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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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M. v. Rauch. Meister Hans Seyfer, Bildhauer und Bildschnitzer in Heilbronn 527

erwähnter Schreiner Niklaus Syfrit ebenfalls ein Bruder des Hans Seyfer war, wäre
deshalb wissenswert, weil im Jahre 1499 als die Heimat eines vielleicht mit ihm identischen
Heilbronner Söldners Niklas Syfried Würzburg angegeben wird. Der Schreiner Niklaus
Syfrit ist jedenfalls identisch mit einem Niklaus Schreiner, den der Heilbronner Rat im
Jahre 1519 zum Büchsenmeister annahm; im Jahre 1531 war er tot und scheint einen
Sohn Mathis Syffert, der gleichfalls Schreiner war, hinterlassen zu haben.
Als Schüler von Hans ist vielleicht der Heilbronner Bildhauer Michel Viktorin
oder Lang anzusprechen; dieser nicht unbedeutende, aus Schlesien stammende Meister,
der seit 1503 in Heilbronn nachzuweisen ist, machte u. a. im Jahre 1525 das schöne
Grabdenkmal der Familie von Plieningen in der Kirche zu Kleinbottwar 1); im Jahre
1522 scheint er mit Meister Hansens Bruder Peter Seyfer zusammengewohnt zu haben.
In einem undatierten Schriftstück des Heilbronner Archivs wird neben ver-
schiedenen Schreinern ein Stoffel Geiger genannt und als „Meister Hansen des Bild-
hauers Knecht" bezeichnet. Es wäre möglich, daß dieser Stoffel identisch ist mit dem
Bildhauer Stoffel oder Christof zu Urach 2), dessen erstes beglaubigtes Werk der Uradier
Taufstein von 1518 ist. M. Schütte hat dem Christof von Urach, der in Stein und
Holz gearbeitet hat, den Hochaltar in dem nicht weit von Heilbronn gelegenen Besigheim
zugewiesen "); die schöne, sorgfältig frisierte Königstochter der Besigheimer Mittel-
gruppe könnte sehr gut von einem Schüler des Meister Hans ausgeführt sein, denn
sie scheint mir den zwei Sibyllen des Heilbronner Hochaltars nahe zu stehen, auch
der mit Pflanzen bewachsene felsige Boden, auf dem die Besigheimer Mittelgruppe
steht, erinnert an Seyfer, der sogar die Einzelfiguren des Heilbronner Hochaltars zum
Teil auf solchen Boden stellte. Der Besigheimer Altar erinnert übrigens in manchem
an den Winnentaler.
Da Meister Hans vielleicht den Christof von Urach als Schüler hatte und wahr-
scheinlich selbst in kleinen Orten der Uracher Gegend (Neuffen, Beuren) tätig war, so
möchte ich auf eine Möglichkeit bezüglich der Herkunft des Meisters hinweisen: sollte
Meister Hans Seyfer selbst aus Urach stammen und vielleicht mit dem Steinmetzen
Hans von Aurach 4) identisch sein, als dessen Heimat doch wohl die württembergische
Residenz Urach zu betrachten ist? Hans von Aurach war an zwei Orten der Heil-
bronner Gegend tätig, nämlich in Öhringen beim Umbau der Stiftskirche (urkundlich
1491) und in Wimpfen beim Umbau der Pfarrkirche (inschriftlich 1493 und 1497 5)),
also gerade in zwei Städten, wo auch eine Tätigkeit Hans Seyfers als wahrscheinlich
zu bezeichnen ist 6); die erwähnte Wimpfener Ölbergkapelle steht in struktivem Zu-

9 Abbildung im „Deutschen Herold" 1907, Nr. 8.

2) Vgl. über ihn A. Klemm in Ed. Paulus Schwarzwaldkreis, S. 516.

') M. Schütte a. a. O., S. 127; Abbildungen Taf. 4 und 5.

4) Vgl. über ihn A. Klemm in den Württemb. Vierteljahrsh. für Landesgeschichte, S. 125
und (berichtigend) S. 201. — Ein Hans von Uracli war 1492 als Kirchenmeister in Gmünd ansässig

(E. Gradmann, Jagstkreis, S. 368.)

°) Das bei diesen Jahreszahlen erscheinende Steinmetzzeichen ist nicht das des Bernhard

Sporer sondern das des Hans von Aurach, wie Klemm a. a. 0., S. 201 nachgewiesen hat

(Figur 100 bei Klemm).

9 Vgl. S. 522, 523 und 525.
 
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