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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

heute an ihre ehemalige Bestimmung. Das Wasserbassin kennen wir an dieser Stelle
bereits aus früheren Analogien. Die Trennung von dem Löwenhofe, um den sich die
Privatgemächer gruppierten, war durch einen jetzt zugemauerten Korridor bewerk-
stelligt. Wie der Teich für den Diwan, so ist der Springbrunnen für den Harim
charakteristisch. Eine derartige Anlage mit speienden Löwen wird schon in einem der
ersten Märchen aus Tausendundeiner Nacht geschildert. Die Pavillons lassen sich
ebenso weit zurückverfolgen. Die Bäder lagen etwas tiefer, auf dem Niveau des
Mesuar, die Fürstengruft (Rauda) nach der jetzt durch die Marienkirche ersetzten Moschee
zu, die mit dem Harim verbunden war. Weitere Konstruktionen, die gegenwärtig
bloßgelegt werden, leiteten zu dem sog. Frauenturm über, einem kleinen Prinzenpalast (?),
zu dem ein hübscher Kunstteich gehörte. Auf dem Burghügel befand sich noch ein
weiterer Palast von bescheidenen Dimensionen, aber ebenfalls mit einem länglichen
Bassin, der dem gänzlichen Verfall nahe ist. Über der Alhambra thront das Lust-
schloß Djnin al-Arif, dessen kunstvolle Park- und Wasseranlagen, Terrassen und Kas-
kaden wir erst im XVII. Jahrhundert in den persischen Villen aus der Zeit des großen
Abbäs wiederfinden. Noch großartiger sollen die hydraulischen Vorrichtungen der
Wasserburg 'Ain ed-dam'a gewesen sein. Zwei weitere Sommersitze der granadiner
Fürsten, Dar el-'Arüsa (vgl. Qal'aa Hammad) und Qapr el-Hidjär (vgl. Merräkes) werden
nur noch durch unförmliche Ruinen bezeichnet1). In Malaga hatten die Na^riden einen
Palast, über den uns nähere Details fehlen.
Nach der Kapitulation von Granada (1492) fand die maurische Kunst Anda-
lusiens am marrokkanischen Hofe ihre letzte Zuflucht, nachdem die Beziehungen
zwischen beiden Ländern in den letzten Jahrhunderten immer enger geworden
waren. Zunächst nahm Fes das große Erbe Spaniens auf. Von dem Königs-
palast besitzen wir Beschreibungen aus dem XVI. Jahrhundert von Marmol
und Torres 2). Der letztere erwähnt das reiche Material von Marmor, Jaspis und
Alabaster, die Teiche und Brunnen, und die zugehörige Moschee. Golius, der im
Jahre 1622 nach Marokko reiste, nahm den hier wiedergegebenen Plan des Harim
auf — denn nur um diesen handelt es sich — den zuerst Windus in der „Reise nach
Mequinetz von Kapt. Stuart" (Hannover 1726) mitteilte. In i haben wir einen ähn-
lichen Pavillon wie im Löwenhofe, hier Qubbat ed-dheheb (goldene Kuppel) genannt,
gegenüber den anderen, in w eine Fontäne, die ihr Wasser in ein längliches Becken (x)
ergießt. Rechts schließt sich der königliche Garten an. Die ganze Abteilung heißt noch
heute Dar es-Sultän im Gegensätze zum Dar el-Makhzen (Palast der Behörde), wo
die Minister sich aufhalten, einem rechteckigen Hof mit Pavillon für den Herrscher,
und zum Mesuar, wo der Fürst die Abgesandten der Stämme empfängt, um von
ihnen den Tribut entgegenzunehmen, und wo er öffentlich Recht spricht. Später er-
baute Mulay 'Abdallah bei Fes das Lustschloß Dar ed-Debibägh, wo er 1757 starb,
und Mulay Hasan verband Altstadt und Neustadt durch den Palast und die Gärten
von Bü Djelüd. Er restaurierte auch alle früheren Bauten und errichtete manche von
9 Vgl. „Stätten der Kultur", Band 12: Granada.
-) Marmol Carvajal, Descripciön de Africa. Granada 1573. Diego de Torres, Relaciön
del origen y suceso de los Xarifes. Sevilla 1586.
 
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