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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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E. Kühnel. Palastanlagen im islamischen Abendlande

531


Der SEEPALAST in der Qal'aa Hammad, nach der Publikation von Beylie


(Paris, E. Leroux, 1909)

weil wir an ihnen zum ersten Male die Dreiteilung konstatieren, die den Residenz-
bauten im Maghrib eigentümlich war. Der erste Komplex, gewöhnlich Mesuar genannt,
enthielt die Räume für die öffentliche Rechtsprechung und die allgemeinen Audienzen,
der zweite, mit ,'den Amtslokalen der Minister und den Sälen für feierliche Empfänge,
war der eigentliche Sitz der Regierung (Diwan), während der dritte, der Harim, aus
den Privatgemächern des Königs und den Frauenkemenaten bestand. Die einzelnen
Teile waren gewöhnlich streng von einander geschieden, der mittlere regelmäßig der
größte und prunkvollste, mit einem Wasserbassin in der Mitte, während der letzte um
einen offenen Hof gruppiert wurde. Bei unebenem Terrain lag der Mesuar stets am
tiefsten. Gärten wurden vornehmlich vor dem Eingang und im Anschluß an den Harim
angelegt. Mit diesem waren auch die Bäder verbunden, die nirgends fehlten, während
die zugehörige Moschee in der Regel von außen zugänglich und wohl nur die Frauen-
tribüne durch einen gedeckten Gang vom Palastinneren aus zu erreichen war. Alle
diese Bauten waren verhältnismäßig niedrig, ohne Fassadendekor, und von scheinbar
ganz willkürlicher Anordnung; sie unterschieden sich darin wesentlich von derartigen
persischen Anlagen, die oft mehrere Stockwerke hoch und stets unter Berücksichtigung
der Symmetrie und der Außenwirkung aufgeführt waren. Die Normen des abend-
ländischen Schemas finden sich größtenteils bereits in den beiden Palästen auf der
Qal'aa, deren Grundrisse — die übrigens in einzelnen Teilen noch der Nachprüfung
 
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