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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 13.1914

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März
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Westheim, Paul: Architekturen von Otto Slavisberg, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.48542#0175
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115


OTTO SALVISBERG, BERLIN
Entwurf zur Halle des Groß-Berliner Schwimmpalastes. — Nadi einer Kohlezeidmung

um mit den Veltener Tonplatten, die die Schau-
fenster umrahmen, das Flächenhafte noch zu stei-
gern. Nur da, wo die Konstruktion ein Heraus-
kragen bedingt, gibt es ein Profil, das durch das
Hereindrücken von ganz gewöhnlichen Holzkeilen
entstanden zu sein scheint. Ein Bau, der, weil er Ant-

Struktur in sich hat, einer, der von der modischen
Kunstgewerbelei erfüllt ist, ein intimes Ballhaus
wie das Tabarin aufgemacht. Salvisberg hat diesem
Amüsierwinkel, wie deutlich genug zu sehen ist, die
prickelnde Tanzhaus-Stimmung gegeben, aber es
ist wie immer bei ihm der Raum der Stimmungs-


fi/ LDHAUER P. R. HENNING, BERLIN
Von der Fassade des Nachtlokals
„Bal Tabarin“, Berlin, Jägerstraße
Türkisgrüne Keramik der keramischen
Werkstätten Adler, Velten

träger. Das Räumliche ist bei
ihm — man betrachte nur einmal
das in hervorragendem Mage
reife Landhaus in Dahlem — das
Primäre. Man kann nicht ein-
facher, nicht schlichter, nicht
natürlicher und schlieglich nicht
zwingender bauen, als es hier
geschehen ist. Man steht vor
einem in sich beruhendem, aus
sich heraus lebendem Organis-
mus, man steht vor einer klaren,
wirklichen Architektur.
Dieser architektonischeGeist
ist hier das Charakteristikum;
durch ihn ist Salvisberg ein
schätzbarer Baumeister unserer
Tage, einer der wenigen, die
berufen sind, vor große Auf-
gaben gestellt zu werden.

wort war auf eine von der Zeit
gestellte Frage, sich die Diskus-
sion erzwang. Selbstverständlich
nicht in dem Mage wie die durch
ihr Volumen schon gigantische
Breslauer Jahrhunderthalle, die
aus dem gleichen Willen zur
Modernität entstanden ist. Aber
verglichen mit der Leipziger
Betonhalle des Wilhelm Kreis,
die das neue Material in die
vorgefaßte Idee des Pantheon-
Baues hineinzwängte, ist es klar,
daß hier ein richtiger, ein aus
der Wirklichkeit herausgebore-
ner Instinkt waltete. Dieses
Lindenhaus ist nur ein Beispiel
für die Art dieses Salvisberg.
Der gleiche Geist wird spürbar
an alle den Bauten, die dieses
Heft von ihm bietet. Immer ist
es der Sinn für das Wesentliche, der ihn bei einer
Sache leitet. Dabei ist Salvisberg in keinem Augen-
blick das, was man unter Architekten mit Recht
etwas abschätzig, als originell zu bezeichnen pflegt.
Wie hätte ein anderer, der weniger tektonische

Ein Wort noch von dem Bildhauer, den Salvis-
berg seinen Intentionen entsprechend gefunden hat
und der von ihm zu fast allen seinen Berliner Bauten
herangezogen worden ist. Es ist dies der P. R.
Henning, ein ebenso forsch auf Modernität be-
 
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