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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft


Abb. 4. RUSAFA-SERGIOPOLIS, Nordtor □
Detail vom westlichen Teil der Säulenfassade

ebenso Justinian, der nach dem nicht ganz einwandfreien Zeugnis des Procop
(De aedificiis II) die bescheidenen Lehmmauern durch feste Steinmauern ersetzte,
eine ständige Garnison hier stationierte, Kirchen und allerhand andere Gebäude
errichtete.
Auch die persischen Sasanidenkönige schenkten dem Heiligtume ihre Gunst.
Als Chosro I. Anushirwan, der Zeitgenosse Justinians, während seines ersten Römer-
feldzugs das benachbarte Sura eroberte, gab er auf Bitten des Bischofs Candidus von
Sergiopolis 12 000 Gefangenen die Freiheit zurück; zwei Jahre später sandte er freilich,
als das vom Bischof versprochene Lösegeld nicht gezahlt wurde, eine Exekutionstruppe
nach Sergiopolis, die nach dem Bericht des Procop wegen Wassermangels wieder
abziehen mußte. Im Gegensatz hierzu spricht der Kirchenhistoriker Evagrius1) von einem
Wunder des Heiligen. Als der König nach Auslieferung aller Kirchenschätze auch noch
den silbernen Sarg mit den Gebeinen des Märtyrers verlangt hätte, da hätten sich
plötzlich die Mauern der Stadt mit himmlischen Heerscharen belebt und eine eilige
Flucht des feindlichen Heeres veranlaßt.
Der zweite Chosro, Chosro Parviz, der bekanntlich dem christlichen Glauben
zuneigte, erwählt sich den heiligen Sergius gleichsam zu seinem Schutzpatron. Er
sendet das mit Edelsteinen besetzte goldene Kreuz, eine Weihgabe Justinians und der
Theodora, das sein Großvater entwendet hatte, wieder zurück und begleitet seine

9 Historia ecclesiae lib. 4. c. 28; lib. 6. c.21.
 
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