übliche Gattung der Kirchenbaukunst des Mittelalters nach ihnen die Longobardische
nennt.
III. CAPITEL.
lieber die in Deutschland herrschende Bauart vom achten bis zum fünfzehnten
Jahrhundert.
Wenn man die alten Kirchen Deutschlands unter sich vergleicht, so zeigen sich in
der Bauart derselben zwey Hauptverschiedenheiten, von denen alle andere nur Abstu-
fungen oder Vermischungen sind. Die erste und ältere ist eine fremde südliche, nicht
rohe, sondern ursprünglich hochgebildete und jetzt ausgeartete Bauart. Die Gebäude dieser
Gattung zeichnen sich durch römische oder diesen nachgebildete Formen und Verzierungen
und namentlich durch Hache, oder doch nicht sehr hohe Dächer und halbkreisförmige
Bogen und Gewölbe und grofse Festigkeit der Construktioneu aus. (*) Die zweite und
neuere Bauart behält noch den Halbkreis bei, fängt aber an, den südlichen ilachen
Giebel durch das hohe, dem nördlichen Klima entsprechende Dach zu ersetzen. (**)
Harmonisch mit der Form des Daches werden die Spitzen der Thürme durch Pirami-
den, die Fenster und Gewölbe nach den Spitzbogen geformt, (***) während dafs für alle
kleinen Verzierungen noch der Halbkreis bleibt. Später erst folgen die Verzierungen und
alle kleinern und untergeordneten Theile der Hauptformen des Gebäudes und erhalten
Spitzbogen. (****) In dieser letztern Bauart sind die gröfsten Werke der Baukunst, welche
Deutschland besitzt, und die für alle Zeiten ein Gegenstand der Bewunderung bleiben
werden ausgeführt.
Diese an den alten Gebäuden bemerkbaren Hauptperioden der Kirchenbaukunst in
Deutschland, welche zeigen, wie aus der fremden südlichen Kunst, sich nach und nach
eine nördliche , eigenthümliche Bauart bildete, widersprechen auch der Geschichte kei-
neswegs , wenn gleich noch manche Ursachen welche auf deren Ausbildung einwirkten,
uns bis jetzt unbekannt geblieben sind.
Vor den PLÖmern und in den Theilen von Deutschland, welche nicht von ihnen
besetzt wurden, war die Baukunst ohne Zweifel sehr roh. Obgleich der Mangel aller
bestimmteren Nachrichten uns über ihren Zustand in Ungewifsheit läfst, so zeigt doch
£*) Von dieser Bauart sind die Vorhalle zu Lorsch, der Dom zu Speier, zu Worms, zu Mainz, zu Achen, die Kloster-
kirche zu Pauliuzell hei Rudolstadt, zu Schwarzach hei Rastadt, zu Ilbenstadt in der Wetterau.
(**) Von dieser Bauart, welche den Halbkreis noch beibehält, aber schon hohe Giebeldächer hat, sind die Westseite des
Doms zu Worms, die Panlskirche daselbst, der westliche Thurm der Kirche zu Gelnhausen und andere.
(***) Siehe die Kirche zu Gelnhausen und zu Limburg.
Siehe die Kirche zu Oppenheim Nro. 3a — 37 der Dcnkmähler.
nennt.
III. CAPITEL.
lieber die in Deutschland herrschende Bauart vom achten bis zum fünfzehnten
Jahrhundert.
Wenn man die alten Kirchen Deutschlands unter sich vergleicht, so zeigen sich in
der Bauart derselben zwey Hauptverschiedenheiten, von denen alle andere nur Abstu-
fungen oder Vermischungen sind. Die erste und ältere ist eine fremde südliche, nicht
rohe, sondern ursprünglich hochgebildete und jetzt ausgeartete Bauart. Die Gebäude dieser
Gattung zeichnen sich durch römische oder diesen nachgebildete Formen und Verzierungen
und namentlich durch Hache, oder doch nicht sehr hohe Dächer und halbkreisförmige
Bogen und Gewölbe und grofse Festigkeit der Construktioneu aus. (*) Die zweite und
neuere Bauart behält noch den Halbkreis bei, fängt aber an, den südlichen ilachen
Giebel durch das hohe, dem nördlichen Klima entsprechende Dach zu ersetzen. (**)
Harmonisch mit der Form des Daches werden die Spitzen der Thürme durch Pirami-
den, die Fenster und Gewölbe nach den Spitzbogen geformt, (***) während dafs für alle
kleinen Verzierungen noch der Halbkreis bleibt. Später erst folgen die Verzierungen und
alle kleinern und untergeordneten Theile der Hauptformen des Gebäudes und erhalten
Spitzbogen. (****) In dieser letztern Bauart sind die gröfsten Werke der Baukunst, welche
Deutschland besitzt, und die für alle Zeiten ein Gegenstand der Bewunderung bleiben
werden ausgeführt.
Diese an den alten Gebäuden bemerkbaren Hauptperioden der Kirchenbaukunst in
Deutschland, welche zeigen, wie aus der fremden südlichen Kunst, sich nach und nach
eine nördliche , eigenthümliche Bauart bildete, widersprechen auch der Geschichte kei-
neswegs , wenn gleich noch manche Ursachen welche auf deren Ausbildung einwirkten,
uns bis jetzt unbekannt geblieben sind.
Vor den PLÖmern und in den Theilen von Deutschland, welche nicht von ihnen
besetzt wurden, war die Baukunst ohne Zweifel sehr roh. Obgleich der Mangel aller
bestimmteren Nachrichten uns über ihren Zustand in Ungewifsheit läfst, so zeigt doch
£*) Von dieser Bauart sind die Vorhalle zu Lorsch, der Dom zu Speier, zu Worms, zu Mainz, zu Achen, die Kloster-
kirche zu Pauliuzell hei Rudolstadt, zu Schwarzach hei Rastadt, zu Ilbenstadt in der Wetterau.
(**) Von dieser Bauart, welche den Halbkreis noch beibehält, aber schon hohe Giebeldächer hat, sind die Westseite des
Doms zu Worms, die Panlskirche daselbst, der westliche Thurm der Kirche zu Gelnhausen und andere.
(***) Siehe die Kirche zu Gelnhausen und zu Limburg.
Siehe die Kirche zu Oppenheim Nro. 3a — 37 der Dcnkmähler.