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Die Domkirche zu Fritzlar, davon die Ansieht des
Chors bei der XXIV. Tafel beschrieben wird, ist nicht
mehr die vom heiligen Bonifaz erbaute Kapelle, denn
im Jahre 1078 wurde dieselbe von den feindlichen
Sachsen den Flammen preisgegeben und gänzlich ein-
geäschert. Bald nach dieser Zeit wurde sie jedoch in
einer würdigeren Weise wieder aufgebaut, wovon jetzt
noch das Chor und die Gruft in ihrer ursprünglichen
Reinheit erhalten sind. Doch nun wurde die Unter-
haltung der Kirche im Bau so vernachlässigt, dass Erz-
bischof Christian II. von Mainz im Jahre 1171 das Ge-
bäude fast ohne Dach und die Balken verfault vorfand.
Dieser Erzbischof stellte die Kirche wieder her und
sorgte für eine regelmässigere Unterhaltung. Bald nach
dieser Zeit scheint die Vorhalle entstanden zu seyn,
denn schon im Jahre 1232 unterlag die Kirche einer
abermaligen Zerstörung durch den Landgrafen Konrad
von Thüringen, auf dessen Kosten sie auch wieder
hergestellt worden seyn soll.
Der Fussboden der Vorhalle liegt in gleicher Höhe
mit dem der Domkirche und um acht Stufen tiefer, als
das äussere Terrain der Westseite des Domes. Durch
diese tiefere Lage der Vorhalle würden die Bogen der
Thürme und Fenster im Aeusseren der Halle sehr ge-
drückt erscheinen, wenn nicht durch die Anbringung
der erhöhten Kreis- und Spitzbogen diesem Missstande
auf eine geschickte Weise begegnet worden wäre.
Auf der VI. Tafel sind, ausser einigen Kapitalem der
freistehenden Pfeiler und der Wandpfeiler, noch einige
Schlusssteinverzierungen der Halle, sowie zwei Kapi-
tale auf den ganz runden Säulen der Gruft abgebildet.
Wenn es der Umfang dieses dritten Bandes der
Denkmäler gestattet, sollen die Pläne des ganzen Do-
mes zu Fritzlar in einem der späteren Hefte gegeben
werden.
VII. bis XI. Kiipfertafcl.
Die Kirche zu Höchst am Main.
Die Kirche zu Höchst war ursprünglich eine zu
Ehren des heiligen Justinus erbaute Basilika nach dem
Muster der ältesten christlichen Kirchen zu Rom. Von
der Zeit ihrer Erbauung haben wir keine sichere Nach-
richten. Sie kam jedoch schon 1090 durch Alter und
Nachlässigkeit sehr in Verfall und wurde vom Erzbi-
schof Ruthard in Mainz mit allen ihren Gütern der Abtei
des heiligen Alban in Mainz mit der Verbindlichkeit zur
Wiederherstellung übergeben. Im Jahre 1441 verei-
nigte der Erzbischof Dietrich von Mainz dieselbe Pfarr-
kirche mit dem zu Rossdorf im Hanauischen Amte Bu-
cherthal gestifteten Antoniterhause, worauf 1443 das
alte Chor der Basilika von den Antonitern abgebrochen
und der Bau des hohen Chores im Spitzbogenstyl be-
gonnen wurde. Gleichzeitig wurden an das nördliche
Seitenschiff kleine Kapellen angebaut und der Haupt-
eingang der Kirche an dieser Seite durch ein reiches
Portal geziert. Auf dem VII. Blatt ist der Grundriss
der Kirche dargestellt und darauf der von der alten
Basilika erhaltene Theil durch eine dunklere Farbe her-
vorgehoben. Die zehn Säulen des Mittelschiffes mit
ihren Bogen, Gurt und Kämpfergesimsen gehören ihrem
Baustyl nach den Zeiten der Karolinger an, wo der
römische Geschmack herrschend war. Die ursprüng-
\ liehe Bedeutung der antiken Formen war verloren
gegangen, und die einzelnen architektonischen Glieder
wurden, aus ihrem Zusammenhange herausgerissen, oft
auf ungeschikte Weise verbunden und entweder schwer -
I fällig oder platt nachgeahmt. Die Kapitale und Füsse
der Säulen enthalten alle Elemente der korinthischen
Ordnung, jedoch der viereckige Aufsatz zwischen Ka-
pital und Bogenanfang ist eine aus der Kirche St. Vitale
zu Ravenna entlehnte eigenthümliche Vermittlung bei-
der und noch durch eine rein römische Gesimsverzie-
rung charakterisirt. Am Rand des VIII. Blattes ist das
Gurt und Kämpfergesimse, sowie der Säulenfuss be-
sonders gezeichnet.
