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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 2. RUSAFA-SERGIOPOLIS, Nordtor, mittlerer Teil der Säulenfassade □
verlassen und vom Verkehr ausgeschaltet. Rusafa liegt heute im Gebiet der Aneze-
Beduinen, die hier zeitweilig im Frühjahr, wenn die Steppe Futter bietet, mit ihren
Herden lagern. Sie sehen Fremde in Rusafa, mit dessen Ruinen sie abergläubische
Vorstellungen von Dämonen verknüpfen, nicht gern, und es ist nicht ausgeschlossen,
daß sie einen Besuch gelegentlich mit Gewalt zu verhindern suchen würden. Dieser
Umstand und weil im größten Teil des Jahres kein Wasser vorhanden ist, erklärt es,
daß Rusafa trotz seiner verhältnismäßig kurzen Entfernung vom Euphrattal wenig
bekannt ist, und daß die meisten Forschungsreisenden ganz von einem Besuche abstehen
mußten. Auch die drei Reisenden, denen wir bisher einige wertvolle, sich teilweis
ergänzende, Beobachtungen über Rusafa verdanken, Bernhard Moritz,1) der Däne
J. Östrup 2) und der Franzose Victor Chapot,3) die in den Jahren 1884, 1893 und 1901
in Rusafa waren, hielten sich nur stundenweise dort auf. Chapot ist der einzige
gewesen, der ein paar photographische Aufnahmen der Ruinen angefertigt hat. So
dürften die von Dr. Herzfeld und mir vorgenommenen Untersuchungen einen wesent-
lichen Fortschritt in der Kenntnis der Ruinen von Rusafa bedeuten.
Das hohe Alter des an einer bedeutenden Heer- und Karawanenstraße gelegenen
9 Verhandl. der Ges. für Erdkunde zu Berlin. XIII (1886). S. 174 ff.
-) Historisk-topografiske Bidrag til Kendskabet til den syriske 0rken. Akademiebericht.
Kopenhagen 1895.
3) a) Bulletin de Correspondance hellenique. Paris 1904 (XXVII). p. 280 ff. b) La
Frontiere de l'Euphrate. Paris 1907. S. 328 ff.
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 2. RUSAFA-SERGIOPOLIS, Nordtor, mittlerer Teil der Säulenfassade □
verlassen und vom Verkehr ausgeschaltet. Rusafa liegt heute im Gebiet der Aneze-
Beduinen, die hier zeitweilig im Frühjahr, wenn die Steppe Futter bietet, mit ihren
Herden lagern. Sie sehen Fremde in Rusafa, mit dessen Ruinen sie abergläubische
Vorstellungen von Dämonen verknüpfen, nicht gern, und es ist nicht ausgeschlossen,
daß sie einen Besuch gelegentlich mit Gewalt zu verhindern suchen würden. Dieser
Umstand und weil im größten Teil des Jahres kein Wasser vorhanden ist, erklärt es,
daß Rusafa trotz seiner verhältnismäßig kurzen Entfernung vom Euphrattal wenig
bekannt ist, und daß die meisten Forschungsreisenden ganz von einem Besuche abstehen
mußten. Auch die drei Reisenden, denen wir bisher einige wertvolle, sich teilweis
ergänzende, Beobachtungen über Rusafa verdanken, Bernhard Moritz,1) der Däne
J. Östrup 2) und der Franzose Victor Chapot,3) die in den Jahren 1884, 1893 und 1901
in Rusafa waren, hielten sich nur stundenweise dort auf. Chapot ist der einzige
gewesen, der ein paar photographische Aufnahmen der Ruinen angefertigt hat. So
dürften die von Dr. Herzfeld und mir vorgenommenen Untersuchungen einen wesent-
lichen Fortschritt in der Kenntnis der Ruinen von Rusafa bedeuten.
Das hohe Alter des an einer bedeutenden Heer- und Karawanenstraße gelegenen
9 Verhandl. der Ges. für Erdkunde zu Berlin. XIII (1886). S. 174 ff.
-) Historisk-topografiske Bidrag til Kendskabet til den syriske 0rken. Akademiebericht.
Kopenhagen 1895.
3) a) Bulletin de Correspondance hellenique. Paris 1904 (XXVII). p. 280 ff. b) La
Frontiere de l'Euphrate. Paris 1907. S. 328 ff.