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Monatshefte für Kunstwissenschaft
seiner Gemahlin Helena (gest. 1506), einer Tochter Graf Ulrichs des Vielgeliebten von
Württemberg-Stuttgart; im Jahr 1501 wurde zur „Wiederherstellung" des Altars ein
Ablaß verliehen 9. Wie im Heilbronner Mittelschrein stehen in Öhringen je zwei
Heilige unter reichen Baldachinen rechts und links von der etwas erhöht stehenden
Madonna, deren Schleier vom Christuskind gefaßt wird.
Beim Hochaltar der Schloßkirche zu Winnental bei Winnenden 2), der im Auf-
bau und auch in den Reliefs an den Heilbronner Hochaltar erinnert, könnte man ver-
sucht sein, das auf dem Altar vorkommende, verschlungene Monogramm J. S. mit
Johann Seyfer aufzulösen; aber erstens erscheint dieses Monogramm zu unbedeutend
für eine Künstlersignatur3) und dann ist wahrscheinlich der Winnentaler Altar, der
mehrfach Renaissanceformen zeigt, erst nach Hans Seyfers Zeit entstanden.
Die schöne Holzstatue des zum Kreuz aufblickenden Johannes 4) in der Domini-
kanerkirche zu Wimpfen erinnert etwas an die Art Hans Seyfers. Auch die Kreuzigungs-
gruppe neben der evangelischen Pfarrkirche zu Wimpfen ") hat manches mit Hans
Seyfers Stuttgarter Kreuzigungsgruppe gemein: man vergleiche die Gestalt des Christus
und die Gewandung der Magdalena. Es ist mir deshalb wahrscheinlich, daß irgend
ein Zusammenhang besteht zwischen Hans Seyfer und dem im Jahre 1519 verstorbenen
Mainzer Bildhauer Hans Backoffen von Sulzbach''), der die zwei Kreuzigungsgruppen
in Frankfurt a/M. geschaffen hat und dem auch die Wimpfener Gruppe zugewiesen
werden muß7). Die Gruppe auf dem Frankfurter Domkirchhof ist von 1509, die auf
dem dortigen Peterskirchhof von 1511, die Wimpfener Gruppe wird als später als die
auf dem Domkirchhof erklärt s); daß bei der Wimpfener Gruppe teiweise Heilbronner
Sandstein verwendet wurde 9), ist bei der kleinen Entfernung Wimpfens von Heil-
bronn naheliegend, daß aber auch bei beiden Frankfurter Gruppen zum Teil Heilbronner
Steine verwendet wurden10), ist doch auffallend.
Suchen wir nach Schülern von Meister Hans Seyfer, so wird als solcher sein
schon erwähnter Bruder Lienhard anzunehmen sein. Ein Bruder Lienhards und also
auch Hans Seyfers war der bald Schreiner bald Bildhauer genannte Peter Seyfer; er
erhielt im Jahre 1513 Sitzbewilligung in Heilbronn und heiratete Ottilia Holzwartin von
dort, die im Jahre 1531 als Witwe unter dem Namen „Ottilia Bildhauerin" erwähnt
wird11). Ob ein zu Lebzeiten des Meisters Hans und noch im Jahr 1527 in Heilbronn
ß Boger a. a. 0., S. 77.
2) Gesamtabbildung bei M. Schütte a. a. 0., Taf. 79; gute Abb. der Reliefs in den
Württemb. Kunst- und Altertumsdenkmalen, Atlas des Neckarkreises.
3) M. Schütte a. a. 0., S. 215.
4) Abbildung bei Georg Schäfer, Kreis Wimpfen, zwischen S. 104 und 105.
°) Vgl. Georg Schäfer a. a. 0., S. 78—87 mit Abbildung.
") Von welchem Sulzbach er war, ist nicht bekannt. — P. F. Schmidt in seinem erwähnten
Aufsatz (a. a. 0., S. 354) spricht die gleiche Vermutung aus.
7) Wolff-Jung, die Baudenkmäler zu Frankfurt a/M. II (1898), S. 366—390.
s) Wolff-Jung a. a. 0., S. 386.
9) Georg Schäfer a. a. 0, S. 79.
10) Wolff-Jung a. a. 0., S. 367 und 380.
") Dies und das Folgende aus Betbüchern und sonstigem archivalischen Material in Heilbronn.
