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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

die Spiralsäulen; er hat sie sogar in ähnlicher Anordnung und gleicher Zahl auf der
zweiten in Frage kommenden Miniatur wiederholt, den Altar aber viel einfacher ge-
staltet, die Chorschranken dagegen außerhalb der Säulen aufgestellt.
Hat sich nun Fouquet in Zahl und Anordnung der Spiralsäulen genau an das
Bestehende gehalten? Durrieu nimmt es an1): „dans l'antique basilique detruite pour
faire place ä l'ceuvre architectural de Bramante e de Michel-Ange, elles etaient grou-
pees pour constituer un portique qui etait place devant la Confession de Saint Pierre,
c'est-ä-dire qu'elles etaient utilisees d'une maniere analoghe ä remploi qui en est falt
dans notre miniature."
Ob mit Recht? Es ist zu untersuchen, ob Fouquets Miniatur wirklich ohne
weiteres als zuverlässige Quelle für die Topographie des alten St. Peter angesehen
und benutzt werden darf. Zunächst hat der Maler die Marmorsäulen in metallene
umgewandelt; er hat die Confessio und das Ciborium durch einen französischen Altar-
aufbau ersetzt, die Chorschranken in einem anderen Sinne verwendet, als es der litur-
gische Brauch in Rom verlangte. Die Anzahl der Säulen entspricht allerdings der
heute vorhandenen und bei Raffael gegebenen; aber die älteren Zeugnisse, schriftliche
sowohl als Pläne (welch letztere allerdings z. T. auf den ersten basieren mögen) reden
zunächst von 12 Spiralsäulen und lassen sie ferner als doppelte Portikus vor der Con-
fessio aufgestellt sein. Cancellieri2) spricht wie Alpharanus von duodecim Columnae
elegantissimae, frontem majoris Altaris complectentes, et Sancta Sanctorum consti-
tuentes. Ähnlich die Beschreibung Roms.") „Die Türen (der Chorschranken) waren
wahrscheinlich an der Säulenhalle vor der Konfession angebracht, welche in der Chronik
dem ersten Bau Constantins zugeschrieben wird, und nach ihr aus porphyrnen und
andern gewundenen Marmorsäulen bestand. Die erste bestimmte Nadiricht davon
finden wir im Leben Gregors III. im VIII. Jahrhundert. Dieser setzte neben die alten
sechs Säulen, sechs gewunden geriefelte Alabastersäulen, von denen drei rechts und
drei links standen, so daß der mittlere Eingangsbogen größer gewesen sein muß, als
die andern Säulenweiten. Der Exarch Eutychius hatte sie ihm für diesen Zweck be-
willigt: ohne Zweifel wurden sie also von einem öffentlichen Gebäude genommen.
Das Gebälk über den Säulen war von Leo III. mit Silberblech belegt, worin auf der
einen Seite die Gestalten des Heilandes und der Apostel, auf der anderen die der
Mutter Gottes und anderer heiliger Jungfrauen gebildet war. Über dem Gebälk standen
silberne Leuchter und Lampen, 700 Pfund schwer." Eine zur Portikus mit 12 Säulen
erweiterte Ikonostasis vor der Confessio gibt Ciampini4), nimmt auch Geymüller') an
und rekonstruiert Burger vor dem durch Sixtus IV. restaurierten Konfessionstabernakel.6)
Vom Hauptaltar im mittelalterlichen St. Peter sagt die Beschreibung Roms7): „Den

9 op. cit. p. 35.

2) Citiert bei Ermers, op. cit. p. 92.

3) p. 87.

4) De sacris aedificiis synopsis historica. Taf. XV.

0 Die ursprünglichen Entwürfe für St. Peter in Rom. Taf. 45.

6) Jahrbuch der königl. preuß. Kunstsammlungen 28, p. 97.

7) ib. p. 128.
 
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