EINLEITUNG
Die Philosophische Fakultät der Universität Leiden
äußerte bei der Ernennung des ersten Ordinarius
für Prähistorie im Jahre 1962 den Wunsch, er solle
die Möglichkeit untersuchen, seine Forschungen
auch außerhalb der Landesgrenzen durchzuführen.
Die Realisierung dieses Anliegens wurde im An-
schluß an die Erfahrungen versucht, die der Inha-
ber des Lehrstuhls während seiner früheren Tätig-
keit für den ,Rijksdienst voor het Oudheidkundig
Bodemonderzoek“ (Reichsdienst für archäologische
Denkmalpflege) in Amersfoort mit Ausgrabungen
bandkeramischer Kulturreste in Niederländisch-Lim-
burg gemacht hatte. Es lag auf der Hand, sich nach
einem Gebiet umzusehen, das weit genug von den
Niederlanden entfernt liegt, um Unterschiede ans
Licht bringen zu können. Auch das Fehlen rezenter
Forschungen größeren Umfangs erschien als wich-
tige Bedingung. Im Einvernehmen mit und durch
Vermittlung von Prof. Dr. W. Dehn wurden Kontakte
mit Dr. K. Schwarz am Bayerischen Landesamt für
Denkmalpflege aufgenommen. Im September 1963
machten P. J. R.Modderman und G.J.Verwers vom
Leidener Institut für Prähistorie eine Erkundungs-
reise zu etwa zehn bandkeramischen Fundorten. Sie
wurden dabei in vorzüglicher Weise von Dipl.-Ing.
H. Neubauer geleitet. Einige Geländepunkte wur-
den mit dem Bohrer eingehender erkundet. Dabei
stellte sich heraus, daß manche Siedlungen durch
Abschwemmung so stark angetastet sind, daß eine
Grabungskampagne wenig Erfolgschancen bieten
würde. In den darauffolgenden Jahren sind wir tief
beeindruckt worden von dem vielen, was in Bayern
durch Abschwemmung auf den Lößböden verloren-
gegangen ist. Bei den uns bekannten Geländen hat
dieser Faktor stets eine Rolle gespielt. Eine Aus-
nahme ist möglicherweise in den absolut flach lie-
genden Teilen des Gäubodens zu finden. Dort hat
denn auch die erste Probegrabung stattgefunden,
und zwar in dem Dorf Otzing, Lkr. Deggendorf.
In Otzing ist im September 1964 drei Wochen
lang gegraben worden. Eine Fläche von 410 m2
wurde neben dem Getreidesilo der Raiffeisenbank
freigelegt. Dabei wurde Linearbandkeramik gefun-
den, aber die geographisch günstige Lage dieses
Geländepunktes, wie vieler anderer entlang des
Reißinger Baches, hat dazu geführt, daß sie immer
wieder besiedelt worden sind. Wir fanden eine
Grube neben der anderen, aus denen abwechselnd
Linearbandkeramik, Altheimer Ware, bronzezeit-
liche und eisenzeitliche Keramik zum Vorschein
kamen. Die Chance, dazwischen eindeutige band-
keramische Hausgrundrisse zu finden, erschien
äußerst gering. Wir entschlossen uns also, in Ot-
zing nicht weiter zu graben und unser Glück an
anderer Stelle zu suchen. Ein Zwischenbericht über
die Grabungen in Otzing liegt beim Bayerischen
Landesamt für Bodendenkmalpflege und bei der
Prähistorischen Staatssammlung in München, wo
außerdem die Funde aufbewahrt werden.
Die Wahl zur Durchführung einer zweiten Probe-
grabung fiel auf ein relativ flach liegendes Gelände
mit dem Flurnamen „Am Weinberg“, nördlich des
Dorfes Hienheim, Ldkr. Kelheim. Der Fundort
liegt zwar nicht im Gäuboden, dem größten zusam-
menhängenden Lößgebiet Bayerns, dort war uns
aber keine geeignete Alternative bekannt. Der
Fundort Hienheim ist um 1955 von Dipl. Ing.
H. Neubauer entdeckt worden, als er römische Al-
tertümer auf dem Weinberg bei Eining besuchte,
die dem Fundort genau gegenüber auf der anderen
Seite der Donau gelegen sind (Bayer. Vorg. Bl. 22,
S. 117). In dem gepflügten Acker in Hienheim
waren aus einer Entfernung von 1250 m dunkle
Stellen sichtbar, die die Vermutung aufkommen
ließen, daß hier alte Gruben angepflügt worden
waren. Eine Begehung des Geländes bestätigte diese
Vermutung recht bald. Es konnten zahlreiche band-
keramische Scherben und Artefakte aus Silex auf-
gelesen werden.
Dank der großzügigen Unterstützung von Landrat
J. Bauer, Oberregierungsrat M. Albert (f) und dem
damaligen Bürgermeister von Hienheim, J. Eichin-
ger (J), konnte im September 1965 mit der wohl-
wollenden Einwilligung des Grundstückbesitzers
M. Forster eine Probegrabung von drei Wochen auf
der Parzelle mit der Flurnummer 147 gestartet wer-
den. Dabei konnten Spuren von drei Hausgrund-
rissen gesichert werden, über die ein Vorbericht
veröffentlicht wurde (Modderman 1966). Die Er-
gebnisse waren derart günstig, daß der Entschluß
— 9 —
Die Philosophische Fakultät der Universität Leiden
äußerte bei der Ernennung des ersten Ordinarius
für Prähistorie im Jahre 1962 den Wunsch, er solle
die Möglichkeit untersuchen, seine Forschungen
auch außerhalb der Landesgrenzen durchzuführen.