An dieser Säulenstellung finden wir, ausser jenem
eigenthümlichen Keil zwischen Kapital und Bogenanfang,
noch nichts von byzantinischen Gliederungen oder Blatt-
formen, von dem Reichthume und der mannichfaltigen
Abwechselung der Kapitale und Details, von der Über-
häufung barocker und mystischer Menschen - und Thier-
gestalten, welche den Werken der sächsischen und
fränkischen Kaiser eigen sind.
Auf der IX. Tafel sind die Kapitale der Säulen in
grösserem Massstabe und der alte Taufstein der Kirche
dargestellt, welcher seinem Style nach ein Werk des
12. Jahrhunderts ist.
Die X. Tafel zeigt die perspectivische Ansicht des
Innern der Kirche. Die Gewölbe des Chors sind wahr-
scheinlich nie zur Ausführung gekommen und durch
eine Balkendecke ersetzt worden. Die Verschiedenheit
der Baustyle des 9. und 15. Jahrhunderts fällt hier in
die Augen.
Das auf der XL Tafel dargestellte nördliche Portal
der Kirche entspricht ganz dem Baustyl des 15. Jahr-
hunderts durch seinen überhöhten Spitzbogen. Die
\ Statüen der heiligen Eremiten Antonius und Onuphrius
sind zu den Seiten dargestellt. Innerhalb des Portals
ist die Ansicht des Chors wiederholt, obgleich es von
von hier aus nicht gesehen werden kann, um die Ge-
wölbe des Chors zu zeigen, wie solche nach beste-
I henden ähnlichen Kirchen hatten werden sollen.
Die Domkirche zu Fritzlar, davon die Ansieht des
Chors bei der XXIV. Tafel beschrieben wird, ist nicht
mehr die vom heiligen Bonifaz erbaute Kapelle, denn
im Jahre 1078 wurde dieselbe von den feindlichen
Sachsen den Flammen preisgegeben und gänzlich ein-
geäschert. Bald nach dieser Zeit wurde sie jedoch in
einer würdigeren Weise wieder aufgebaut, wovon jetzt
noch das Chor und die Gruft in ihrer ursprünglichen
Reinheit erhalten sind. Doch nun wurde die Unter-
haltung der Kirche im Bau so vernachlässigt, dass Erz-
bischof Christian II. von Mainz im Jahre 1171 das Ge-
bäude fast ohne Dach und die Balken verfault vorfand.
Dieser Erzbischof stellte die Kirche wieder her und
sorgte für eine regelmässigere Unterhaltung. Bald nach
dieser Zeit scheint die Vorhalle entstanden zu seyn,
denn schon im Jahre 1232 unterlag die Kirche einer
abermaligen Zerstörung durch den Landgrafen Konrad
von Thüringen, auf dessen Kosten sie auch wieder
hergestellt worden seyn soll.
Der Fussboden der Vorhalle liegt in gleicher Höhe
mit dem der Domkirche und um acht Stufen tiefer, als
das äussere Terrain der Westseite des Domes. Durch
diese tiefere Lage der Vorhalle würden die Bogen der
Thürme und Fenster im Aeusseren der Halle sehr ge-
drückt erscheinen, wenn nicht durch die Anbringung
der erhöhten Kreis- und Spitzbogen diesem Missstande
auf eine geschickte Weise begegnet worden wäre.
Auf der VI. Tafel sind, ausser einigen Kapitalem der
freistehenden Pfeiler und der Wandpfeiler, noch einige
Schlusssteinverzierungen der Halle, sowie zwei Kapi-
tale auf den ganz runden Säulen der Gruft abgebildet.
