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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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5. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0161
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An unsere Leser!
Auch in diesem Jahre veröffentlicht „Moderne Kunst“ zur Zeit, wo sich das Leben und Treiben in den Geschäften, auf der Straße und
und vor allem in der Häuslichkeit dem schönsten aller Feste zuwendet, eine besonders reich ausgestattete
Weihnachts -Dummer
Sie erblickt ihre Aufgabe auch diesmal darin, den Glanz und Zauber dieser vom Christbaum durchstrahlten Feierzeit im Spiegel der
Kunst mit Wort und Bild widerleuchten zu lassen. In diesem Jahre haben Redaktion und Verlag für eine besonders vornehme und reiche
Ausstattung der Weihnachts-Nummer Sorge getragen. Die großen schwarz-weißen Kunstbeilagen erscheinen
in dem neuen Tiefdruckverfahren

das sich durch seine edle, künstlerisch-vermittelte Hell-Dunkel-Wirkung die Gunst unserer Leser binnen kurzem in überraschendem Maße
erworben hat. Ihnen wird die übrige verschwenderische Ausstattung des Heftes um nichts nachstehen. Besonders hervorgehoben seien hier nur:
zwei doppelseitige farbige Extrakunstbeilagen

RL R Curry: Sonniger Wintertag

]ohn A. Lomax: Das Ende vom Liede

An sie schließen sich Aquarellfaksimiles nach Gemälden von Künstlern wie Anders Zorn, Axel Sjöberg, Wilhelm Schreuer und anderen
hochangesehenen Künstlern. Mit dem bildnerischen Teil dieses Extraheftes wetteifert der literarische, dessen Novellen, Aufsätze und Gedichte
«
gleichfalls den Geist der Weihnachtszeit atmen.
Der Preis der Weihnachts-Nummer, die Anfang Dezember erscheint, beträgt für Abonnenten M. 1,20 — Nichtabonnenten M. 3. Sie
wird bei nicht zu später Bestellung von allen Buchhandlungen rechtzeitig vor dem Feste geliefert.

Berlin W 57, Leipzig, Wien.

Redaktion und Verlag der „Modernen Kunst*

- -2^^ '

Denkmal der Kaiserin Elisabeth für Budapest
Bildhauer Eduard Telcs, dessen Grabdenkmal für
Ungarns größten Maler, Michael von Munkäcsy, auf dem
Kerepeser Friedhof in Budapest einen künstlerischen
Erfolg bedeutete, hat nunmehr auch bei dem Wett-
bewerb, der zur Errichtung eines wür-
digen Denkmals für die verstorbene, in
ungarischen Landen begeistert verehrte
und geliebte „Königin“ Elisabeth unter
den ungarischen Meistern der Plastik
ausgeschrieben war, den ersten Preis
erhalten. Es ist ein wahrer Genuß, nach
der Unzahl minderwertiger, konventio-
neller und phantasieloser Monumente, die
unsere denkmalsfreudige Zeit hervor-
gebracht und leider ohne Aussicht auf
ein absehbares Ende noch immer her-
vorbringt, einer wahrhaft königlichen
Schöpfung wie der von Ed. Telcs gegen-
überzustehen. Ruhig und klar in der An-
lage, ist sie von imponierender Wirkung.
Sie zeigt die anmutsvolle Kaiserin-Königin
in ganzer Figur im Staatskleide mit der
Krone auf dem Haupte, die linke Hand
leicht zur Brust erhoben, während die
Rechte, einen geschlossenen Fächer hal-
tend, nach unten gleitet. Der klassisch
schöne, durchgeistigte Kopf mit seinen
edlen Linien und dem dem Antlitz der
Fürstin eigenen Liebreiz tritt besonders
hervor und ist dem Künstler ganz her-
vorragend gelungen. Den monumentalen
Zug erhält das Bildwerk durch sei-
nen wohlbedachten ruhigen Linienfluß,
speziell in den nach abwärts gelagerten
Falten des Überkleides. Von dem tra-
ditionellen Bilde der Kaiserin-Königin,
wie es hauptsächlich im Volksbewußtsein
lebt, weicht die Auffassung des ungari-
schen Meisters insofern ab, als die Gestalt
der edlen Fürstin etwas voüer erscheint,
was übrigens auch durch die Art der
gewählten Toilette mehr oder minder
bedingt ist. Nur überlegene Sicherheit
der Gestaltung in Verbindung mit um-
fassendem, reichem Können und einem
bei der heutigen realistischen Kunstrich-
tung seltenen und daher doppelt anzu-
erkennenden Schönheitssinn vermag ein
in allen seinen Teilen so großzügiges
Werk wie dieses Denkmal es darstellt,

in solch vornehmer Art und solch würdevoller Aus-
gestaltung erstehen lassen. Unstreitig ist Eduard Telcs
einer der bedeutendsten Künstler der ungarischen Haupt-
stadt, von dem noch viel des Schönen zu erwarten sein
wird. Zu dieser Hoffnung giebt das Denkmal der Kaiserin
Elisabeth neue Anregung. Richard Riedl

Hans von Bartels.t
Zu den Künstlern, die auf der diesjährigen Großen
Berliner Kunstausstellung die Großen Goldenen Medaillen
erhalten haben, gehört Hans von Bartels, der Anfang
Oktober bereits gestorben ist, ehe ihn die Nachricht
dieser Auszeichnung traf, die offiziell erst
a. c. am 10. Oktober, nach Schluß der Aus-
stellung, bekanntgegeben wurde. Hans
von Bartels hat ein Alter von kaum
58 Jahren erreicht, aber sein Talent ist
früh zur vollen Reife gelangt. Als er
30 Jahre zählte, lenkte die Berliner Jubi-
läumsausstellung von 1886 die Aufmerk-
samkeit auf ihn, doch die Heimat des
in Hamburg geborenen Künstlers ist nicht
die Reichshauptstadt, sondern München
geworden. Freilich, die Heimat der Kunst
dieses Malers, der aus einer angesehenen
Familie stammt, war auch nicht die Isar-
stadt; er holte seine Motive von der
Meeresküste. Die Anregung hierzu hat
Bartels schon mit 24 Jahren empfangen,
als ihm der Auftrag zuteil wurde, für
das Körnersche Holzschnittprachtwerk
„Küstenfahrten an der Nord- und Ostsee“
neben Schönleber, Bracht u. a. Vorlagen
zu liefern. Die Vorliebe für die Water-
kant scheint ihm als geborenem Ham-
burger im Blute zu liegen. Er ist nie
echter als zwischen verwitterten alten
Fischern und am Meere, auf Klippen und
an Stranden, über die der freie Wind
geht. Seit 1887 tritt zu Helgoland, Rügen,
Bornholm noch Holland hinzu, Katwijk,
wo er wohl 20 Sommer verbracht hat,
die Insel Walcheren, Ijmuiden, auchVolen-
dam und andere Orte der Zuidersee. Von
da aus die Weiterentdeckungen nach
England hinüber — Cornwallis — die
französische Kanalküste entlang, und end-
lich die Bretagne. Ein rastloses Ein-
heimsen von Studien über Studien, und
im Winter dann im Atelier, im Ober-
stock der Münchener Familienwohnung,
die Komposition, das Gemälde. Oder viel-
mehr jeden Winter drei, vier und mehr
tüchtige Gemälde.
Man kann Bartels Temperament nicht
besser kennen lernen, als aus solchen
raschen Sommerstudien, wie sie vor der
Natur entstanden sind.


XXVHI.5. B.

Denkmal der Kaiserin Elisabeth für Budapest.
 
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