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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

trefflicher Gerard Dou behandelt das beliebte Thema der ärztlichen Konsultation.
Zwei Gegenstücke von der Hand des älteren Egbert van Heemskerk, ein Bauern-
gelage und eine Gerichtsverhandlung, in goldbräunlichem Gesamtton gehalten, ver-
raten einen Spötter, dessen Art an Hogarthsche Satire gemahnt, und von dem
die Geschichte wohl wahrscheinlich klingt, er habe Karl II. in so fataler Situation
porträtiert, daß die Sache dem Maler beinahe den Kopf gekostet hätte. Pieter
de Hoochs musizierende Gesellschaft — in zwei Varianten zu genießen — gehört
zu den Juwelen der Sammlung; ebenso sind sehr reizvoll die beiden Gegenstücke
des Thomas Wyck, den Hof eines Wirtshauses und ein Kücheninterieur mit Mutter
und Kind darstellend, die Einflüsse von Adr. von Ostade her zeigen. Der überaus
seltene Maerten Stoop ist mit zwei Bildern zur Stelle: das eine, etwas flüchtig gezeichnet,
stellt die räuberische Plünderung eines herrschaftlichen Besitzes dar; das andere eine lustige
Gesellschaft in der Art des A. J. Duck, von dem die Galerie gleichfalls zwei Arbeiten
bewahrt. Ein delikates Bildchen ist die musizierende Dame in zitronenfarbenem Mieder
und rosarotem Rock von Jacob Ochtenwelt aus Rotterdam (1663), dem Mitschüler Pieter
de Hoochs bei Cl. Berchem; nicht ganz so fein die beiden Eglon van der Neers: Herr
mit drei Damen im Walde und Musizierende Dame im Zimmer. Von Neers berühmtem
Schüler, Adr. v. d. Werff, sieht man ein reizendes Stück, ein junges Mädchen betrachtet
eine Blumenvase, das sich von der sonstigen geleckten porzellanartigen Maltechnik
Werffs glücklich entfernt. Von vlämischen Sittenbildern sei der kleine Teniers, eine
auf ein feines Silbergrau gestimmte Versuchung des hl. Antonius, und das sehr hübsche
Interieur des Jan Siberechts erwähnt, eine häusliche Szene darstellend, mit Bildern im
Bilde ausgestattet, in denen Siberechts, wie neuerdings nachgewiesen, eigene Arbeiten
kopiert hat.1)
Die trefflich vertretenen „Gezelschalschilderen" aus der Umgebung des Franz
Hals: David Vinckboons, Palamedes, Dirk Hals, Pieter Potter und wie sie heißen
(auch von dem wenig gekannten Christoffel Jacobsz van der Laenen oder Lamen aus
Brüssel findet man ein interessantes Interieur von 1630, mit einer gemalten Bilder-
galerie) führen uns endlich auf das Kapitel der Bildnismalerei, daß, wenn auch der
Franz Hals' und van Dycks entbehrend, doch so glänzende Stücke aufzuweisen hat
wie den erwähnten Yrsselius des Rubens und das herrliche kleine Bildnis einer älteren
Dame von Terborch.
Ein glücklicher Zufall ist es, der den kunstbeflissenen Besucher der dänischen
Hauptstadt in den Stand setzt, seine Studien in der alten Gemäldegalerie an Ort und
Stelle noch weiter ausdehnen und vertiefen zu können, indem Kopenhagen in der
kleinen, aber auserlesenen Sammlung des Grafen Moltke-Bregentved eine Galerie
besitzt, deren Schwergewicht wie das der Staatsgalerie bei den Holländern des XVII.
Jahrhunderts liegt, und die daher wie geschaffen dazu ist, eine Ergänzung jener zu bilden.

9 Vgl. Frimmel, Blätter f. Gemäldekunde 1907, III., S. 18 u. 19.
 
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