F. Wolff. Zwei mittelalterlidie Plastiken des Märkischen Museums 449
einer „beatae Mariae virginis et privatarum
horarum" in der Marienkapelle, der heutigen
Sakristei unter dem Patronat des Rates stand,
während der zweite als Frühmessealtar privater
Stiftung seinen Ursprung verdankte. Der Marien-
kult stand danach in großem Flor. Um die-
selbe Zeit oder nicht viel später muß die Auf-
stellung unserer Marienfigur erfolgt sein, ver-
mutlich wohl auch in der Marienkapelle.
Diese Figur weist auf einen der Wege,
auf dem um diese Zeit und gewiß noch lange
nachher Kunstwerke in das Landöstlich der
Elbe kamen, in allen den Fällen, in denen
man sich mit der mäßigen, wenn überhaupt
vorhandenen provinziellen Produktion nicht
begnügen wollte.
Die Nikolaikirche war schon im XI11. Jahr-
hundert im Besitz des Benediktinerinnen-
Nonnenklosters und dieses Verhältnis bestand
nach Kaiser Karl IV. Landbuch auch in der
zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts noch
fort.1). Durch sein Bistum Brandenburg oder
auch direkt unterhielt das Kloster wohl eine
starke Verbindung auch in Dingen der Kunst
zum Erzstift in Magdeburg.
Im Querhaus des Magdeburger Domes
im nördlichen wie im südlichen Schiff steht je
eine Figur der Maria aus der ersten Hälfte
des XIV. Jahrhunderts.2) Die größere der beiden
an einem Pfeiler des südlichen Querarms, aus
Sandstein, übertrifft die Spandauer Madonna
um fast % m.3) Von diesem Unterschied und
einigen wenigen Abwandlungen und Bereiche-
rungen im unwesentlichen Detail abgesehen,
ist die Verwandtschaft der beiden Figuren so
erstaunlich, daß der Schluß, sie müßten beide
Märkisches Museum, Berlin □
Orig.-Aufn. v. Dr. Fr. Stoedtner-Berlin
aus derselben Werkstatt, ja aus derselben Hand hervorgegangen sein, zwingend erscheint.
Zunächst ist die Erscheinung fast dieselbe. Hier wie dort der ein wenig lange Unter-
körper, der etwas kurze Oberleib. Die größte Ähnlichkeit in der charakteristischen
9 Fidicin, Kaiser Karl IV. Landbuch der Mark Brandenburg, S. 30.
2) Bode, Geschichte der deutschen Plastik, S. 100. Schnaase, Geschichte der bildenden
Künste, Bd. VI, S. 50f.
, Höhe 1,82 m.
einer „beatae Mariae virginis et privatarum
horarum" in der Marienkapelle, der heutigen
Sakristei unter dem Patronat des Rates stand,
während der zweite als Frühmessealtar privater
Stiftung seinen Ursprung verdankte. Der Marien-
kult stand danach in großem Flor. Um die-
selbe Zeit oder nicht viel später muß die Auf-
stellung unserer Marienfigur erfolgt sein, ver-
mutlich wohl auch in der Marienkapelle.
Diese Figur weist auf einen der Wege,
auf dem um diese Zeit und gewiß noch lange
nachher Kunstwerke in das Landöstlich der
Elbe kamen, in allen den Fällen, in denen
man sich mit der mäßigen, wenn überhaupt
vorhandenen provinziellen Produktion nicht
begnügen wollte.
Die Nikolaikirche war schon im XI11. Jahr-
hundert im Besitz des Benediktinerinnen-
Nonnenklosters und dieses Verhältnis bestand
nach Kaiser Karl IV. Landbuch auch in der
zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts noch
fort.1). Durch sein Bistum Brandenburg oder
auch direkt unterhielt das Kloster wohl eine
starke Verbindung auch in Dingen der Kunst
zum Erzstift in Magdeburg.
Im Querhaus des Magdeburger Domes
im nördlichen wie im südlichen Schiff steht je
eine Figur der Maria aus der ersten Hälfte
des XIV. Jahrhunderts.2) Die größere der beiden
an einem Pfeiler des südlichen Querarms, aus
Sandstein, übertrifft die Spandauer Madonna
um fast % m.3) Von diesem Unterschied und
einigen wenigen Abwandlungen und Bereiche-
rungen im unwesentlichen Detail abgesehen,
ist die Verwandtschaft der beiden Figuren so
erstaunlich, daß der Schluß, sie müßten beide
Märkisches Museum, Berlin □
Orig.-Aufn. v. Dr. Fr. Stoedtner-Berlin
aus derselben Werkstatt, ja aus derselben Hand hervorgegangen sein, zwingend erscheint.
Zunächst ist die Erscheinung fast dieselbe. Hier wie dort der ein wenig lange Unter-
körper, der etwas kurze Oberleib. Die größte Ähnlichkeit in der charakteristischen
9 Fidicin, Kaiser Karl IV. Landbuch der Mark Brandenburg, S. 30.
2) Bode, Geschichte der deutschen Plastik, S. 100. Schnaase, Geschichte der bildenden
Künste, Bd. VI, S. 50f.
, Höhe 1,82 m.