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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0545
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Yon der Seweih-Jlusstellung.

lassung Sr.
Ivaisers, des
I Iegers von
und zugleich
echt waid-
eeitden, war

,1

'"^uf Veran-

Majestätdes
Schi rniers und
Wald undWild
des. Vorbildes
Hiännischer Tu-
Zu Anfang des Winters ein Comite zusammengetreten,
tvelches sich zur Aufgabe ntachte, Geweihe resp. Gehörne
int Laufe des letzten Jahres in Deutschland erlegter
Hirsche und Böcke übersichtlich zu vereinen. Mit
grosser Umsicht, wenn auch nicht mühelos, brachte
dieses Comite. — bestehcnd aus dem Oberjägermeister
Pürsten von Pless, dem Oberjägermeister Freiherrn von
Heintze und dem . General von Beneckendorff-Hinden-
burg — das Unternehmen zunt Abschluss.

Züm Allerhöchsten Geburtstage wurde in den Räumen
des ehemaligen Reichstages eine Ausstellung eröffnet,
tvie sie, in Deutschland wenigstens, in ihrer Eigenart
Uoch nientals stattfand, eine, Ausstellung. für den Jäger
Und Jagdfreund nicht nur interessant, sondern auch in
hohem Grade belehrend!

Dem Beschauer der in ausserordent’ich geschmack-
Voller Weise geordneten Sämmlung von all’ den nach
Hunderten zählenden Geweihen und Rehkronön bot sicli
Gelegenheit, einmal die Ausbildung, die Vereckung, die
Auslage und die Stärke etc. im Einzelnen zu bewunderh
Und zu studiren, sie gab aber auch Anlass. aus dem
Vergleiche ganzer Strecken und deren Gleichmässigkeit
in der Stangenbildung den ungeheuren Einfluss zu tr-
kennen, den beim Edelwilde sowohl die Art der Aesung,
tvie die Sorgsamkeit in der Wildpflege und im Abschuss
auf die Güte der Geweihe ausiibt.

Eine dankenswerthe Vorsorge des Comite’s hatte die
Strecken grösserer Reviere vereint, und es war von
nicht zu unterschätzendem Werthe für den Jäger, durch
diese Einrichtung eine Uebersicht über die Eigenart der
einzelnen Gruppen zu bekommen. Nicht nach der Giite
einzelner Geweihe, sondern nach dem Gesammtresultate
wuiden denn auch die Gruppen-
preise vertheilt und während
der vom Kaiser gestiftete Ehren-
preis für das beste deutsche
Rothhirschgeweih dem Fiirsten
von Pless zufiel, erwarb sich der
Fürst von Schaumburg-Lippe
den Kaiserpreis für seine Ge-
sammtstrecke.

Es würde zti weit führen,
auch nur vergleichend aller
der EigenthiimHchkeiten, durch
welche die Hirsche von Rügen
sich in ihrer Auslage, in der
Steflung der Aug- und Ets-
sprossen, in der Perlung und
i sogar in der Färbung von den
X' WW' - 1 Strecken aus Schaumburg-

V \ ’ ;; ■"■. ' I-ippe, aus Sachsen-Coburg, aus

Ostpreussen, Württenrberg,
Obersch'.esien (Ratibor) und
“tecklenburg unterschieden.

Eins nur möge erwähnt sein: Was eine vollkommen
iagdgemässe Behandlung des Rothwildes leisten kann,
’Hs zeigte sich an der Strecke des Fürsfen vön Pless.
^irgend eine so gleichmässig breite Auslage, eine gleich
Sute und mächtige Bildung der Aug- und Eissprossen
bei dunkeier, normaler Perlung und „blankgefegten“
(\Veissen) Enden. Nirgend eine Spur von der Vagiti-
•A'euzung, von der hier und da gesprochen wurde. Die
G'äftigen Stangen waren rund, die Gipfelenden neigten
?l,r Ivronenbildung. In nebenstehender Abbildung bringen
"ü' eine Zeichnung des preisgekrönten Sechzehner-Ge-
I'vihs. Es zeigt den charakteristischen Typus der Plesser
Hrsche. Aber — freilich — wie könnte eine Zeichnung
,e Majcstät eines solchen Hirsches wicdergeben? —

D

r- Neumeister (Tharanclt).

Unter den wgnigen widersinnigen Geweihen
der Ausstellung sei eines guten Vierzehners mit
drei Stangen gedacht, eiries Capital-Hirsches,
aus den Revieren des Grafen Behr-Ncgendank,
vom Oberst Graf Klinkowström erlegt.

Von den Schauflern trat besonders die preis-
gekrönte Gruppe der in Letzlingen durch den
Oberjägermeister Baron von Heintze erlegten
vier Hirsche hervor, die sich nicht nur- durch
die Breite der Schaufeln und Zahl der Enden,
sondern auch durch die Mächtigkeit der Stangen
auszeichneten.

Zwischen den Hunderten von ausgestellten
Rehgehörnen war die Zahl der monströsen
Bildungen relativ gering, Eigentliche Perrücken-
böcke fehlten ganz und krankhafte Abnormi-
täten traten nur sporadisch auf. Dagegen zeigten
sich vielfach Deformationen, durch äussere Ein-
während der Gehörnbildung entstanden. In
Abbildung bringen wir in ein Paar normalen
Rehkronen einen typischen Gegensatz zur Anschauung.
Während das off’enbar zurückgesetzte Gehörne aus der
Strecke des Dr. Neumeister seine Stangen in kräftiger
Form und konisch in der vollen Breite der Rosen empor-
streckt, zeigt der in der Zahl der Köpfe vielleicht eben-
bürtige Bock aus der besonders inter-
essanten Gruppe
des Fiirsten Hatz-
feldt unter den gut
generlten starken

Bogen schreiben! — Des herriichen Stoffes giebt’s so
viel in der Geweih-Ausstellung — und so wenig des
Platzes in der Mod. Kunst — darum „Waidmann’s Heil!“

Die Münchener Künstlergenossenschaft.

