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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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MODERNE KUNST.




Die Perlmutterschicht der unteren Schale schließt eine Perle ein. (Aus dem Prachtwerke ,,Die Wunder der Natur“.)

Franz Bachmann. Gerade
die Geschichte der Theater ist reich
an Beispielen dafür, daß so manches
Talent, das später große Triumphe
auf den weltbedeutenden Brettern
gefeiert hat und mit unsterblichem
Lorbeer die Stirn umkränzen durfte,
gleichsam über Nacht entdeckt und
erkannt wurde. Gestern noch im un-
scheinbaren Gewände des biederen
Handwerkers, und morgen schon im
Reiche der Kunst ein Mensch, dessen
Name von Mund zu Munde geht,
ein Mensch, der die lauschende
Menge, die eben noch achtlos an
ihm vorüberging, mit seinem Sang
bezaubert und beglückt. Das sind
Auserwählte des Glücks, aber es soll
drum nicht vergessen werden, daß
auch ihnen der Weg zu den Höhen
nicht immer allzu leicht wird. Ein
solcher Stern, der über Nacht am
Opernhimmel aufgegangen, verspricht auch Franz Bachmann zu werden. Noch
bis vor kurzer Zeit war er als
Schlossergeselle in einer weltbe-
kannten Maschinenfabrik Kassels
tätig. Da begegnete ihm ein gütiges
Schicksal. Der Chorführer eines
Kasseler Gesangvereins suchte vor
etwa drei Jahren in einer Tages-
zeitung sangesfreudige Mitglieder,
und unter den sich Meldenden er-
schien auch Franz Bachmann im
Schlosserkittel. Bei der Stimm-
prüfung zeigte sich, daß er über
eine hervorragende Baßstimme ver-
fügte. Der Dirigent erkannte bald
ein großes Talent und inter-
essierte sich in uneigennützigster
Weise für Bachmanns Ausbildung
und Voi'bereitung für die Bühne.
Der Erfolg rechtfertigte die ge-
hegten Hoffnungen. Nach einem
glänzend verlaufenen Probesingen
am Königlichen Hoftheater zu
Kassel wurde Bachmann auf
mehrere Jahre verpflichtet. Der
Künstler, der im 33. Lebensjahre
steht, hatte vorher bereits in den
Konzertsälen seiner Heimatstadt wie auch außerhalb größere Erfolge zu ver-
zeichnen. * ,. g■
*
Echte Perlmuscheln. Sie haben etwas Schemenhaftes an sich, die Perlen,
diese Edelsteine des Meeres, die mit ihrem sanften, weißlichen Schimmer an
des Mondes Silberlicht erinnern, in dem sich nach altem Glauben die Geister so
gern ergehen. „Perlen bringen Tränen", und ein junger Freier hütet sich wohl,
der Dame seines Herzens Perlen als Brautgeschmeide zu schenken. Dessen-
ungeachtet aber glänzen von jeher die Augen der Frauen, wenn man ihnenBänder
mit kostbaren Perlen verheißt, oder ihnen ein Perlen-Collier um den Hals legt,
das Schöne zum Schönen fügend. Perlen sind glanzvolle, versteinerte Tautropfen
aus dem Haare der schaumgeborenen Göttin Aphrodite,
der zyprischen Liebesgöttin, und darum werden sie
von liebreizenden Frauen auch so gern getragen.
So ist es nicht nur heute, nein, so ist es von
dem schönen Geschlecht schon seit den
ältesten Zeiten gehalten worden. „Prin
cipium columenque omnium rerum
pretii margaritae tenent" sagt schon
der römische Naturforscher Plinius,
d. h. „Nichts Kostbareres gibt es
in der Welt als die Perlen“. Nach
dem Rh’a, der ältesten Enzyklopädie
der Welt, wurden bereits 2500 Jahre
vor unserer Zeitrechnung die herrlichen
Erzeugnisse des Meeres als das Wert-
vollste angesehen, das man in China, dem
schier unermeßlichen Reiche der Mitte, damals
kannte. Unsere altarischen Stammverwandten im
Lande des heiligen Ganges glaubten bestimmt, daß diese

Echte Perlmuschel.

