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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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578

Monatshefte für Kunstwissensdiaft

Schongauer Einfluß ist in dem Jahre 1493 ziemlich
gering und tritt fast völlig in den Hintergrund.
Läßt uns dies schon ohne weiteres auf einen
Lehrer schließen, der von Schongauer unab-
hängig ist, so wird unser Schluß dadurch nur
bestätigt, daß wir wissen, daß der Straßburger
Meister ein alter Meister war und somit min-
destens mit Schongauer gleichalterig wenn nicht
älter als jener. Auffällig berührt es uns ferner,
daß Dürer 1493 plötzlich auf Pergament 9 zu
malen beginnt, und daß eben die im Imhoffschen
Inventar erwähnten Bilder auch auf demselben
Stoffe ausgeführt waren.
Hier angelangt, fragt man sich unwillkürlich,
ob es wohl möglich wäre, den Namen des Straß-
burgers ausfindig zu machen; doch hier versagt
selbst die Hypothese 2), und werden wir uns

9 Vielleicht haben wir den Straßburger Meister unter
der Zahl der Handschriftenillustratoren zu suchen; auch
Burckhardt findet das Auftauchen des Pergamentes be-
achtenswert und führt es auf eine Basler Gewohnheit
zurück.

2) Vgl. das Verzeichnis der Straßburger Künstler von
Seyboth (Rep. f. Kunstw. XV, p. 37ff.). — Die sonst so

wohl auch in Zukunft, falls keine neuen Urkunden
ans Tageslicht gefördert werden, mit den eben
gewonnenen Resultaten zufrieden geben müssen.
Schließlich ist diese Epoche auch nicht in dem
Grade für das Verständnis Dürerschen Frühkunst
wichtig, wie diejenige, die darauf folgte. Bald
nach seiner Hochzeitsfeier tritt Dürer seine erste,
so oft bestrittene Italienfahrt an, bei der sich
ihm ganz andersartige und viel tiefergehende
Eindrücke bieten, als auf seiner ersten Reise
durch Deutschlands Gaue.
Helmuth Th. Bossert.

ansprechende Vermutung Robert Fischers (Studien z.Kunst-
gesch. 1886, p. 415), daß eine Begegnung zwischen Dürer
und dem Hausbuchmeister 1494 in Straßburg stattgefunden
habe, und daß eben der Hausbuchmeister der „alte Straß-
burger Meister" sei, finde ich gerade für diese Zeit aus
den Handzeichnungen nicht zu belegen. Zweifelsohne
steht jedoch die Frühkunst Dürers eine Zeit lang in ab-
hängigem Verhältnis zum Hausbuchmeister, wie dies be-
sonders Hachmeister einleuchtend dargetan hat. Hoffent-
lich können meine Forschungen über die Hausbuchmeister-
gruppe, worüber demnächst eine größere Arbeit erscheinen
wird, zu einer weiteren Klärung dieser Fragen beitragen.
 
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