Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/monatshefte_kunstwissenschaft1909/0105

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
F. Sarre. Rusafa-Sergiopolis

97


Abb. 3. RUSAFA-SERGIOPOLIS, Nordtor, östlicher Teil der Säulenfassade

Ortes erhellt aus seiner Erwähnung in assyrischen Urkunden, im zweiten Buche der
Könige (19, 12) und bei Jesaja (37, 12); aber zu höherer Bedeutung, als in altorien-
talischer und klassischer Zeit, gelangte Rusafa erst dadurch, daß hier im Beginn des
IV. Jahrhunderts unter dem Kaiser Galerius Maximinianus der heilige Sergius den
Märtyrertod erlitt.1) Nach der Legende - )waren Sergius und sein Bruder Bacchus
Vorsteher der Leibwache des Kaisers, der gerade in Syrien im Felde lag; sie wurden
als Christen denunziert, weigerten sich, dem Jupiter zu opfern, und während Bacchus
in Barbalissus, dem heutigen Meskene getötet wurde, schleppte man Sergius nach Sura,
dann nach Rusafa und enthauptete ihn hier. Der Schauplatz des Martyriums wird in
christlicher Zeit ein besuchter Wallfahrtsort und empfängt den Namen Sergiopolis.
Daneben erlischt der alte Name nicht, wird neben dem griechischen von den syrischen
Christen beibehalten und später von den Arabern unter wenig veränderter Form
wieder aufgenommen. Der Ort wird nach der Synode von Ephesus im Jahre 431
Sitz eines Bischofs und gehört als solcher zur Provincia Euphratensis, deren Hauptstadt
Hierapolis, die Residenz eines Erzbischofs ist; schon zu dieser Zeit hören wir von
einer angeblich von Constantin gegründeten Basilika des heiligen Märtyrers und von
hohen Mauern, die sie umgaben. Sergiopolis-Rusafa spielt politisch in den Kämpfen
zwischen den Ghassaniden und den Königen von Hira, zwischen Ostrom und Persien
eine gewisse Rolle, die teils mit der geographischen Lage des Ortes an einer wichtigen
Handelsstraße, teils mit den reichen Schätzen des Sergius-Klosters Zusammenhängen
mag. Der Kaiser Anastasius scheint dem Wallfahrtsorte Wohltaten erwiesen zu haben,

') Nach Wetzer und Welte's Kirchenlexikon nicht vor dem Jahre 305.
2) Analecta Bollandiana. Tom. XIV. p. 373 ff. Passio antiquior S S. Sergii et Bacchi.
 
Annotationen