E. Kühnel. Palastanlagen im islamischen Abendlande
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andalusischen Einflüssen entstand, werden wir später noch zu handeln haben. Die
gefährlichste Rivalin von Fes war damals Tlemsen, wo die Zeiäniden ihren glänzen-
den Hof hielten und außer vielen religiösen Gebäuden einen „Mesuar" (der Ausdruck
ist als pars pro toto des Regierungssitzes zu verstehen) aufführten, von dem heute
nur noch die Burgkapelle die ursprüngliche Form bewahrt. Die Meriniden erbauten
vor Tlemsen um 1300 eine gewaltige Lagerstadt, Mehallat el-Man^üra, die u. a. auch
einen „Siegespalast" enthielt 1). Im östlichen Maghrib war Tunis, das seit 1206 unter
den Hafciden stand, ein Mittelpunkt geistiger und künstlerischer Tätigkeit geworden.
Der berühmte Palast von Abu Fahr in der Ariana, mit großem Wasserbecken, Pavillons
und Gärten fiel bei der Eroberung durch Karl V. der Zerstörung anheim.
Die eigentliche Metropole des islamischen Abendlandes aber wurde im XIV. Jahr-
hundert Granada, wo die Na^riden das von ihrem Ahnherrn Muhammed I. begonnene
Riesenwerk der Alhambra zur Vollendung brachten. Die älteren Teile sind bis auf
die Qa^ba, in der die Leibwachen einquartiert waren, untergegangen, und was wir
jetzt als den in aller Welt bekannten Königspalast bewundern, geht fast ausschließlich
auf die Sultane Yusuf I. und Muhammed V. zurück. Die beigegebene Grundrißskizze
mag die ursprüngliche Disposition, die durch mancherlei Ein- und Umbauten jetzt völlig
entstellt ist, in großen Zügen darstellen. Der Mesuar hat diesmal einen inneren Hof
mit Brunnen und reicher Fassade, an der sich wiederum das reich geschnitzte Vordach
findet, das auch über dem alten Eingangstor vorkommt. Man steigt auf einer Treppe
zu dem höher gelegenen Myrtenhofe hinauf, um den die Amtsstuben der Veziere und
die Empfangsräume lagen. Die „Segenshalle" und der „Gesandtensaal" erinnern noch
9 W. et G. Margais, Les monuments arabes de Tlemcen. Paris 1903.
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andalusischen Einflüssen entstand, werden wir später noch zu handeln haben. Die
gefährlichste Rivalin von Fes war damals Tlemsen, wo die Zeiäniden ihren glänzen-
den Hof hielten und außer vielen religiösen Gebäuden einen „Mesuar" (der Ausdruck
ist als pars pro toto des Regierungssitzes zu verstehen) aufführten, von dem heute
nur noch die Burgkapelle die ursprüngliche Form bewahrt. Die Meriniden erbauten
vor Tlemsen um 1300 eine gewaltige Lagerstadt, Mehallat el-Man^üra, die u. a. auch
einen „Siegespalast" enthielt 1). Im östlichen Maghrib war Tunis, das seit 1206 unter
den Hafciden stand, ein Mittelpunkt geistiger und künstlerischer Tätigkeit geworden.
Der berühmte Palast von Abu Fahr in der Ariana, mit großem Wasserbecken, Pavillons
und Gärten fiel bei der Eroberung durch Karl V. der Zerstörung anheim.
Die eigentliche Metropole des islamischen Abendlandes aber wurde im XIV. Jahr-
hundert Granada, wo die Na^riden das von ihrem Ahnherrn Muhammed I. begonnene
Riesenwerk der Alhambra zur Vollendung brachten. Die älteren Teile sind bis auf
die Qa^ba, in der die Leibwachen einquartiert waren, untergegangen, und was wir
jetzt als den in aller Welt bekannten Königspalast bewundern, geht fast ausschließlich
auf die Sultane Yusuf I. und Muhammed V. zurück. Die beigegebene Grundrißskizze
mag die ursprüngliche Disposition, die durch mancherlei Ein- und Umbauten jetzt völlig
entstellt ist, in großen Zügen darstellen. Der Mesuar hat diesmal einen inneren Hof
mit Brunnen und reicher Fassade, an der sich wiederum das reich geschnitzte Vordach
findet, das auch über dem alten Eingangstor vorkommt. Man steigt auf einer Treppe
zu dem höher gelegenen Myrtenhofe hinauf, um den die Amtsstuben der Veziere und
die Empfangsräume lagen. Die „Segenshalle" und der „Gesandtensaal" erinnern noch
9 W. et G. Margais, Les monuments arabes de Tlemcen. Paris 1903.