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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0264
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MODERNE KUNST.

U5

steigen in die Luft, Alt und Jung betheiligt sich an den Spielen. Man
geniesst besondere Festgerichte, man überrascht sich gegenseitig mit
Geschenken und übersendet sich, wie im Abendlande, Glückwunschkarten,
versehen mit Sprüchen, von denen einige angeführt sein mögen: „Goldige
Wolken künden die erstehende Sonne, zehntausend Freuden den nahenden
Frühling.” — „Glück gewähren allein die Götter und vom Himmel stammt
der Frühling.“ — „Söhne, Reichthum und Ehren mögen Deine Schwelle
segnen!“ — „Gross, wie das Meer des Ostens, sei Dein Glück, den Bergen
des Südens vergleiche Dein Alter sich!“

Leclerc, Entwurf für den Weltausstellungs-Palast Paris 1900.

"'Un zu einem in der Luft schwebenden Restaurationssaal steigt. Auf den Rücken
Elephanten Ieiten zwei Pagoden, deren Spitzen wiederum einem mächtigen
^’senbogen als Stütze dienen, der auf seiner Wölbung gleichfalls eine Weltkugel
trägt. Wie sehr die Französische Nationalität in letzter Zeit nach dem Auslande
S ravitirt, beweist ein Entwurf, der die Maschinenhalle mit russischen Kuppeln
^ rönt. Ein anderer Architekt scheint die Orientalische Frage aufrollen zu wollen.
will den Eiffelthurm zu einer Art Moschee umbauen, den Trocaderopalast
türkischen Minarets krönen, und auf dem Marsfelde einen ottomanischen

li'

estsaal errichten. Von sonstigen Curiositäten sind noch die Ausbaggerung eines
^afens, die Umwandlung der Seine zu Lagunen und die Errichtung hängender

' Järten erwähnenswerth. „

* *

*

„Ist Alfred Dreyfus, Hauptmann im 14. Artillerie-Regiment, Hülfs-
arbeiter des Generalstabes, und dem Kriegsministerium attachirt, schuldig,
im Jahre 1894 einer fremden Macht eine gewisse Zahl von geheimen
Documenten verschafft zu haben, welche die Landesvertheidigung be-
treffen, und damit Handlungen begangen zu haben oder Einverständnisse
mit dieser Macht oder ihren Agenten unterhalten zu haben, um sie zu
veranlassen, Feindseligkeiten zu begehen oder Krieg mit Frankreich zu
beginnen oder um ihr die Mittel dazu zu verschaffen?"

So lautete die Frage an das französische Kriegsgericht, die sieben Kameraden
des Angeschuldigten bejahend beantworteten. Das Urtheil lautete auf Degradation
und Deportirung in einen befestigten Platz. Hauptmann Dreyfus hat bis zum
letzten Augenblick, ja noch während der Strafvollstreckung seine Unschuld

ter nicht gegen
handelt, muss als
trachtet werden, ob
wirkung politischer
eine offene Frage.
Tode Verdammte
Ducos in Neu-Ka-
Aufenthaltsorte der
Aufstand Verur-
den die Commu-
handelt; nach dem
mehrere der Frei-
Numbo an, einige
die seiner Zeit für
und andere crrich-
Acker- und Garten-

betheuert. Dass die Rich-
ihre Ueberzeugung ge-
selbstverständlich be-
sie sich unter der Ein-
Motive befanden, bleibt
Der zum moralischen
wird nach der Halbinsel
ledonien verschickt, dem
1871 nach dem Commune-
theilten. Acht Jahre wur-
narden als Sträflinge be-
Jahre 1880 siedelten sich
gelassenen im Thale von
bewohnen heute noch
Rochefort, Henry, Bauer
teten Hütten und treiben

Hauptmann Dreifuss.

bau. In diesem Thale darf Dreyfus sich zunächst nicht ansiedeln. Während der
ersten fünf Jahre ist ihm zwangsweise das Thal Tindu als Wohnsitz zugewiesen.
Gesetzlich kann er zur Arbeit nicht angehalten werden; doch hat er sich täglich
zweimal dem Aufseher vorzustellen. Ausser dem früheren Adjutanten Chatelain
(dem Verkäufer des Lebel-Gewehres) befinden sich im Thale von Tindu einige
Araber aus Algier, die an dem Aufstande von Aures theilgenommen haben.
Wenn Frau Dreyfus dem Gatten mit den Kindern nach der Halbinsel Ducos folgt,
so wird sie wahrscheinlich nicht in dem sümpfereichen Tinduthale, sondern in
dem nahen Hauptorte der Colonie, in Noumea wohnen. In Noumea besteht eine
öffentliche Volksschule, worin unentgeltlich Unterricht ertheilt wird, den Kindern
der Verurtheilten und diesen selbst, sofern sie daran theilzunehmen wünschen.