Monatshefte für Kunstwissenschaft
seiner Gemahlin Helena (gest. 1506), einer Tochter Graf Ulrichs des Vielgeliebten von
Württemberg-Stuttgart; im Jahr 1501 wurde zur „Wiederherstellung" des Altars ein
Ablaß verliehen 9. Wie im Heilbronner Mittelschrein stehen in Öhringen je zwei
Heilige unter reichen Baldachinen rechts und links von der etwas erhöht stehenden
Madonna, deren Schleier vom Christuskind gefaßt wird.
Beim Hochaltar der Schloßkirche zu Winnental bei Winnenden 2), der im Auf-
bau und auch in den Reliefs an den Heilbronner Hochaltar erinnert, könnte man ver-
sucht sein, das auf dem Altar vorkommende, verschlungene Monogramm J. S. mit
Johann Seyfer aufzulösen; aber erstens erscheint dieses Monogramm zu unbedeutend
für eine Künstlersignatur3) und dann ist wahrscheinlich der Winnentaler Altar, der
mehrfach Renaissanceformen zeigt, erst nach Hans Seyfers Zeit entstanden.
Die schöne Holzstatue des zum Kreuz aufblickenden Johannes 4) in der Domini-
kanerkirche zu Wimpfen erinnert etwas an die Art Hans Seyfers. Auch die Kreuzigungs-
gruppe neben der evangelischen Pfarrkirche zu Wimpfen ") hat manches mit Hans
Seyfers Stuttgarter Kreuzigungsgruppe gemein: man vergleiche die Gestalt des Christus
und die Gewandung der Magdalena. Es ist mir deshalb wahrscheinlich, daß irgend
ein Zusammenhang besteht zwischen Hans Seyfer und dem im Jahre 1519 verstorbenen
Mainzer Bildhauer Hans Backoffen von Sulzbach''), der die zwei Kreuzigungsgruppen
in Frankfurt a/M. geschaffen hat und dem auch die Wimpfener Gruppe zugewiesen
werden muß7). Die Gruppe auf dem Frankfurter Domkirchhof ist von 1509, die auf
dem dortigen Peterskirchhof von 1511, die Wimpfener Gruppe wird als später als die
auf dem Domkirchhof erklärt s); daß bei der Wimpfener Gruppe teiweise Heilbronner
Sandstein verwendet wurde 9), ist bei der kleinen Entfernung Wimpfens von Heil-
bronn naheliegend, daß aber auch bei beiden Frankfurter Gruppen zum Teil Heilbronner
Steine verwendet wurden10), ist doch auffallend.
Suchen wir nach Schülern von Meister Hans Seyfer, so wird als solcher sein
schon erwähnter Bruder Lienhard anzunehmen sein. Ein Bruder Lienhards und also
auch Hans Seyfers war der bald Schreiner bald Bildhauer genannte Peter Seyfer; er
erhielt im Jahre 1513 Sitzbewilligung in Heilbronn und heiratete Ottilia Holzwartin von
dort, die im Jahre 1531 als Witwe unter dem Namen „Ottilia Bildhauerin" erwähnt
wird11). Ob ein zu Lebzeiten des Meisters Hans und noch im Jahr 1527 in Heilbronn
ß Boger a. a. 0., S. 77.
2) Gesamtabbildung bei M. Schütte a. a. 0., Taf. 79; gute Abb. der Reliefs in den
Württemb. Kunst- und Altertumsdenkmalen, Atlas des Neckarkreises.
3) M. Schütte a. a. 0., S. 215.
4) Abbildung bei Georg Schäfer, Kreis Wimpfen, zwischen S. 104 und 105.
°) Vgl. Georg Schäfer a. a. 0., S. 78—87 mit Abbildung.
") Von welchem Sulzbach er war, ist nicht bekannt. — P. F. Schmidt in seinem erwähnten
Aufsatz (a. a. 0., S. 354) spricht die gleiche Vermutung aus.
7) Wolff-Jung, die Baudenkmäler zu Frankfurt a/M. II (1898), S. 366—390.
s) Wolff-Jung a. a. 0., S. 386.
9) Georg Schäfer a. a. 0, S. 79.
10) Wolff-Jung a. a. 0., S. 367 und 380.
") Dies und das Folgende aus Betbüchern und sonstigem archivalischen Material in Heilbronn.