Phot. W. Saville, Kent.

Franz Bachmann.
Hofphot. Carl Eberth, Cassel.

Pretiosen in dem Gehäuse der
Muscheltiere durch Einwirkung des
reinsten Himmelstaues entständen.
Heute nimmt die Wissenschaft an,
daß die Perlen, welche im allge-
meinen kugelige oder länglich runde
Gebilde von Perlmutter, kohlen-
saurem Kalk (Aragonit) durchsetzt
von schwammiger, organischer Sub-
stanz, darstellen, in oder an dem
fleischigen Körper gewisser Muschel-
tiere durch Reiz oder chemische
Umsetzungen entstehen, die durch
das Eindringen von Fremdkörpern,
vor allem von Larven gewisser Ein-
geweidewürmer hervorgerufen wer-
den. Schon im Mittelalter war man
der Ansicht, daß die Perlen Kalk-
anhäufungen seien, welche sich in
den fleischigen Geweben einzelner
Muscheltiere in ähnlicher Weise bil-
deten, wie die infolge von gewissen
krankhaften Prozessen im Körper der Säugetiere, ja selbst in der menschlichen
Haut entstehenden sogenannten Steinbildungen. Durch mechanische Ursachen
herbeigeführte Verengerung der Gefäße und anormale chemische Prozesse können
nun leicht dazu führen, daß sich jene Kalksalze irgendwo im Körper nieder-
schlagen und zur Bildung von Kalkanhäufungen oder Konkretionen außerhalb
des Bereichs der tierischen Knochen oder Schalen bei Muscheltieren führen.
Als krankhafte oder pathologische
Bildungen sind entschieden auch die
Perlen zu betrachten, trotz aller ihrer
Schönheit. Die herrlichen Perlen des
Meeres stammen fast alle von einer
recht unscheinbaren Muschel, die zu
dem Geschlechte der Avikuliden oder
Schwalbenmuscheln gehört. Die ge-
wöhnlichste Art, die gemeine Perl-
muschel, „Margaritifera vulgaris“ liefert
zugleich auch das feinste in den Handel
kommende Perlmutter,, das in dicker
Schicht die nach außen schwärzlich-
grünen Schalen auf der Innenseite be-
deckt. — Diese Ausführungen sind
einem längeren hochinteressanten Auf-
satz über „Perlen und Perlmuscheln“
des beim Deutschen Verlagshaus Bong
& Co., Berlin W 57, erschienenen illu-
strierten Prachtwerkes „Die Wunder
der Natur“ entnommen. Dr. C.
* *
*
Thea Deriche, die als deutsch-
amerikanische Opern- und Konzert-
sängerin einen vorzüglichen Ruf in der
musikalischen Welt genießt, wendet
sich jetzt dem deutschen Variete zu.
Sie gastierte unlängst in Paris und
Brüssel. Gelegentlich dieses Gastspiels
sang sie in Paris im dortigen Trocadero
nicht allein mehrere Partien aus deutschen Opern, sondern auch das Frühlings-
lied von Gounod und das echtdeutsche Volkslied vom Lindenbaum. Thea Deriche
erntete aufrichtigen Beifall, der der vorzüglichen Sopran-
stimme galt, welcher sich die Sängerin rühmen kann.
Als ehemalige Schülerin des Kölner Konservato-
riums erfreut sich Miß Deriche besonders im
Rheinland, vor allem in Köln, großer Be-
liebtheit. Sie ist dort seit Jahren eine
der gefeiertesten Sängerinnen bei den
großen Festen im Gürzenich. Es
dürfte wohl kaum ein größeres Kon-
zert dort zur Aufführung gelangen,
in dessen Programm nicht Thea De-
riche mit mehreren Opernpartien
vertreten wäre. Jetzt hat sich die
Sängerin, wie bereits oben erwähnt,
entschlossen, ganz zur Varietebühne zu
gehen. Sie wird auf dieser Bühne ein
Repertoir bieten, das allen Anforderungen
gerecht werden wird und selbst den herbsten
Kritiker befriedigen dürfte. V. H,

Miß Thea Deriche.

Im Bade.
Phot. F. Gerlach, Berlin.
 
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