E. Firmenich-Richartz. Ist die Kölner Wicken-Madonna eine Fälschung? 429
Abb. 5. Meister des Paradiesgartens: Federzeichnung
München
damals nach reiflicher Prüfung aus der Reihe der historischen Denkmäler aus-
geschieden.
Und welches sind nun die Indizien, die mit absoluter Bestimmtheit die Ent-
stehung der Bilder des Triptychons im XIX. Jahrhundert nachweisen sollen?1)
Entgegen der oft wiederholten irrigen Behauptung muß zunächst ausgesprochen
werden, daß der Zustand der Gemälde keineswegs so gleichmäßig und einheitlich ist,
wie man dies bei einem Falsifikat neueren Ursprunges erwartet. Die Mitteltafel aus
Nußbaumholz ist gespalten, die Fuge ward zusammengepaßt und ausgefüllt. Aus-
gesprungene Farbenstückchen z. B. an der linken Hand des Christkindes wurden ersetzt.
Einige Retouchen an den gestreckten Fingern der Hand Marias, welche die Feldblume
hält, ebenso seitwärts an ihrer Stirn ergeben sich sogleich als modern. Die breit-
aufgetragenen Farbenmassen des stumpfen braunvioletten Mantels der Madonna, der
über den Unterkörper des Knaben gebreitet ist und auch den Kopf der hl. Jungfrau
deckt, kontrastieren mit dem zart und verschmolzen behandelten Inkarnat. An dem
Gewand und blauen Futter sind gleichfalls Stellen ausgebessert und die dunklen fetten
9 Aus der nach Abschluß dieser Studie (Pfingsten 1909) stark angeschwollenen Literatur zur
„Madonna mit der Wicke" hebe ich hervor: Jos. Poppelreuter in der Zeitschr. f. chr. K. XXI. Heft 11,12. —
Alfred Hagelstange: Köln. Zeitung Nr. 1324. — Heinz Braune: Köln. Volkszeitung Nr. 285. —
Karl Voll: Köln. Volkszeitung Nr. 304. Kunstchronik 10. April 1909 und Süddeutsche Monatshefte
Juli 1909. — W. Bode im „Cicerone" I. Juli 1909. — Referierend: Köln. Zeitung Nr. 251. Frankfurter
Zeitung Nr. 71. Köln. Volkszeitung 244 und 610 (Dr. Heribert Reiners).
Abb. 5. Meister des Paradiesgartens: Federzeichnung
München
damals nach reiflicher Prüfung aus der Reihe der historischen Denkmäler aus-
geschieden.
Und welches sind nun die Indizien, die mit absoluter Bestimmtheit die Ent-
stehung der Bilder des Triptychons im XIX. Jahrhundert nachweisen sollen?1)
Entgegen der oft wiederholten irrigen Behauptung muß zunächst ausgesprochen
werden, daß der Zustand der Gemälde keineswegs so gleichmäßig und einheitlich ist,
wie man dies bei einem Falsifikat neueren Ursprunges erwartet. Die Mitteltafel aus
Nußbaumholz ist gespalten, die Fuge ward zusammengepaßt und ausgefüllt. Aus-
gesprungene Farbenstückchen z. B. an der linken Hand des Christkindes wurden ersetzt.
Einige Retouchen an den gestreckten Fingern der Hand Marias, welche die Feldblume
hält, ebenso seitwärts an ihrer Stirn ergeben sich sogleich als modern. Die breit-
aufgetragenen Farbenmassen des stumpfen braunvioletten Mantels der Madonna, der
über den Unterkörper des Knaben gebreitet ist und auch den Kopf der hl. Jungfrau
deckt, kontrastieren mit dem zart und verschmolzen behandelten Inkarnat. An dem
Gewand und blauen Futter sind gleichfalls Stellen ausgebessert und die dunklen fetten
9 Aus der nach Abschluß dieser Studie (Pfingsten 1909) stark angeschwollenen Literatur zur
„Madonna mit der Wicke" hebe ich hervor: Jos. Poppelreuter in der Zeitschr. f. chr. K. XXI. Heft 11,12. —
Alfred Hagelstange: Köln. Zeitung Nr. 1324. — Heinz Braune: Köln. Volkszeitung Nr. 285. —
Karl Voll: Köln. Volkszeitung Nr. 304. Kunstchronik 10. April 1909 und Süddeutsche Monatshefte
Juli 1909. — W. Bode im „Cicerone" I. Juli 1909. — Referierend: Köln. Zeitung Nr. 251. Frankfurter
Zeitung Nr. 71. Köln. Volkszeitung 244 und 610 (Dr. Heribert Reiners).