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Monatshefte für Kunstwissenschaft
FRANCESCO FURINI: Hylas und die Nymphen
innert an die Medaille Sixtus IV. von Guazzalotti.1)
Mund und Kinn kehren in sehr ähnlicher Bildung
auf einer Plakette Pauls II.2) wieder. In keinem
von beiden Fällen ist die Ähnlichkeit eine schla-
gende, und der auffallende Höker der Nase des
Holbeinschen Papstes scheint eine solche ge-
radezu absichtlich verdecken zu sollen. Es ist
sehr wohl denkbar, daß in diesem Falle die
Medaillen nur benutzt wurden, um auf ihrer
Grundlage einen allgemeinen Typus des Papstes
zu gestalten, wie er etwa in der damaligen Vor-
stellung lebte. Ein solches Umbilden gegebener
Formen ließ sich gerade für die fragliche Zeit
(um 1500—1508) auch in anderen Fällen als
charakteristisch für Holbeins Typenbildung er-
weisen. Man lese auf Seite 60 meines Buches
nach, was von dem Kopf des Mannes ganz
rechts auf der Münchener Anbetung der Könige 4)
und seinem Verhältnis zu der zugehörigen Studie
im Basler Skizzenbuche4) gesagt ist, und man
wird finden, daß das Verhältnis des Holbeinschen
Papstkopfes zu den genannten Medaillen an-
nähernd das gleiche ist. Beweisen läßt es sich
allerdings nicht, daß gerade diese oder nur eine
ß Friedlaender: Die italienischen Schaumünzen. Jahrb.
der königl. preuß. Kunstss. II, S. 233. 1881. Abgeb.
auf Taf. XXIV, Nr. 10.
2) Königl. Museen zu Berlin. Sammlung James Simon,
Nr. 331.
3) Pinakothek, Nr. 205.
4) Verzeichnis Nr. 94.
von ihnen Holbein zum Vorbild dienten, aber
ein italienisches Medaillenporträt der Art war
ihm sicherlich bekannt, denn die Ähnlichkeiten
sind zu groß, um lediglich zufällige zu sein.
Curt Glaser.
g
ZU FRANCESCO FURINI.
Wie Italien im XVII. Jahrh. keine besondere
Rolle mehr in der allgemeinen Weltgeschichte
spielte, so büßte es auch seine Führerschaft in
der Malerei ein, die unmittelbar nach dem höch-
sten Aufschwung, gleich der Plastik, einer völli-
gen Erschöpfung anheim fiel und dem ödesten
Manierismus huldigte. Selbst als von der Aka-
demia in Bologna aus, eine allerdings rein ver-
standesmäßige Erneuerung eingeleitet wurde,
waren es nur einzelne Meister, deren Schaffen
über die Grenzen ihres Vaterlandes hinaus Ein-
fluß zu gewinnen vermochte. Freilich, Italien
hatte seine Anziehungskraft knineswegs ver-
loren. Nach wie vor kamen ausländische
Künstler. Aber sie kamen nicht der Seicentisten
wegen. Für sie lagen die Anknüpfungspunkte
noch immer im Cinquecento. Die Selbständig-
keit aber, mit der sie diesem, als Vertreter einer
neuen Aera gegenübertraten, ließ sie nicht mehr
wie früher als Italiener nach Hause kehren; sie
blieben was sie waren, Vlamen, Franzosen,
Monatshefte für Kunstwissenschaft
FRANCESCO FURINI: Hylas und die Nymphen
innert an die Medaille Sixtus IV. von Guazzalotti.1)
Mund und Kinn kehren in sehr ähnlicher Bildung
auf einer Plakette Pauls II.2) wieder. In keinem
von beiden Fällen ist die Ähnlichkeit eine schla-
gende, und der auffallende Höker der Nase des
Holbeinschen Papstes scheint eine solche ge-
radezu absichtlich verdecken zu sollen. Es ist
sehr wohl denkbar, daß in diesem Falle die
Medaillen nur benutzt wurden, um auf ihrer
Grundlage einen allgemeinen Typus des Papstes
zu gestalten, wie er etwa in der damaligen Vor-
stellung lebte. Ein solches Umbilden gegebener
Formen ließ sich gerade für die fragliche Zeit
(um 1500—1508) auch in anderen Fällen als
charakteristisch für Holbeins Typenbildung er-
weisen. Man lese auf Seite 60 meines Buches
nach, was von dem Kopf des Mannes ganz
rechts auf der Münchener Anbetung der Könige 4)
und seinem Verhältnis zu der zugehörigen Studie
im Basler Skizzenbuche4) gesagt ist, und man
wird finden, daß das Verhältnis des Holbeinschen
Papstkopfes zu den genannten Medaillen an-
nähernd das gleiche ist. Beweisen läßt es sich
allerdings nicht, daß gerade diese oder nur eine
ß Friedlaender: Die italienischen Schaumünzen. Jahrb.
der königl. preuß. Kunstss. II, S. 233. 1881. Abgeb.
auf Taf. XXIV, Nr. 10.
2) Königl. Museen zu Berlin. Sammlung James Simon,
Nr. 331.
3) Pinakothek, Nr. 205.
4) Verzeichnis Nr. 94.
von ihnen Holbein zum Vorbild dienten, aber
ein italienisches Medaillenporträt der Art war
ihm sicherlich bekannt, denn die Ähnlichkeiten
sind zu groß, um lediglich zufällige zu sein.
Curt Glaser.
g
ZU FRANCESCO FURINI.
Wie Italien im XVII. Jahrh. keine besondere
Rolle mehr in der allgemeinen Weltgeschichte
spielte, so büßte es auch seine Führerschaft in
der Malerei ein, die unmittelbar nach dem höch-
sten Aufschwung, gleich der Plastik, einer völli-
gen Erschöpfung anheim fiel und dem ödesten
Manierismus huldigte. Selbst als von der Aka-
demia in Bologna aus, eine allerdings rein ver-
standesmäßige Erneuerung eingeleitet wurde,
waren es nur einzelne Meister, deren Schaffen
über die Grenzen ihres Vaterlandes hinaus Ein-
fluß zu gewinnen vermochte. Freilich, Italien
hatte seine Anziehungskraft knineswegs ver-
loren. Nach wie vor kamen ausländische
Künstler. Aber sie kamen nicht der Seicentisten
wegen. Für sie lagen die Anknüpfungspunkte
noch immer im Cinquecento. Die Selbständig-
keit aber, mit der sie diesem, als Vertreter einer
neuen Aera gegenübertraten, ließ sie nicht mehr
wie früher als Italiener nach Hause kehren; sie
blieben was sie waren, Vlamen, Franzosen,