*

*

*

Seit fast einem
'he festen Teller-
^ffäusse verdrängt.
freund weiss, wie
^’e einzelnen Sten-
s° zu ordnen, dass
& ewiesene Stellung
denn eine prak-
r'ü, Mrs. Felixjones,
^ernacht, die sich
llachahmen lässt.
äeren aus Drahtge-

J>

''Ugelabschnitt er-
*' veiter grösserer
S‘offe, Die Blumen
"^aschen gesteckt,
^el durch die Oeff-
^eflechte hindurch-
^en so trotz ihrer
'errückt. Besonders

Jahrzehnt haben die lockeren Blume

kii

ents ist der neue

Neuer Blumenstrauss-Halter.

efwendbar. Das Gestell lässt sich durch Blumen oder Stoff

narrangements
bouquets und
Jeder Blumen-
schwer es ist,
gel in einer Vase
sie die ihnen an-
beibehalten. Da
tische Englände-
eine Erfindung
mit Leichtigkeit
Ueber einem in-
flecht gebildeten
hebt sich ein
aus demselben
werden in die
so dass die Sten-
nungen beider
gehen, und blei-
Vereinzelung un-
für T afelarrange-
Apparat sehr
leicht verdecken.

Der vielberühmte Eobanus Hessus war eine so durstige Seele, dass er
s* ch selbst auf dem Katheder nicht von seinem Kruge zu trennen vermochte, und
' vcnn er einen römischen oder griechischen Dichter erklärte, bei jedem besonders
Schönen Verse, zum grossen Gaudium seiner Zuhörer, lächelnd nach der Kanne
^ r*ff und auf des trefflichen Dichters Gesundheit trank. Sein Biograph setzt
^Uzu, dass er viel vertragen konnte und trotz sehr fleissigen Becherns nie ge-
‘'äthigt gewesen ist, zu dem Auskunftsmittel des grossen Pontanus zu greifen.

leser nämlich war ein gleich leidenschaftlicher Trinker, konnte aber weniger
^rtragen als Eobanus und sah sich daher nicht selten in der Lage, seine Vor-
6süngen abzubestellen. Dies that er so, dass er an die Thüre des Auditoriums
neunfaches P. schreiben liess. Dies bedeutete (nach seiner eigenen, den
^ühörern feierlich gegebenen Erklärung) Folgendes: „Petrus Pontanus, Poeseos
^ofessor Publicus, Propter Pocula Prohibetur Praelegere“ (zu deutsch: „Peter
0tltanus, öffentlicher Lehrer der Dichtkunst, sieht sich wegen allzu starken

t)

s,

echerns ausser Stande, Vorlesung zu halten“).

Das
^fsfe

h;

bedeutendste der fünf grossen Feste der Japaner ist das Neu-
st, die Feier des Frühlingsbeginnes. Schon blühen in Südjapan um
lese Zeit in geschützten Lagen Pfirsich und Ivornelkirsche und trägt der Pflaumen-
^ aütn seine purpurrothen Blumen. Da werden die Tempel in den Hainen und

i, e Altäre der Hausgötter mit blühenden Zweigen geschmückt, die Häuser mit

^ief,

1 - ern und Bambus geziert. Drei Tage ruht alle Arbeit, ungebundene Fröhlich-
j 0lt herrscht, überall ertönt Gesang und der Klang der Laute. Oeffentliche Be-
sügungen werden veranstaltet, Drachen in den mannigfaltigsten Gestalten

Etwa 97 Kilometer von dem Ziele ihrer Wünsche, von Mekka entfernt
finden die frommen moslemitischen Pilger auf dem Kirchhofe von Djeddah das
Grab unse-
rer E11ern-
mutter Eva.

Es ist ein
Mausoleum
von drei und
sechszig
Meter Länge
mit zwei klei-
nen Kapellen,
die eine am
Eingang, die
andere in der
MittedesRau-
mes, dessen
Abschluss ein
gewaltiger
grauer Fels-
block bildet.

Das Grab
selbst ist in
den Fels ge-
hauen. Seine
Dimensionen
sind an der

Das Grab der Eva.
 
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