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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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II. Jahrg. Hefti 1909

Altitalienische Zeichnungen in der Kgl. Graphischen
Sammlung in München
Von Otto Weigmann
Die kleine Ausstellung, die im letzten Halbjahr in der Kgl. Graphischen Samm-
lung die Bestände an italienischen Zeichnungen des XV. und XV1. Jahrhunderts zum
ersten Male in übersichtlicher Anordnung vereinigte, hatte sich in den Kreisen der
Fachgenossen einer lebhaften Anerkennung zu erfreuen. Es erscheint deshalb an-
gezeigt, mit einigen Worten auf die wissenschaftlichen Ergebnisse hinzuweisen, die im
Zusammenhang mit dieser Veranstaltung stehen.
Wenn diese systematischen Ausstellungen, die in chronologischer Folge die
Mappenschätze der Sammlung zur öffentlichen Kenntnis bringen sollen, auch in erster
Linie für das große Publikum bestimmt sind, so verfolgen sie doch auch den Zweck,
die Fachkreise zu erneuter Mitarbeit anzuregen, die vielen noch schwebenden Fragen
allmählich in bestimmterer Form zu beantworten. Eine sorgfältige Vorbereitung, ver-
bunden mit einer gewissenhaften Revision der seitherigen wissenschaftlichen Be-
urteilung, muß allerdings die unerläßliche Grundlage bilden.
Man ist heutzutage den traditionellen Inventarbenennungen gegenüber skepti-
scher geworden; und wenn auch die Zweifelsucht vielfach gar zu üppige Blüten treibt,
eine erneute kritische Sichtung wird dank dem sich stetig mehrenden und verbessern-
den Vergleichsmaterial im allgemeinen doch mehr Abschreibungen als Mehrungen an
dem vorhandenen Stammkapital wohlklingender Meisternamen zu verzeichnen haben.
Es darf ja auch nicht verhehlt werden, daß die systematische Arbeit auf dem Gebiete
der Zeichnungen verhältnismäßig jungen Datums ist und sich erst allmählich festere
Anhaltspunkte für eine präzise Beurteilung gewinnen lassen. Daß demnach der
Mangel an objektiven Kriterien in diesem überaus schwierigen Sondergebiete oft durch
ein mehr oder minder ausgeprägtes subjektives Empfinden ersetzt werden muß, ist
leider nicht zu leugnen, zumal in Sammlungen, bei denen das Fehlen genauerer
Inventare die Prüfung der Provenienz der einzelnen Blätter unmöglich macht.
Der weitaus größte Bestandteil der älteren Münchener Zeichnungen entstammt,
wie aus einer jüngst erschienenen Geschichte') der Sammlung des näheren zu ersehen
9 H. Pallmann. Die Kgl. Graphische Sammlung zu München 1758—1908. München. Bruckmann.
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