F. Schottmüller. Zur Donatello-Forschung
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donatellesk hingegen erscheint die Geste von Johannis' linker Hand, obwohl sie
m. W. sonst nicht bei Donatello vorkommt. Man mag zweifeln, ob die Komposition
eine Zusammenfügung donatellesker Motive sei, oder ob sie aus der Werkstatt des
Meisters stammt. Ich meine, man darf sich für letzteres entscheiden, denn — trotz
der entschiedenen Mängel — hält unser Relief dem Vergleich mit gesicherten Werken
stand. Besonders nahe steht ihm die Grablegung am Tabernakel in S. Peter, dort
finden wir einen verwandten Christus-Typus: Maria und Johannes hingegen erscheinen
noch energischer im Ausdruck und großzügiger in den Formen als in Rom. Deshalb
darf als Entstehungszeit die Mitte — oder das Ende — der dreißiger Jahre gelten.
Die Maße sprechen ebenso sehr für einstige Verwendung an einem Sarkophag
wie in einem kleineren Altar. Der Grund über den Köpfen ist beim Original durch
gemalte oder eingeritzte Zeichnung belebt gewesen. Vielleicht war dieses ein Marmor-
relief; die Flächenbehandlung klingt ja an das Stacciato an. Doch kann es auch nur
Terracotto, und die Werkstattsvergrößerung nach einer Plakette von Donatello gewesen
sein. Wir wissen ein gleiches ja vom Silberrelief der Sammlung Schnütgen in Köln,1)
das — klein in Bronze, groß in gebranntem Ton — im Berliner Museum vorkommt,
und von der Madonnenplakette mit ausgeschnittenen Konturen im Louvre,-) deren
Komposition, vergrößert und vergröbert, das Tabernakel der Via di Pietra Piana
schmückt. Auch das Tonrelief der Madonna mit zwei Engeln in der Prateser Galerie
stimmt mit einer schönen Plakette der Sammlung Dreyfus") überein, doch ist die Zu-
weisung der kleinen, vergoldeten Bronze an Donatello zweifelhaft.
9 Bode: Florentiner Bildhauer, p. 102.
2) Schottmüller: Donatello, p. 106,1; v. Fabriczy L'Arte IX, fase. VI.
Ü Abb. in Les Arts, Aug. 1908, p. 15.
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donatellesk hingegen erscheint die Geste von Johannis' linker Hand, obwohl sie
m. W. sonst nicht bei Donatello vorkommt. Man mag zweifeln, ob die Komposition
eine Zusammenfügung donatellesker Motive sei, oder ob sie aus der Werkstatt des
Meisters stammt. Ich meine, man darf sich für letzteres entscheiden, denn — trotz
der entschiedenen Mängel — hält unser Relief dem Vergleich mit gesicherten Werken
stand. Besonders nahe steht ihm die Grablegung am Tabernakel in S. Peter, dort
finden wir einen verwandten Christus-Typus: Maria und Johannes hingegen erscheinen
noch energischer im Ausdruck und großzügiger in den Formen als in Rom. Deshalb
darf als Entstehungszeit die Mitte — oder das Ende — der dreißiger Jahre gelten.
Die Maße sprechen ebenso sehr für einstige Verwendung an einem Sarkophag
wie in einem kleineren Altar. Der Grund über den Köpfen ist beim Original durch
gemalte oder eingeritzte Zeichnung belebt gewesen. Vielleicht war dieses ein Marmor-
relief; die Flächenbehandlung klingt ja an das Stacciato an. Doch kann es auch nur
Terracotto, und die Werkstattsvergrößerung nach einer Plakette von Donatello gewesen
sein. Wir wissen ein gleiches ja vom Silberrelief der Sammlung Schnütgen in Köln,1)
das — klein in Bronze, groß in gebranntem Ton — im Berliner Museum vorkommt,
und von der Madonnenplakette mit ausgeschnittenen Konturen im Louvre,-) deren
Komposition, vergrößert und vergröbert, das Tabernakel der Via di Pietra Piana
schmückt. Auch das Tonrelief der Madonna mit zwei Engeln in der Prateser Galerie
stimmt mit einer schönen Plakette der Sammlung Dreyfus") überein, doch ist die Zu-
weisung der kleinen, vergoldeten Bronze an Donatello zweifelhaft.
9 Bode: Florentiner Bildhauer, p. 102.
2) Schottmüller: Donatello, p. 106,1; v. Fabriczy L'Arte IX, fase. VI.
Ü Abb. in Les Arts, Aug. 1908, p. 15.