Die extremen Anschauungen sind in der General-
versammlung der Künstlergenossenschaft unterlegen und
die Führung der Vorstandschaft
hat Oberwasser behalten. Die
Verhandlungen waren sehr Ieb-
haft. aber sachlich. Bezüglich
des Hängens der Bilder machten
sich zwei Gegenströmungen
geltend. Die Eine wollte jedes
Collectivhängen ausgeschlossen
wissen; es sollte Inland und
Ausland durch einander gehängt
werden. Die Andere bean-
spruchte ein Collectivhängen für
die Münchener Künstler. Der
von der Vorstandschaft vorge-
schlagene Mittelweg, der Jury
zu überlassen, was sie in jedem
einzelnen Falle vom künstleri-
schen Standpunkt aus zu thun
für gut halte, wurde schliesslich
auch von der Generalversamm-
lung gebilligt. Lebhafte Dis-
cussion entspann sich über die
Frage derEinladung auswärtiger
Künstler. Auch hier ist der
extreme Antrag auf Beseitigung
der Einladung unterlegen. Es
soll iedoch fürder nur das Beste
von auswärts herangezogen

Gruppenprcis.
Fiirst Hatzfeldt.

werden. Für die Beibehaltung der im Uebrigen der Zahl
nach zu beschränkenden Medailien wurde mit Erfolg gel-
tend gemacht, dass sich der ideaie Zustand allerdings in
der Abschaffung der Medaillen v.erwirklichen würde, dass
aber Medaillen für junge bedeutende Künstler etwas
sehr Erstrebenswerthes seien. Die Gewährung von
Medaillen solle auch gewissermaassen die öffentliche
Meinung corrigiren, indem sie derselben ein fachmän-
nisches Urtheil gegeniiberstelle. Die Schwarz-Weiss-
Ausstellung wird auch heuer wieder eingerichtet und
zwar in geschlossenen Gruppen von Original und Ver-
vielfältigung. jedoch nicht in der Ausdehnung wie im
Vorjahr. Herr von Stieler führte im Beginn der Ver-
sammlung aus,
wie er dazu ge-
kommeri sei,
nochmals vor-
übergehend aut
ein Jahr die Prä-
sidentschaft an-
zunchmen. Er
liabe es nur ge-
than, weil ihm
die Wahlcom-
mission. erklärt
habe, dass kein
passender Mann
gefunden wor-
den, der zur
Uebernahme

des Amtes bereit geweson wäre.

Der Reformantrag soll dem
Zweck dienen, die Aufregung
und Gährung, die seit einiger
Zeit in der Küns’flergenossen-
schaft herrscht, zu sänftigen und
die Behandlung der auftauchen-
den Fragen in glattem Fahrwasser
zu halten. Die Beschliisse der
Generalversammlung. welche bisher allein souverän
war, verloren alimählich die Stetigkeit. Sie wurden
von dem zufälligen Besuch der Versammlung, von der
Vorarbeit in begrenzten Clubs, Cirkeln und in den
Ateliers abhängig. Wenn heute eine Richtung einen
Beschluss durchzusetzen vermochte, suclite morgen
die entgegengesetzte Richtung in ihrem Sinne Anträge
durchzubringen. So sass die Genossenschaft fortwährend
auf einem Pulverfass. Man glaubt nun in derVorstand-
schaft. dass 40—50 Vertrauensmänner der Genossenschaft
die Interessen der letzteren besser wahrnehmen könnten,
als die vielen Hunderte Mitglieder in der Generalver-
sammlung, in der überhaupt Fragen anders behandelt
würden, als in einem ieichter ans Sachliche sich haltcnden
Vertretungskörper. Die Künstlerkammer könnte auch
stets binnen zwei Tagen einberufen werden, während
die Generalversammlung stets , i J age vorher angesagt
werden müsste. Die Schwierigkeit liegt im Wahlmodus.
Dieser soll nun der Art getroffen werden, dass jede
Interessengruppe in der Künstlerkammer vertreten ist,
dort ihre besten Kräfte als Sprecher liat, die auch immer
wieder auf ihre Gruppen wirken und namentlich die
Ausführung besonderer Maassnahmen in der Kammer
und bei ihrer Gruppe tördern können. Man glaubt, dass
damit auch grössere Ruhe in das Schaffen in den Ateliers
komnre, während sonst in erregten
Zeiten weriig gearbeitet und viel politi-
sirt werde. Für das Reformproject, dem
man eine gewisse Sanirungsfähigkeit zu-
schreibt, ist ziemlich Stimmung un'ter
den Künstlern vorhanden. Die . Künst-
lergenossenschaft komrnt damit aus dem
Zustand einer freien Republik in den
eines Verfassungsstaates.

Ob mit diesen Vermittelungsvor-
schlägen der Gährüng innerhalb der
Miinchener Künstlerschaft ein Ziel ge-
setzt, wiil utis ailcrdings noch imm.er
zweifelhaft erscheinen. Sie be
principiellen Anschauungen
gehenden .Gegdrisätzen.

Kaiserpreis.

Fiirst Piess.

IX. 14. B.
 
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