, bis Gtt Lseinrich ernstliche vorstellungen beim Rat der
Stadt Basel machte, der durch Gefangensetzung einiger dabei beteiligter
Formschneider die Vollendung der genealogischen Tafeln herbeiführte, wäh-
reud der pfalzgraf dieselben kritisch durchxrüfte.

Der Vauptverfertiger dieses riesigen Btammbaumes ist der aus Zürich
eingewanderte Naler und Formschneider Iakob Tlauser oder Lluser, der
von (5^7—f578 in Basel tätiq war, mehrere signierte Lsolzschnitte für
Münsters Rosmograxhie lieferte und in seinem Todesjahr f578 die Fas-
sade des Rlühlhauser Rathauses mit mythologischen und allegorkscheu Dar-
stellungeu auszuschmücken begann. Das gesamte Lsolzschnittwerk der kur-
xfälzischeu Genealogie, das f356 bei Ioh. Gxorin in Basel ausgedruckt
und vonr Rat der Stadt auch dem französischen Rönig zum Geschenk ge-
macht wurde, bestand aus 2f großen Lsolzschnittplatten, die zusammen die
stattliche Länge von 4^/4 Meter einnehmen. Ich fand ein vollständiges
Gxemplar dieses Monstrestammbaums in dem chtadtarchiv zu Basel, wo
derselbe im Treppenhaus aufgehängt ist, f7 Ginzelblätter davon im Rupfer-
stichkabinek daselbst ^). Außer Tlausers Mouogramm unten in der Mitte
sind noch eine Reihe Bignaturen von weitern bekannten und unbekannten
Formschneidern darauf angebracht.

Lndlich sorgte Gtt kseinrich auch dafür, daß sein eigenes Bildnis in
vielen varianten der Nachwelt überliefert werde. Außer den früher schon
angeführten porträts des pfalzgrasen, besonders denen Barthel Be-
hams^), veröffentliche ich hier den Torso einer Tonbüste, die ich in den
Bammlungen des historischen Vereins zu Neuburg a. D. unter andern
Skulpturresten auffand. Trotz der Zerstöruug kann diese Büste ihre nahe
Verwandtschaft mit jener herrlichen aus Alabaster nicht verleugnen, die
heute im Louvre aufbewahrt wird. Vielleicht entstammen beide der Neu-

0 Die Aktenstücke abgedruckt im Aichang. — Über Iakob Llauser vgl. Schweizer.
Aünstlerlexikon, ed. L. Brun I p. so-^. — Die 2; Lolzxlatten des Stammbaums wurden
zu je 3 in der Breite und 7 in dcr Länge zusammengesetzt; die untcrsten droi bsolz-
schnitte enlhalten eine Landschaft, die Taufe Tlodwigs, ein Ariegsheer am Rhein und
eincn Teil des Rölner Stadtbildes.

2) Tine besonders große und gutc Abbildung im „Baperland" XIII (tl)02)
p. 2Y5. — Das Portrüt seines Bruders jdhilixp oben nach Griginalaufnahme
der Lsof-Runstanstalt von Franz lsanfstaengl - Nkünchen, der ich für
frcundliches Entgegenkommen verbindlichst hier dänke.
 
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