Die Realisierung dieses Anliegens wurde im An-
schluß an die Erfahrungen versucht, die der Inha-
ber des Lehrstuhls während seiner früheren Tätig-
keit für den ,Rijksdienst voor het Oudheidkundig
Bodemonderzoek“ (Reichsdienst für archäologische
Denkmalpflege) in Amersfoort mit Ausgrabungen
bandkeramischer Kulturreste in Niederländisch-Lim-
burg gemacht hatte. Es lag auf der Hand, sich nach
einem Gebiet umzusehen, das weit genug von den
Niederlanden entfernt liegt, um Unterschiede ans
Licht bringen zu können. Auch das Fehlen rezenter
Forschungen größeren Umfangs erschien als wich-
tige Bedingung. Im Einvernehmen mit und durch
Vermittlung von Prof. Dr. W. Dehn wurden Kontakte
mit Dr. K. Schwarz am Bayerischen Landesamt für
Denkmalpflege aufgenommen. Im September 1963
machten P. J. R.Modderman und G.J.Verwers vom
Leidener Institut für Prähistorie eine Erkundungs-
reise zu etwa zehn bandkeramischen Fundorten. Sie
wurden dabei in vorzüglicher Weise von Dipl.-Ing.
H. Neubauer geleitet. Einige Geländepunkte wur-
den mit dem Bohrer eingehender erkundet. Dabei
stellte sich heraus, daß manche Siedlungen durch
Abschwemmung so stark angetastet sind, daß eine
Grabungskampagne wenig Erfolgschancen bieten
würde. In den darauffolgenden Jahren sind wir tief
beeindruckt worden von dem vielen, was in Bayern
durch Abschwemmung auf den Lößböden verloren-
gegangen ist. Bei den uns bekannten Geländen hat
dieser Faktor stets eine Rolle gespielt. Eine Aus-
nahme ist möglicherweise in den absolut flach lie-
genden Teilen des Gäubodens zu finden. Dort hat
denn auch die erste Probegrabung stattgefunden,
und zwar in dem Dorf Otzing, Lkr. Deggendorf.
In Otzing ist im September 1964 drei Wochen
lang gegraben worden. Eine Fläche von 410 m2
wurde neben dem Getreidesilo der Raiffeisenbank
freigelegt. Dabei wurde Linearbandkeramik gefun-
den, aber die geographisch günstige Lage dieses
Geländepunktes, wie vieler anderer entlang des
Reißinger Baches, hat dazu geführt, daß sie immer
wieder besiedelt worden sind. Wir fanden eine
Grube neben der anderen, aus denen abwechselnd
Linearbandkeramik, Altheimer Ware, bronzezeit-
liche und eisenzeitliche Keramik zum Vorschein
kamen. Die Chance, dazwischen eindeutige band-
keramische Hausgrundrisse zu finden, erschien
äußerst gering. Wir entschlossen uns also, in Ot-
zing nicht weiter zu graben und unser Glück an
anderer Stelle zu suchen. Ein Zwischenbericht über
die Grabungen in Otzing liegt beim Bayerischen
Landesamt für Bodendenkmalpflege und bei der
Prähistorischen Staatssammlung in München, wo
außerdem die Funde aufbewahrt werden.
Die Wahl zur Durchführung einer zweiten Probe-
grabung fiel auf ein relativ flach liegendes Gelände
mit dem Flurnamen „Am Weinberg“, nördlich des
Dorfes Hienheim, Ldkr. Kelheim. Der Fundort
liegt zwar nicht im Gäuboden, dem größten zusam-
menhängenden Lößgebiet Bayerns, dort war uns
aber keine geeignete Alternative bekannt. Der
Fundort Hienheim ist um 1955 von Dipl. Ing.
H. Neubauer entdeckt worden, als er römische Al-
tertümer auf dem Weinberg bei Eining besuchte,
die dem Fundort genau gegenüber auf der anderen
Seite der Donau gelegen sind (Bayer. Vorg. Bl. 22,
S. 117). In dem gepflügten Acker in Hienheim
waren aus einer Entfernung von 1250 m dunkle
Stellen sichtbar, die die Vermutung aufkommen
ließen, daß hier alte Gruben angepflügt worden
waren. Eine Begehung des Geländes bestätigte diese
Vermutung recht bald. Es konnten zahlreiche band-
keramische Scherben und Artefakte aus Silex auf-
gelesen werden.
Dank der großzügigen Unterstützung von Landrat
J. Bauer, Oberregierungsrat M. Albert (f) und dem
damaligen Bürgermeister von Hienheim, J. Eichin-
ger (J), konnte im September 1965 mit der wohl-
wollenden Einwilligung des Grundstückbesitzers
M. Forster eine Probegrabung von drei Wochen auf
der Parzelle mit der Flurnummer 147 gestartet wer-
den. Dabei konnten Spuren von drei Hausgrund-
rissen gesichert werden, über die ein Vorbericht
veröffentlicht wurde (Modderman 1966). Die Er-
gebnisse waren derart günstig, daß der Entschluß
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