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Modderman, Pieter J.; Clason, Anneke
Die neolithische Besiedlung bei Hienheim, Ldkr. Kelheim (Band 1): Die Ausgrabungen am Weinberg 1965 bis 1970 — Kallmünz/​Opf.: Verlag Michael Lassleben, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.63701#0017
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Mitte zu Mitte der Pfostengruben angegeben.
Bei doppelten Reihen von Wandpfosten wur-
den die inneren als charakteristisch für die be-
wohnbare Fläche gewählt; die Breite des Hau-
ses liegt damit fest.
c) Gebäude-Typus (Kleinbau, Bau, Großbau).
d) Gruben neben dem Gebäude und die aus ihnen
ans Licht gebrachten Funde. Die Funde aus
Pfostengruben und Wandgräbchen.
e) Datierung. Relativ an Hand der Grabungsergeb-
nisse, typologisch unter Hinzuziehung des Haus-
grundrisses und der Funde.
Von jedem Haus sind ein Grundriß und die Schnit-
te durch Pfostengruben und Wandgräbchen abge-
bildet. Wenn kein Schnitt gemacht wurde, so wird
dies mit einem Strich kenntlich gemacht. Ein Strich
mit zwei hängenden Strichen bedeutet, daß in dem
Schnitt nichts zu sehen war.
Gebäude 1
In den Quadraten M-5, 6 wurde ein Teil eines
Hausgrundrisses wahrgenommen (Abb. 1, Taf. 5).
Unmittelbar unter der Ackerkrume waren die
Spuren noch äußerst vage, so daß die Fläche noch
einmal um 10 cm vertieft werden mußte, um die
jetzt vorliegende Zeichnung anfertigen zu können.
Der Grundriß konnte bei den fortgesetzten Unter-
suchungen 1974 ergänzt werden.
Lediglich die am meisten südöstlich liegende DPR
ist vollständig bekannt. Diese Pfostengruben sind
15—16 cm tief, während diejenigen der nächsten
DPR eine Tiefe von 40 und 42 cm haben und die
am meisten nordwestlich liegende solche von 28 cm
hat. 1974 hat sich erwiesen, daß sich der Haus-
grundriß in NW-Richtung nicht weiter fortsetzt.
Die Gesamtlänge beträgt 5,30 m, welche durch die
DPR in einen 2,40 m und einen 2,90 m großen
Raum unterteilt wird. Die oben als erste erwähnte
DPR ist sehr unregelmäßig hinsichtlich des Abstan-
des zwischen den einzelnen Pfostengruben (1,00 m
und 1,50 m). Dies ist äußerst ungebräuchlich, so
daß man eine Erklärung finden möchte für diese
Ausnahme von der Regel. Es kann dabei an einen
Eingang gedacht werden oder auch an einen krumm
gewachsenen Stamm, der dennoch als Ständer funk-
tioniert hat. Die langen Wände werden von dop-
pelten Pfosten gebildet, die zahlreiche Unregelmä-
ßigkeiten aufweisen. Die Tiefen der Wandpfosten-
gruben variieren von 8—22 cm. Der Unterschied
zwischen der durchschnittlichen Tiefe der äußeren
und der inneren Pfosten ist so gering — 13,6 cm

gegen 13,2 cm—, daß von einem bewußt tieferen
Eingraben der einen Reihe im Verhältnis zur ande-
ren nicht gesprochen werden darf.
Der Grundriß von Gebäude 1 macht einen un-
ordentlichen Eindruck. Wenn man dabei noch die
geringe Breite des Hauses berücksichtigt, die im
Lichten nur 4 m beträgt, so liegt die Annahme auf
der Hand, daß wir es hier mit einem „Kleinbau“ zu
tun haben, eine Annahme, die im Jahre 1974 be-
stätigt werden konnte.
Auf der SW-Seite des Hauses liegt Grube 620, aus
der Linearbandkeramik geborgen worden ist (Taf.
18). Unter den verzierten Scherben gibt es welche
von einer Schale mit einer Pseudo-Schnurverzierung,
was für die Linearbandkeramik ungewöhnlich ist.
Die wichtige Rolle, die die Einstiche im Verzie-
rungsmuster spielen, könnte auf einen ersten An-
satz deuten von dem, was später in der Stichband-
keramik weiterentwickelt wurde. Die Möglichkeit,
daß der Grubeninhalt nicht ausschließlich von den
Bewohnern von Gebäude 1 stammt, halten wir
nicht für ausgeschlossen. Scherben früherer Wohn-
schichten können das Bild trüben. Aus der Grube
eines der Firstträger ist ein wenig Silex zum Vor-
schein gekommen.
Für die relative Datierung ist von Bedeutung, daß
ein Doppelpfostenpaar in einem Palisadengraben
aufgestellt worden ist, der also älteren Datums sein
muß. Dieser Graben und der NW-Wandgraben von
Gebäude 2 sind mit ziemlicher Bestimmtheit gleich-
zeitig entstanden, weil die Farbe der Füllungen bei-
der Bodenspuren stark übereinstimmten; beide
zeichneten sich vage ab. Gebäude 1 gehört also
sicherlich nicht zu den frühesten linearbandkerami-
schen Bauaktivitäten auf diesem Teil des Geländes,
sondern vielmehr in eine späte Phase dieser Perio-
de.
Gebäude 2
Der Grundriß von Gebäude 2, der sich über die
Quadrate K-4, L-4, 5 und M-5 erstreckt, wurde
in zwei Teilen ausgegraben (Abb. 1, Taf. 5). Die
Trennungslinie verläuft etwa 1 m nordöstlich von
der Linie zwischen den mit einer 4 und einer 5
angedeuteten Quadratreihen. Die Wandgräben wur-
den als erste erkannt. Aus dem großen Durchein-
ander von Pfostengruben wurden zunächst diejeni-
gen von Gebäude 3 herausgenommen, weil diese
sich sehr deutlich abzeichneten. Gebäude 2 muß
die früheste neolithische Aktivität auf diesem Ge-
ländeteil gewesen sein, weil die Füllungen der
Pfostengruben und Gräben keine Verschmutzung

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