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Heidelberger Schlossverein [Hrsg.]
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — 6.1912

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Rott, Hans: Zu den Kunstbestrebungen des Pfalszgrafen Ott Henirchs
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https://doi.org/10.11588/diglit.3346#0228
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vor allem auch in der gegenteiligen Ansicht über den Lirchenschmuck äus-
serten. Nach des Genfers Ansicht war die lutherische Übernahme der
üirchenzier die Duldung der katholischen Airche selbsh in der der damalige
Leidelberger Stadtpfarrer Michael Lsöfer den wahren Lndechrist, öie „rote
bsure", erkennen wollte, von der er drucken ließ: „Die hurische undt her-
liche Rleydung aber dises weibs ist nichts anders dann der herrlich eußer-
lich pracht der römisch Rirchen in schönen großen Temxeh Bildern, Taf-
selen, Orgelen, Relchen, Geschirren, Rleydern, Liechtern, Leuchtern, Gold,
Silber, Ldelgesteyn, perlin, Purpur, Sammt, Seyden undt dergleichen, da-
mit ire Rirchen, Lapellen undt Altaren gezieret sein" ^).

Schon meldete sich die nachmals so entsetzlich ausartende calvinisüsche
Zerstörungswut gegen die Gemälde und Skulpturen in den Rirchen an,
und selbst Gtt Heinrich muß für deren Beginn verantwortlich gemacht
werden, sreilich mit der Linschränkung, daß er zunächst nur die Lntfernung
der Bilder aus den Rirchen und Rlöstern sorderte und ihre Schonung em-
pfahl. Bezeichnend ift besonders seine Anweisung an die Universität un-
term s3. Dezember s537 wegen Abbruch der Altäre im ehemaligen Augu-
stinerkloster, das aus dem heutigen Universitätsplatz stand. Am 4. Zanuar
s558 heißt es in den Annalen: Inspectio est factn nltarium in aecle
sncra coenobü ^uZustincnsis acl demolienäum illa suxtn manckatum ac
z'ussum ill. principis. An diesem Tag wurden die Altäre in Gegenwart
des Dekans der philosophischen Fakultät von dem Gkonomen des Rlosters
Zakob Ziegler abgerissen^).

während nun in der Lseiliggeistkirche die bseiligenbilder des Isaupt-
altars den Liferern zum Gpfer fielen, hielten im Rirchenchor die hei-
tern Genien und jdutten der Geidenzeit am fürstlichen Grabmal ihren
Linzug. Da warf der Diakon Rlebitz^) als seuriger Zünger des großen

0 Michael Lsöfer, Ligendliche Lrzelmig der fürnembsteii undt größten Retzer, so
gelebt nach Lhristi Geburt. Straßburg bei Iac. Frölich fsss. Lxemxlar der Zuricher
Stadtbibliothek.

2) Rott, Rirchen- uud Bildersturm in der Pfalz, in den Lseidelb. Jahrb. fyos
p. 229—54. — „Nochdem in der Sapientz alhie die abgöttische altaria undt bilder bis noch
unabgeschaft seien, wir aber bedencken, das es dis orts sunderlich von nöten, die ding
aus den augen dcr jugent zu reißen . . ., domit alle abgöttische undt suxersticiosae
imagines, was deren in heiliger göttlicher geschrift nicht begründet, darzu auch alle
altar, außerhalb eins, daruf man sacram eucharistiam aussxenden möge, füglicheu undt
on vieler leut zulaufen abgeton, solche bildnus undt stein beieinander behalten undt
nicht vertragen werden, ob man etwan derselben ding etliche (doch das die zu vorigen
mißbrauch nicht verwendet) mit nutz abkumen undt dono den kosten, so uff das ab-
schaffen der bilder undt altaren lauft, mocht haben zu bezahlen." Univ.-Annalen VII
Fol. 282. 286.

2) W. Rlebitzius, victoria veritatis. L 2 und L 2.
 
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