H. Voss. Charakterköpfe des Seicento III
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Abb. 2. MATTHÄUS STOMER, Gefangennahme Simsons
Turin, Pinacoteca Reale □
neser Bildes eher kühl, die Technik ist weitaus trockener und entfernt sich ganz von
niederländischen Vorbildern. Die am meisten hervortretenden Töne wären etwa ein
Weinrot (im Vorhang), ein Graublau, weiter Orange, Hellblau und (bei Cato) ein röt-
liches Karnat. Leider ist der Zustand des Bildes wie bei vielen Gemälden der Insel
sehr schlecht; die Farbe ist noch blasser denn ehemals; breite Sprünge durchziehen die
Oberfläche der Malerei.
Ein näheres Eingehen auf die Zeichnungsweise weist ebenfalls auf bedeutende
Abweichungen von der Art des Stomer hin; an die Stelle der niederländischen Sorg-
falt tritt eine breitere, weniger ängstliche Behandlung, zumal der Gewandungen und
Draperien, aber auch des Anatomischen. Sehr eigenartig ist die gleichsam in breiten
Tupfen oder Flecken arbeitende Technik, in der etwa die Füße des Knaben, sowie die
Gesichter und Hände der Übrigen gegeben sind; an ihr kann man den Meister mit
am sichersten wiedererkennen.
Ganz deutlich von der gleichen Hand wie der sterbende Cato rührt her eine halb-
figurige Darstellung mit Tobias, der den blinden Vater heilt, ein farbig und technisch
absolut übereinstimmendes Bild des gleichen Museums. Entfernt sich schon jenes erste
Gemälde merklich vom Stile des Stomer, so erscheint in diesem die Verbindung mit
ihm noch um ein Beträchtliches lockerer. Der Künstler hatte bereits in jenem Gemälde
gewagt die bei Stomer unentbehrliche Kerzenbeleuchtung wegzulassen; er führt nun-
mehr ein scharfes, von der linken Seite kommendes natürliches Licht ein, das durch
dunkle Wolken hervorbricht. Eigentümlich wirkt, wie auf der Wange des Engels
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Abb. 2. MATTHÄUS STOMER, Gefangennahme Simsons
Turin, Pinacoteca Reale □
neser Bildes eher kühl, die Technik ist weitaus trockener und entfernt sich ganz von
niederländischen Vorbildern. Die am meisten hervortretenden Töne wären etwa ein
Weinrot (im Vorhang), ein Graublau, weiter Orange, Hellblau und (bei Cato) ein röt-
liches Karnat. Leider ist der Zustand des Bildes wie bei vielen Gemälden der Insel
sehr schlecht; die Farbe ist noch blasser denn ehemals; breite Sprünge durchziehen die
Oberfläche der Malerei.
Ein näheres Eingehen auf die Zeichnungsweise weist ebenfalls auf bedeutende
Abweichungen von der Art des Stomer hin; an die Stelle der niederländischen Sorg-
falt tritt eine breitere, weniger ängstliche Behandlung, zumal der Gewandungen und
Draperien, aber auch des Anatomischen. Sehr eigenartig ist die gleichsam in breiten
Tupfen oder Flecken arbeitende Technik, in der etwa die Füße des Knaben, sowie die
Gesichter und Hände der Übrigen gegeben sind; an ihr kann man den Meister mit
am sichersten wiedererkennen.
Ganz deutlich von der gleichen Hand wie der sterbende Cato rührt her eine halb-
figurige Darstellung mit Tobias, der den blinden Vater heilt, ein farbig und technisch
absolut übereinstimmendes Bild des gleichen Museums. Entfernt sich schon jenes erste
Gemälde merklich vom Stile des Stomer, so erscheint in diesem die Verbindung mit
ihm noch um ein Beträchtliches lockerer. Der Künstler hatte bereits in jenem Gemälde
gewagt die bei Stomer unentbehrliche Kerzenbeleuchtung wegzulassen; er führt nun-
mehr ein scharfes, von der linken Seite kommendes natürliches Licht ein, das durch
dunkle Wolken hervorbricht. Eigentümlich wirkt, wie auf der Wange des Engels