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Moller, Georg; Gladbach, Ernst
Denkmähler der deutschen Baukunst (Band 3) — Darmstadt, [1844]

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https://doi.org/10.11588/diglit.8370#0009
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XII. bis XV. Hii|t(VrlafVI.

Die Abteikirche zu Otterberg bei Kaiserslautern.
Die Abteikirche zu Otterberg wurde, ihrem Bau-
style nach, in den letzten Decennien des zwölften
Jahrhunderts erbaut. Dieselbe gehört der Übergangs-
periode an, indem sie dem Grundplane, sowie der
halbrunden Form der Fensler-und Thüröffnungen nach,
sich an die älteren Dome zu Worms und Speyer an-
schliesst , während das Fenster im Giebel und sämmt-
liche Gewölbe im Innern den Spitzbogen zeigen. Die
byzantinische Rose und das Portal der Westseite, welche
auf dem XV. Blatte dargestellt sind, bilden einen in-
teressanten Vergleich mit der St. Paulskirche in Worms.
(S. Mollers Denkmäler II. Bd. XIV. Tafel.)

Auf der XII. Tafel ist die innere Ansicht dieser
Kirche dargestellt. Während das Chor noch rein im
Rundbogenstyl erbaut ist und die Profile der Pfeiler-
gesimse dem verkehrten attischen Säulenfuss nachge-
bildet sind, erheben sich auf mächtigen Pfeilern, mit
schlanken angelehnten Säulchen, die Spitzbogengurten
der hohen Gewölbe und geben dem Ganzen eine über-
raschende Mischung von Stärke und Leichtigkeit.

XVI. bis XVIII. Kiipfertafel.

Die Kirche zu Geissnidda in der Wetterati.

Die Kirche zu Geissnidda, deren Erbauungszeit
unbekannt ist, erscheint, ihrem Bauslyle nach, in drei
verschiedenen Perioden erbaut. Der Thurm mit seinen
kleinen, im Halbkreis geschlossenen Fenstern und by-
zantinischen Kapitalen ist der älteste Theil und gehört
dem 11. Jahrhundert an. Das Mittelschiff der Kirche
nebst den beiden Seitenschiffen und dem nördlichen
Portal gehört der Scheide des 12. und 13. Jahrhun-
derts an, während das Chor im völlig ausgebildeten
Spitzbogenstyl im 13. Jahrhundert erbaut wurde.

Das Mittelschiff mit den beiden Seitenschiffen und
dem Seitenportal verdient hauptsächlich unsere Beach-
tung, indem dieses Bauwerk noch viele Elemente der
römisch-byzantinischen Kunst, mit dem Spitzbogenstyl
vereinigt und der Uebergangsperiode angehört.

Der Grundplan zeigt zwei viereckige Pfeiler mit
Halbsäulen nach altem Styl und zwei ganz runde Pfei-
ler mit angelehnten runden Säulchen, wie in der Eli-
sabethenkirche zu Marburg. Die Umfangsmauern sind
nach altem Styl sehr stark, ohne bedeutende Strebe-
pfeiler, wie solche später am Chor der Kirche ange-
bracht wurden. Die Fenster sind klein, nach allem
Styl, während alle Gewölbe, mit Ausnahme der halb-
runden Miltelgurten, im Spitzbogen geformt und am
Seitenportal der spitze Giebel mit dem Spitzbogen ver-
einigt sind. Auch deutet der Mangel der horizontalen

Gurteesimsen im Längendurchschnitt das in die Höhe
strebende deutsche Element an. Die Kapitale der Pfei-
ler sind tlieifs mit byzantinischen, theils mit deutschen
Blättern geschmückt, wie auf der XVIII. Tafel ange-
geben ist. Bemerkenswerth sind die äusserst schwa-
chen Strebepfeiler des Mittelschiffes, welche im Quer-
durchschnitt (XVII.) über den Seitenschiffen sichtbar
sind, und dem Drucke der Gewölbe nicht widerstehen
konnten, so dass in späteren Zeilen grosse Anker
von einem Hauptpfeiler zum andern der Quere nach
eingezogen werden mussten, um den Einsturz dersel-
ben zu verhüten.

In Italien wurden diese Anker sehr oft gleichzei-
tig mit dem Bau eingezogen, um die starken Wider-
lager zu ersparen.

Die Kreuzgewölbe des Mittelschiffes sind gegen
die Milte zu abgedacht, ein sinnreiches Mittel, um den
Druck der Gewölbe mehr nach unten zu leiten und die
Stabilität zu vermehren.

Demohnerachtet gewährte diese Construction keine
Dauer, und beweist, wie wohlthätig und nothwendig
die spätere Einführung der starken Strebepfeiler für
die Erhaltung der deutschen Spitzbogengewölbe waren.

XIX. bis XXI. Kupfertafel.

Die Kirche zu Boppard am Rhein.

Die Erbauung der Kirche zu Boppard fällt jeden-
falls in verschiedene Zeiten. Die beiden Thürme, so-
wie der Unterbau der Hauptkirche und das westliche
Portal gehören zum iiitesten Theil dem römisch-by-
zantinischen Baustyl an, dagegen entsprechen das Chor
und die Gewölbe des Mittelschiffes dem Styl des 13.
Jahrhunderts. Auf der XIX. Tafel isl die äusere und
auf der XX. Tafel die innere Ansicht derselben dar-
gestellt. Das auf der XXI. Tafel abgebildete west-
liche Portal vereinigt den byzantinischen Reichthum an
Ornamenten mit einer gefälligen Einfachheit der Glie-
derungen. Die Thüre ist von Eichenholz mit aufge-
nagelten eisernen Verzierungen, welche ausser der
Schönheit, noch den Zweck haben, das Schwinden des
Holzwerkes möglichst zu verhindern.

XXII. und XXIII. Kiipfertafel.

Das Kloster zu Schönau bei Heidelberg.

Die Abtei Schönau wurde von Bischof Burchard
zu Worms im Jahre 1142 gesiftet,

Bald nach dieser Zeit scheint auch der auf der
XXII. Tafel abgebildete ehemalige Kapitelsaal erbaut
worden zu seyn, welcher nun, nach Zerstörung der
übrigen Klostergebäude, der Gemeinde zur Kirche dient.
 
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