Wenn es der Umfang dieses dritten Bandes der
Denkmäler gestattet, sollen die Pläne des ganzen Do-
mes zu Fritzlar in einem der späteren Hefte gegeben
werden.
VII. bis XI. Kiipfertafcl.
Die Kirche zu Höchst am Main.
Die Kirche zu Höchst war ursprünglich eine zu
Ehren des heiligen Justinus erbaute Basilika nach dem
Muster der ältesten christlichen Kirchen zu Rom. Von
der Zeit ihrer Erbauung haben wir keine sichere Nach-
richten. Sie kam jedoch schon 1090 durch Alter und
Nachlässigkeit sehr in Verfall und wurde vom Erzbi-
schof Ruthard in Mainz mit allen ihren Gütern der Abtei
des heiligen Alban in Mainz mit der Verbindlichkeit zur
Wiederherstellung übergeben. Im Jahre 1441 verei-
nigte der Erzbischof Dietrich von Mainz dieselbe Pfarr-
kirche mit dem zu Rossdorf im Hanauischen Amte Bu-
cherthal gestifteten Antoniterhause, worauf 1443 das
alte Chor der Basilika von den Antonitern abgebrochen
und der Bau des hohen Chores im Spitzbogenstyl be-
gonnen wurde. Gleichzeitig wurden an das nördliche
Seitenschiff kleine Kapellen angebaut und der Haupt-
eingang der Kirche an dieser Seite durch ein reiches
Portal geziert. Auf dem VII. Blatt ist der Grundriss
der Kirche dargestellt und darauf der von der alten
Basilika erhaltene Theil durch eine dunklere Farbe her-
vorgehoben. Die zehn Säulen des Mittelschiffes mit
ihren Bogen, Gurt und Kämpfergesimsen gehören ihrem
Baustyl nach den Zeiten der Karolinger an, wo der
römische Geschmack herrschend war. Die ursprüng-
\ liehe Bedeutung der antiken Formen war verloren
gegangen, und die einzelnen architektonischen Glieder
wurden, aus ihrem Zusammenhange herausgerissen, oft
auf ungeschikte Weise verbunden und entweder schwer -
I fällig oder platt nachgeahmt. Die Kapitale und Füsse
der Säulen enthalten alle Elemente der korinthischen
Ordnung, jedoch der viereckige Aufsatz zwischen Ka-
pital und Bogenanfang ist eine aus der Kirche St. Vitale
zu Ravenna entlehnte eigenthümliche Vermittlung bei-
der und noch durch eine rein römische Gesimsverzie-
rung charakterisirt. Am Rand des VIII. Blattes ist das
Gurt und Kämpfergesimse, sowie der Säulenfuss be-
sonders gezeichnet.
An dieser Säulenstellung finden wir, ausser jenem
eigenthümlichen Keil zwischen Kapital und Bogenanfang,
noch nichts von byzantinischen Gliederungen oder Blatt-
formen, von dem Reichthume und der mannichfaltigen
Abwechselung der Kapitale und Details, von der Über-
häufung barocker und mystischer Menschen - und Thier-
gestalten, welche den Werken der sächsischen und
fränkischen Kaiser eigen sind.
Auf der IX. Tafel sind die Kapitale der Säulen in
grösserem Massstabe und der alte Taufstein der Kirche
dargestellt, welcher seinem Style nach ein Werk des
12. Jahrhunderts ist.
Die X. Tafel zeigt die perspectivische Ansicht des
Innern der Kirche. Die Gewölbe des Chors sind wahr-
scheinlich nie zur Ausführung gekommen und durch
eine Balkendecke ersetzt worden. Die Verschiedenheit
der Baustyle des 9. und 15. Jahrhunderts fällt hier in
die Augen.
Das auf der XL Tafel dargestellte nördliche Portal
der Kirche entspricht ganz dem Baustyl des 15. Jahr-
hunderts durch seinen überhöhten Spitzbogen. Die
\ Statüen der heiligen Eremiten Antonius und Onuphrius
sind zu den Seiten dargestellt. Innerhalb des Portals
ist die Ansicht des Chors wiederholt, obgleich es von
von hier aus nicht gesehen werden kann, um die Ge-
wölbe des Chors zu zeigen, wie solche nach beste-
I henden ähnlichen Kirchen hatten werden sollen.