Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst (26.1927)

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Architekt Rolf Distel, Köln
Das Waisenhaus in Köln-Mülheim


ARBEITEN VON ROLF DISTEL, KÖLN

In machtvoller Entwicklung- steht heute Köln, die rheinische
Metropole. Es muß sich gewaltig sputen, denn Düsseldorf
war ihm um etliche Längen voraus — die alte Rivalität der
beiden Großstädte am Rhein ist wieder entbrannt.
Köln, die alte Stadt, drängt ungestüm hinaus in die freie
und unausgeschöpfte Landschaft, streift die Fesseln mittel-
alterlicher Tradition und einer jahrzehntelangen militärischen
Einschnürung ab. Luft und Sonne will sie haben: so legt, wie
ein breites und imposantes Band, der aus Adenauer’schem
Willen und dem Geist des Städtebauers Prof. Schumacher
geschaffene Grüngürtel schmiegsam sich um die Stadt, löst
den eintönigen Rhythmus ihrer Häuserreihen, den Stuck und
den spielerischen Prunk der Fassaden auf in den weiten Raum
und die Heiterkeit der Landschaft. Hier, auf diesem Boden,
wächst das neue Köln, aus neuer Gesinnung eine starke,

charaktervolle Architektur, wächst aus dem Charakter des
grünen, üppigen Bodens, aus einem organisch ihm entstrebenden
Baugedanken eine neue Generation.
Drängend und vielgestaltig sind die Aufgaben, die dem
Architekten von heute im Umkreis der neuen Kölner Stadt-
erweiterung erstehen. Denn einmal wird doch Zeit und „Kon-
junktur“ wieder da sein, wenn diese Epoche der wirtschaftlichen
Not überwunden ist.
Von den vielen, die am Wirken und Schaffen sind, greife
ich einen heraus, der in zielbewußter und energischer Arbeit
sich emporgerungen und heute schon manche Dokumente einer
willensbewußten und schöpferischen Persönlichkeit heraus-
gestellt hat: Rolf Distel, den Architekten und Innenraum-
künstler, verantwortlichen Leiter der Kölner „Werkstätten für
angewandte Kunst“.

MOD. BAUFORMEN 1927. XI, 1